Küchengarten: Artischocken – feine Delikatessen

Einleitung

Mai 2018 Artischocken gelten als Edelgemüse. Ihre großen, dekorativen Blüten sind nicht nur ein toller Blickfang im Gemüsegarten, sie schmecken auch köstlich und sind daher bei Gourmets geschätzt. Doch das Gemüse aus der Distelfamilie kann noch mehr.

Aufgeblühte Artischocke

Auf der Zeitreise von den (vermutlich iranischen) Bergwiesen durch ägyptische und römische Gärten bis zu heutigen Schlemmerfreuden haben die schönen Edeldisteln an Wildheit verloren. Stacheln tragen nur noch die Sorten, aus denen ein magenfreundliches Getränk bereitet wird. Ihren leicht bitteren Geschmack verdankt die Gemüse-Artischocke (Cynara scolymus) dem Wirkstoff Cynarin. Inulin, Mineralien, Provitamin A und viel Nerven-Vitamin B1 sind weitere gesunde Inhaltsstoffe. Diese Substanzen lassen Gallensäfte üppiger fließen und erleichtern damit die Verdauung fester Nahrungsmittel. Es heißt, sie linderten Blähungen und Völlegefühl und wirkten sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus. Obendrein soll die Leberfunktion durch den Bitterstoff angeregt werden und damit leicht entgiftend wirken. Daher gelten Artischocken bereits seit Jahrtausenden als Heilpflanze.

Kunstvolle Blüten nach oben

Das Prachtvollste an der über 2 Meter hohen Pflanze ist die kunstvoll gestaltete Blüte. Bereits die Knospe schmückt sich mit den kräftigen, in eindrucksvoller Regelmäßigkeit geschichteten Blütenhüllblättern. Sie öffnen sich zu strahlend blauvioletten Distelblüten – ein Fest für Schmetterlinge, Schwebfliegen, Bienen und Hummeln, die sich darauf in Mengen an Pollen und Nektar laben. Von August bis in den Oktober ­hinein dauert die Freude an der imposanten Blüte. Die können Sie übrigens ab August für die Vase schneiden oder als lange haltbare Trockenblume zur Dekoration verwenden.

Geerntet werden die Knospen nach oben

Erntereife Knospe

Die Ernte von einer Artischockenpflanze fällt nicht sonderlich reichhaltig aus, denn essbar sind nur die Knospen kurz vor dem Aufblühen – und davon auch nur ein geringer Teil, der weiche Blütenboden. Davon satt zu werden, ist nahezu unmöglich, doch darauf kommt es nicht an.

Schließlich sind Artischocken ein Hochgenuss und ein Highlight für die Festtafel. Freude kommt schon beim Anblick der ebenmäßigen großen Knospen auf. Servieren Sie die Blüten gedünstet und heiß. Lösen Sie ein schuppenartiges Hüllblatt nach dem anderen ab, dippen es in eine feine Soße (gut schmeckt Sauce Hollandaise) und „zutzeln“ Sie den Bissen aus dem verdickten Blattansatz heraus. Als Krönung bleibt zum Schluss der zarte Blütenboden übrig – das Herzstück der Artischocke. Sein aromatisches, dickes Fleisch ist eine besondere Delikatesse.

Artischockenböden kommen sauer eingelegt auch als Vorspeise auf den Tisch. Sehr junge, zarte Knospen können Sie sogar im Ganzen essen. So liebt man sie in den Ländern rund ums Mittelmeer, wo sie häufig in Öl eingelegt auf dem Antipasti-Teller gereicht werden.

Staude im Ziergarten nach oben

Artischocken gedeihen auch bei uns, aus Samen oder Ablegern gezogen. Im Gegensatz zu ihrer engen Verwandten, der Spanischen Artischocke, manchen als Cardy oder Kardone bekannt, ist die Artischocke mehrjährig und hält bei luftigem Winterschutz vier bis fünf Jahre lang aus. Es gibt empfehlenswerte grüne Sorten wie 'Große Grüne' oder dekorative violette wie 'Romagna'. Die stattlichen Stauden passen nicht nur ins Gemüsebeet, sondern auch sehr gut in den Ziergarten. Vor dem Hintergrund dunkler Hecken oder Koniferen kommen sie an sonniger Stelle schön zur Geltung.

Keine Staunässe im Winter nach oben

Ein Eimer schützt vor Staunässe

Winterliche Nässe halten Sie der Trockenheitsliebhaberin besser „vom Hals“. Die langen Pfahlwurzeln faulen sonst leicht. Sie können die Pflanzen ausgraben und mit kleinem Wurzelballen wie Dahlien frostfrei überwintern. Üblicher ist aber, im November die Blätter einzukürzen und ringsum eine 20 cm hohe Schicht aus Laub oder gehäckseltem Stroh anzuhäufeln. Eine Folie oder ein darüber gestülpter Eimer verhindert, dass zu viel Wasser an die Wurzeln kommt. Im April wird alles wieder entfernt und das neue Wachstum beginnt.

So gelingt die Kultur nach oben

Artischocken bevorzugen eine sonnige, geschützte Stelle im Garten oder vor einer Hauswand. Lockerere, nährstoffreiche Böden mit guter Wasserdurchlässigkeit sind ideal und beugen, gerade im Winter, der Staunässe vor.

Wer selbst aussäen möchte, startet bereits Ende Februar. Bis Anfang April ist die Anzucht aus Samen auf der Fensterbank noch möglich. Danach kaufen Sie lieber vorge­zogene Pflanzen, zum Beispiel der Sorte 'Imperial Star'. Ihr Vorteil: Sie bringen bereits im Jahr der Pflanzung einige Blüten hervor.

Bei 20 bis 22 °C dauert die Keimung 12 bis 20 Tage. Nach weiteren drei bis vier Wochen pikieren Sie die Sämlinge in kleine Töpfe. An einem hellen Standort entwickeln sie sich bis zum Auspflanzen Ende Mai zu kräftigen Gewächsen. Im Jahr der Aussaat entwickelt die Artischocke als zweijährige Pflanzenart nur eine Blattrosette. Die Blüten bilden sich erst nach Einwirkung der Winterkälte im Folgejahr.

Viel Platz einplanen nach oben

Einkürzen der Blätter im November

Wer mehrere Artischocken nebeneinander setzen möchte, sollte viel Platz für die ausladenden Riesen einplanen: Sie beanspruchen einen Abstand von 1×1 m.

Vor der Pflanzung arbeiten Sie zunächst drei bis vier Liter Kompost pro Quadratmeter oberflächlich in den Boden ein. Mischen Sie 120–150 g organischen Volldünger in den Aushub des Pflanzlochs. Er liefert ausreichend Nahrung für gesundes Wachstum.

Von August bis Oktober ernten Sie die Blütenstände, wenn sie prall geworden sind, die Hüllblätter sich aber noch nicht geöffnet haben, inklusive einiger Zentimeter des Stiels. Im ersten Jahr nach der Pflanzung trägt eine Artischocke etwa drei bis vier Knospen, die Sie jedoch nicht abschneiden: Das würde ihr unnötig Kraft zum Einwachsen rauben. In den Folgejahren sind es schon sieben bis zehn Knospen, die ab dann in die Küche wandern dürfen.

Die wuchtigen, 1,50 bis 2 Meter hohen Pflanzen sind mit ihren silbergrauen, tief gebuchteten Blättern und den auffallenden Blütenständen eine Attraktion in jedem Garten. Wenn ihnen der Standort gefällt, halten sie vier bis fünf Jahre aus. Während dieser Zeit profitiert die Artischocke vom Winterschutz und einer reichlichen Versorgung mit Humus, Kompost, verrottetem Mist oder Rindenkompost.

Wer bereits seit drei, vier Jahren Artischocken im Garten hat, kann diese im späten Frühjahr teilen und somit gleichzeitig vermehren und verjüngen.

  • Küchengarten: Pflegekurs für Gemüse
  • Küchengarten: Mut zur Feige!