Küchengarten: Internationale Pflanzenmesse 2016 − Interessantes für Obstfreunde

Einleitung

März 2016 Alljährlich Ende Januar steht im Kalender der Gartenjournalisten ein Pflichttermin: die Pflanzenmesse in Essen. Nirgendwo sonst lassen sich Neuheiten und Trends für Hobbygärtner besser aufspüren. Diese Produkte sind uns dieses Mal aufgefallen.

"Baum"-Schlehe mit großen Früchten nach oben

Schlehe 'Reto', www.1a-plant.de

Die Schlehe 'Reto' könnte so manchem Gartenbesitzer den Impuls geben, das Wildobst doch zu pflanzen. Sie wird auf ein Stämmchen veredelt und gibt somit einen Blickfang ab. Das bis drei Meter hohe Gehölz ist im Frühling der Blütentraum vieler Insekten und trägt ab Oktober deutlich größere Früchte (anderthalb bis zwei Zentimeter Durchmesser) als die wilde Schwester.

Brombeere mit Süßetrick nach oben

Zuckerbrombeere 'Asterina', www.haeberli-beeren.ch

Brombeeren sind nichts für Ungeduldige: Ihre Fruchtfarbe bilden gerade stachellose Sorten schon aus, bevor sie richtig reif sind. Das reizt zum Ernten der noch sauren Beeren. Erst, wenn sie sich leicht von der Pflanze lösen lassen, sind sie soweit. Die Zuckerbrombeere 'Asterina' gibt sich verlässlicher: Farbumschlag und Fruchtreife liegen zeitlich sehr dicht beieinander. Und sie soll auch kurz vor der Vollreife schon zuckersüß sein.

Stachelbeere wie aus Uromas Garten nach oben

Stachelbeere 'Darling', www.lubera.com

Vielleicht erinnern Sie sich noch an Stachelbeeren wie 'Maikönig'. Sie trägt große, aromatische Früchte mit dünner Schale. Viele empfehlen, sie nicht mehr zu pflanzen: Unsere alten Sorten fallen leider oft dem Amerikanischen Stachelbeermehltau zum Opfer. 'Darling' soll die würdige Nachfolgerin sein: Früchte wie damals, aber zwei Stufen resistenter gegen die Pilzkrankheit als 'Invicta', die als Vergleichssorte für die Gesundheit der Stachelbeeren gilt.

Blaubeer-Multitalent für die Terrasse nach oben

BrazelBerries, ab Mai in Gartencentern erhältlich, www.brazelberries.de

Schön. Und essbar. Eine Kombination, die viele Balkon- und Terrassengärtner sich von ihren Pflanzen wünschen. Mit der kompakten BrazelBerries-Serie geht das für Blaubeeren in Erfüllung. Die Sorten 'Jelly Bean', 'Peach Sorbet' und 'Pink Breeze' wirken fast wie Buchsbaumkugeln, blühen im Frühling überreich, tragen feine Früchte im Herbst und machen mit schicken Laubfärbungen auf sich aufmerksam. Heidelbeeren gedeihen am besten auf saurem, kalkfreiem Boden. Was eine Menge Gärten nicht bieten können. Im Topf ist das kein Problem. Einfach Rhododendronerde verwenden!

Geschmackssieger der Säulenäpfel nach oben

Apfel 'Jarle', www.1a-plant.de

Erst kam der schlanke Wuchs. Nun präsentieren die Züchter auch Säulenäpfel, die gut schmecken. 'Jarle' ist ein solcher Kandidat, denn in dieser Kategorie weist er einen Testsieg auf. Obendrein zeichnet er sich durch Pflegeleichtigkeit, gute Widerstandsfähigkeit gegen Schorf sowie durch eine attraktive, rote Laubfärbung im Herbst auf. 'Jarle' reift im September/Oktober und kann einige Wochen gelagert werden. Die Säule wird maximal dreieinhalb Meter hoch.

Der erste süße rotfleischige Apfel nach oben

Apfel 'Rosette', www.artevos.de

Äpfel mit rotem Fleisch sehen verblüffend anders aus. Ihr Saft macht ebenso etwas her. Nicht zuletzt sagt man dem Farbstoff, einem sekundären Pflanzenstoff, nach, dass er der Zellalterung entgegen wirke und daher besonders gesundheitsfördernd sei. Während Wissenschaftler das Letztere noch überprüfen, können Hobbygärtner schon einmal 'Rosette' probieren. "Endlich ein rotfleischiger Apfel, der süß schmeckt", urteilt Sabine Fey, Geschäftsführerin bei Artevos Obstneuheiten. Passend zur Optik bringt die Mitte August reifende Sorte laut Züchterbeschreibung sogar ein leichtes Erdbeer-Himbeer-Aroma mit.

Selbstfruchtbare Süßkirsche nach oben

Süßkirsche 'Paulus', www.artevos.de

Wer schon einmal eine Süßkirsche pflanzen wollte kennt das: Die Steinobstart ist recht wählerisch, was ihre Befruchtersorten angeht. Auch da zeigen die Züchter ein Herz für Hobbygärtner: 'Paulus' ist selbstfruchtbar. Ein Baum genügt für die Ernte großer, sehr platzfester Früchte mit gutem Aroma. Allerdings möchte die Sorte in den ersten zwei, drei Standjahren mittels Schere gut erzogen werden: Sie wächst sonst etwas sparrig.

Freunde und Helfer aus der BioBox nach oben

BioBox für Nützlinge, www.nuetzlinge.de

Nützlinge, wie Schlupfwespe und Florfliege, werden schon seit Jahrzehnten in Gewächshäusern und Wohnräumen gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt. Mit der BioBox könnten Hobbyobstbauer die Helfer auch im Freien erfolgreich für sich arbeiten lassen. Ihre Eier bzw. Larven kommen auf Kärtchen oder in Buchweizen. So ist es schwierig, sie im Baum zu etablieren. Die BioBox macht die Sache einfacher: Sie wird im Baum aufgehängt. Die Tiere sind geschützt und können direkt auf die Zweige laufen. Für den Nützlingseinsatz bei Obstbäumen eignen sich Schlupfwespen gegen Blattläuse und Raupen, Florfliegen gegen Blattläuse sowie Raubmilben gegen Spinnmilben.

Messebesucher als Geschmackstester für (Neu)Züchtungen nach oben

Eine neue Apfelsorte zu züchten dauert Jahrzehnte. Eins der wichtigsten Kriterien für Hobbysorten ist die Resistenz gegen Krankheiten. Doch was nutzt der Aufwand, wenn der Apfel nachher nur wenigen gefällt? Also werden die vielversprechendsten Sorten-Kandidaten auf Aussehen und Geschmack getestet. In solche Tests konnten Messebesucher in Essen "reinschmecken." Am Stand des Instituts für Obstzüchtung (Julius-Kühn-Institut, Dresden-Pillnitz) standen Äpfel zur Verkostung an, die demnächst Sorten werden könnten (Foto oben). Sorten, die bereits in Baumschulen für den Garten zum Verkauf stehen, durfte man bei Artevos Obstneuheiten (ein Zusammenschluss von Baumschulen) probieren und auf einer Papiertafel seinen Favoriten markieren (Foto rechts). Ob ich auch gekostet habe? Na klar! Und meinen Abstimmungsstrich ergatterte in diesem Jahr 'Karneval'.

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