Küchengarten: Ernte vom Fensterbrett

Einleitung

Dezember 2018 In der kalten Jahreszeit liegt der Gemüsegarten meist brach. Das bedeutet aber nicht, dass Sie auf frische Vitamine verzichten müssen: Verlegen Sie ihre Gemüsekultur einfach auf die Fensterbank! Keimsprossen, viele Kräuter und sogar Salate gedeihen dort problemlos in Schalen oder Töpfen.

Zimmerkräuter auf der Fensterbank

Mit den ersten Frösten ist die Kräuterernte im Freien bei den meisten Arten vorbei. Die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein, und die Blätter werden braun. Sie können jedoch Ihr Aroma­buffet nach drinnen verlegen. Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Thymian, Salbei oder Zitronenmelisse wachsen auf der hellen Fensterbank weiter. Graben Sie die Pflanzen bei frostfreiem Wetter im Garten aus und setzen diese zum Antreiben in mit Erde gefüllte Töpfe oder Schalen. Gut angießen, dann entwickeln sie bald neues, frisches Grün zum Ernten.

Auch tropische Kräuter aus südlichen Ländern gedeihen gut im Zimmer – vor allem im Winter. Die kälteempfindlichen Pflanzen vertragen keinen Frost und müssen daher rechtzeitig im Herbst ins Warme. Dazu gehören exotische Salbeisorten wie Ananas-Salbei 'Pino' (Salvia rutilans), Honigmelonen-Salbei (Salvia elegans) oder Pfirsich-Salbei 'Peach' (Salvia greggii). Sie begeistern ab Sommer mit grazilen, roten Lippenblüten, die einen feinen, fruchtigen Duft verströmen – die Namen verraten jeweils nach welcher Obstart. Ihre aromatischen Blätter verfeinern Süßspeisen und Obstsalate, oder ergeben einen wunderbaren Tee. Einfach ein paar Blätter mit heißem Wasser aufbrühen und einige Minuten ziehen lassen – ein Genuss! Probieren Sie zum Süßen des Tees das Aztekische Süßkraut 'Colada' (Lippia dulcis): Die Blätter der subtropischen Pflanze enthalten einen kalorienfreien Stoff, der viel süßer schmeckt als Zucker. In seiner süd- und mittelamerikanischen Heimat verwendeten die Azteken den immergrünen Halbstrauch schon vor vielen hundert Jahren zum Süßen ihrer Speisen. Er wird nur 30 bis 40 Zentimeter hoch und kommt daher prima im größeren Topf am Fenster zurecht.

Vitaminreiche Kost nach oben

Keimsprossen und Grünkräuter

Keimsprossen gelten als ideales Frischgemüse für die Winterzeit. Der Vorteil: Sie werden innerhalb weniger Tage erntereif, schmecken lecker und enthalten eine volle Ladung abwehrstärkender Vitamine, sekundärer Pflanzenstoffe, wertvoller Mineralien und Ballaststoffe. Für Keimsprossen verwendet man Getreidekörner und Gemüsesamen, die nur mit Wasser – also ohne Erde – ein paar Tage im warmen Zimmer ankeimen.

Diese Keimlinge sind äußerst gesund, denn während des Keimvorganges wandeln sich die Nährstoffreserven des Samenkorns in Enzyme, Mineralien und Vitamine um. Deren Gehalt steigt um ein Vielfaches an. Das gilt vor allem für Vitamin C. Aber auch die Mengen an Eisen, Kalzium, Kalium und Zink legen zu.

So viel Pflanzenpower können Sie nutzen und die Keimlinge möglichst oft auf den Tisch bringen. Zum Beispiel roh genossen als geschmackliche Erfrischung auf dem Sandwich oder als Ergänzung zu Salaten. Gedünstet oder angebraten finden sie in asiatischen Wokgerichten, in der Frühlingsrolle, in Suppen oder im Omelett Verwendung. Dabei sorgen zahlreiche Geschmacksvarianten für reichlich Abwechslung.

Brokkoli-Sprossen schmecken mild-pikant. Die süßen ­Weizenkeime gefallen durch einen hohen Gehalt an Traubenzucker. Kichererbsen erinnern an Haselnüsse, Mungbohnen („Grünes Soja“), Lunja (Adzukibohnen) und Alfalfa an frische Erbsen. Fans der pikanten Küche lieben die scharfen ­Rettichsprossen. Sehr empfehlenswert sind zudem Mischungen, die Sie selbst komponieren oder fertig als Samenportion kaufen.

Microgreens nach oben

Ein neuer Food-Trend aus den USA heißt Microgreens, auf deutsch Grünkraut. Dabei geht es um ganz junge Gemüse- und Kräuter-Jungpflanzen, die erste richtige Wurzeln und zarte Blätter aufweisen. Sie haben also nur ein paar Tage mehr auf ihrem Lebenskonto als Keimsprossen und stecken wie diese voll mit Vitalstoffen, Mineralien und Aromen. Geerntet werden nur die Stiele mit den Blättern – je nach Sorte – wenn sie das Keimblattpaar oder das erste echte Blattpaar zeigen. Am besten verzehren Sie die kleinen Vitaminbomben frisch und roh in Salaten, als würzige Zugabe in Sandwiches oder im Burger, im Smoothie oder mit Quark und Frischkäse. Die Pflänzchen sind sehr empfindlich und verderben schnell.

Microgreens gibt es zwar schon lange. Das wohl bekannteste ist die allseits erhältliche Gartenkresse. Doch erst jetzt erleben die Grünkräuter einen richtigen Boom. So gibt es für den Selbstanbau eine reiche Auswahl an Saatgut bei zahlreichen Herstellern wie Kiepenkerl, Sperli, Quedlinburger Saatgut, Bingenheimer Saatgut, von keimgrün, Heimgart oder Saatzucht Bardowick. Die Sortenpalette reicht von Radieschen über Rauke, Rettich, Rote Bete, Daikon, Brokkoli, Asia-Salaten, Amaranth oder Kerbel bis hin zu Senf.

Die Anzucht gelingt besonders leicht in speziellen Anzuchtschalen und -boxen als Hydrokultur. Lose Samen verteilen Sie dünn auf einem feinen Gitter. Oder Sie verwenden ein Pad mit darin eingebettetem Saatgut. Regelmäßig wässern bis zur Erntereife. Stellen Sie die Gefäße an einen hellen Platz bei Zimmertemperatur auf. Dann ernten Sie bereits nach fünf bis zehn Tagen.

Rucola im Topf nach oben

Salatrauke

Wer Rauke (Rucola) nicht nur als Microgreen, sondern als Salatpflanze im Winter anziehen möchte, findet selbst drinnen gute Möglichkeiten dazu. Die Pflanzen wachsen im Blumentopf oder in einem Balkonkasten hervorragend. Einfach das Saatgut in einem mit Anzuchterde gefüllten Gefäß gleichmäßig verteilen, mit etwas Erde bedecken und leicht andrücken. Gut angießen und an einem warmen, hellen Standort – am besten auf der Fensterbank – aufstellen. Bereits nach wenigen Tagen schauen die ersten Keimlinge heraus und entwickeln sich in nur zwei bis drei Wochen zu erntereifen Pflänzchen. Wichtig: Greifen Sie hierfür zum Saatgut der schnell wachsenden Form der ­Salat-Rauke (Eruca sativa), denn die Wilde Rauke (­Diplotaxis ­tenuifolia) mit ihren tief gebuchteten Blättern taugt eher für das sommerliche Freiland: Sie wächst im Winter zu ­langsam.

Kultur von Keimsprossen nach oben

Die Anzucht von Keimsprossen gelingt leicht in einer Sprossenbox.

Am einfachsten gelingt die Anzucht von Sprossen in speziellen Keimgefäßen (z. B. Sprossenbox, ­BioSnacky, Sprossengläser und viele andere). Diese bestehen meist aus Etagen, worin frisches Wasser von oben nach unten rinnt. Als Keimgefäß dient eine Schale mit wasserdurchlässigem Boden, die leicht mit Samen zu füllen und später wieder zu reinigen ist. Die im Handel erhältlichen Keimgeräte sichern durch ihre Konstruktion, dass der Samen neben Wasser zum Quellen viel Sauerstoff erhält. Ein leichter Wasserfilm genügt zum Keimen und Wachsen. Bei zu viel Feuchtigkeit setzt sogar leicht Fäulnis ein. Überständiges Wasser sollten Sie daher stets zügig entfernen.

Verteilen Sie den Samen gleichmäßig in den Schalen und feuchten Sie ihn zwei- bis dreimal täglich frisch an. Je nach Art und Sorte sind die Keimlinge nach zwei, drei oder sechs Tagen fertig zum Gebrauch. Gebleichte, unter Lichtabschluss gewachsene Keimlinge sehen für viele attraktiver und zarter aus. Hierfür steht das Keimgefäß in einem Schrank oder unter einem Deckel abgedunkelt. Mit Licht auf der Fensterbank gekeimt, enthalten die Sprossen jedoch viel mehr Vitamin C.

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