Küchengarten: Unbeliebte Erntehelfer
Einleitung
Mai 2016 Um es vorweg zu sagen: Auch Vögel und Falter möchten einfach nur leben und sich vermehren. Fällt die Obsternte für Sie jedoch allzu mager aus, ist es geschickt, die Tiere ein bisschen auszutricksen.
Vögel verscheuchen nach oben
Bleiben von Johannisbeeren oder Kirschen nur Stiele übrig, sind die Diebe schnell entlarvt: Vögel! Amseln, Elstern, Eichelhäher, Wildtauben und Stare rupfen sich daran satt.
Das alte Gegenmittel Vogelscheuche heißt leider nur so. Haben sich die Tiere daran gewöhnt, ignorieren sie die unbewegliche Gestalt. Selbst Flatterbänder verlieren bald ihre Wirkung. Ich hatte meine Hoffnung in blinkende, in den Baum gehängte CDs gesetzt, erwischte aber schon bald ein Pärchen Türkentauben, die es sich entspannt direkt unterhalb der sich lebhaft drehenden Scheiben schmecken ließen.
Starre Gebilde und windbetriebene Schreckmittel machen also kaum Eindruck. Rudolf Barth, Saat- und Ernteschutzhersteller, setzt mit seinem beeindruckende 40 cm großen Vogelschreck-Ballon auf einen Urinstinkt der Vögel: ihrer (Todes-)Angst vor Raubvögeln. Plakative Raubtieraugen sollen den Fluchtreflex auslösen, und das in einem Areal von 40 Meter Durchmesser. Der Ballon wird in den Baum gehängt bzw. an einer Stange über dem Strauch befestigt. Um den Gewöhnungseffekt zu vermeiden rät Barth, den "Vinylraubvogel" öfter einmal umzuhängen. Außerdem hat er eine verschärfte Version im Programm, den Turbo-Vogelschreck-Ball mit holografischen Blinkfolien. Der rotiert turbinenartig im Wind, sodass es den Vögel scheint, als änderte der Raubvogel ständig die Blickrichtung.
Einfach aussperren nach oben
Weniger auf Abschreckung als auf Aussperrung zielt die klassische Methode des Einnetzens. Bei Beerensträuchern mag das gut klappen. Die dafür üblichen Kunststoffnetze sind leicht zu handhaben. Aber lästig, wenn man die Beeren nach und nach abernten möchte. Und es gehen immer wieder Gerüchte um, Vögel würden sich darin verfangen und sterben − was viele Obstgärtner mit teils jahrzehntelanger Erfahrung nicht bestätigen können.
Ganz sicher sind sowohl die Früchte als auch die Vögel, wenn spezielle feinmaschige Schutznetze verwendet werden. Sie passen über Sträucher und mittelgroße Bäume. Licht, Luft und Wasser lassen sie durch. Aber keine Vögel. Und, noch geschickter, keinerlei Insekten, deren Nachwuchs sich in Baumobst entwickelt.
Weg mit dem Wurm! nach oben
Während man vor Vögeln nur reife Früchte schützen muss, hängt eine erfolgreiche Obstverteidigung bei Insekten von deren jeweiligem Lebenszyklus ab. Der Apfelwickler (eher bekannt als Wurm im Apfel) überwintert als Raupe in Verstecken am Stamm. Die bürsten Sie mitsamt loser Borkenschuppen weg (s. ). Die Falter fliegen ab Mai. Wer die Eiablage an jungen Früchten mittels Kulturschutznetz verhindern möchte, bringt es nach der Blüte (die freie Bahn für Bestäuber braucht!) an. Ansonsten sammeln Sie befallene und abgeworfene Früchte im Juni auf. Durch Schütteln helfen Sie dem Abwerfen ein bisschen nach. Aus den verbliebenen "bewohnten" Äpfeln ziehen die Raupen im Juli aus, um sich eine Stelle zur Verpuppung zu suchen. Bieten Sie ihnen ein schönes Quartier dafür an: einen Wellpappe-Fanggürtel, den Sie fest um den Stamm legen und regelmäßig "leeren". Ab Oktober kommt er, wie alles befallene Obst, in die Mülltonne. Im August fliegen die Falter, die Ihren Tricks entgangen sind. Deren Nachkömmlinge stecken dann in reifen Früchten. Aber auch dagegen gibt es noch einen Kniff: Hängen Sie Pheromonfallen auf. Sie verströmen den Lockstoff der weiblichen Wickler, dem Männchen buchstäblich auf den Leim gehen. Weniger Begattungen haben natürlich weniger Eiablagen zur Folge.
Ähnliches gilt für Pflaumenwickler. Deren Eiablage erfolgt zwischen Ende Mai und Ende Juni. Wann Sie den Baum (falls er noch klein genug dafür ist) mit dem feinmaschigen Schutznetz versehen sollten, verraten Ihnen die Pheromonfallen für Pflaumenwickler.
Vegane Kirschen nach oben
In Kirschen richten sich die Maden der Kirschfruchtfliege ihre Kinderstuben ein. Die Weibchen suchen sich für die Eiablage Früchte aus, die bald reifen und noch eher gelb sind. Das können Sie nutzen: Entweder, Sie netzen den Baum − oder wenigstens Teile davon − ein, so lange die Früchte noch grün sind. Gelbtafeln auf der Südseite der Krone fangen zwar einiges weg. Leider nicht genug, und außerdem fliegen leider auch Nützlinge, wie die Schwebfliege, darauf. Sowohl Netz als auch die Gelbtafeln dürfen abgehängt werden, sobald die Kirschen sich rot gefärbt haben.
Ein weiterer, sehr wirksamer Trick gegen die Kirschfruchtfliege: Legen Sie Folie unter die Baumkrone. Die Larven lassen sich fallen oder kommen gleich mit der ganzen Kirsche herunter, um sich im Boden zu verpuppen. Wenn Sie das alles regelmäßig zusammenfegen und entsorgen, gibt's im Folgejahr viel weniger dieser Fruchtbewohner.