Renovierung & Sanierung: Böden: Natürlich schön
Einleitung
März 2023 Wer wünscht sich nicht im Haus einen Boden von guter Qualität – praktisch, strapazierfähig, langlebig? Sie sollten höchsten Ansprüchen an gesundes Wohnen und Nachhaltigkeit entsprechen. Die Auswahl ist riesig – wir geben hier einen Überblick.
Früher war es üblich, in den einzelnen Wohnbereichen unterschiedliche Bodenbeläge einzusetzen, denn Küche, Esszimmer und Wohnbereich waren klar durch Türen getrennt. In modernen Wohnkonzepten existieren diese Trennlinien nicht mehr, verschiedene Wohnbereiche gehen ineinander über. Als Folge offener Grundrisse änderte sich auch die Art und Weise, wie Böden gestaltet werden. Statt eines Stückwerkes von Raum zu Raum sind heute optisch ansprechende Bodenflächen aus einem Guss gefragt. So wirken sowohl die Bodenfläche als auch der Raum selbst weitläufiger. Nebenbei lassen sich mit einem durchgängigen, schwellenlosen Bodenbelag barrierefrei begehbare Wohnbereiche realisieren. Neben ästhetischen Gesichtspunkten spielt der Aspekt Nachhaltigkeit als Megatrend eine immer größere Rolle. Bauherren achten verstärkt auf Aspekte wie einheimische Hölzer, kurze Transportwege und Zertifizierungen wie FSC.
Parkett und Holzdielen nach oben
Holzböden kommen sicherlich nie aus der Mode. Holz ist nicht nur robust und optisch vielfältig, sondern bringt auch Behaglichkeit in einen Raum. Zudem trägt es zu einem gesunden Wohnklima bei. Der Verband der deutschen Parkettindustrie (vdp) hat kürzlich die vier größten Trends vorgestellt: „Mit Raw-Look ist gemeint, dass das Holz so natürlich wie möglich wirken soll“, erklärt der vdp-Vorsitzende Michael Schmid. „Ein authentischer Look ist vielleicht der größte Trend der letzten Monate und wird von den Leuten immer mehr nachgefragt.“ Die Rohholzoptik findet besonders in der Holzart Eiche und bei geräuchertem Parkett Anwendung.
In eine ähnliche Richtung geht die Optik matter Oberflächen, die die natürliche Struktur des Holzes hervorhebt und derzeit häufiger nachgefragt wird. Matte Oberflächen können mit Lack oder Öl hergestellt werden, teilweise sogar mit unterschiedlichen Graden der Mattierung. Auch das Verlegemuster spielt eine wichtige Rolle. Es sollte zum Einrichtungsstil, aber auch zu den Abmessungen eines Raumes passen. Viele Arten Parkett zu verlegen gibt es: Landhausdiele, Schiffsboden oder englischer Verband, Flechtmuster oder Parallelverband. Dominiert aktuell noch die Landhausdielen-Optik, wird aber auch das Fischgrät-Muster, gerne in Form von XL-Dielen verlegt, immer beliebter.
Bis vor ein paar Jahren waren weiß-geölte Parkettböden sehr gefragt. Mehr und mehr sind jetzt dunkle Hölzer angesagt, allen voran Holzarten wie farbig behandelte Eiche, Robinie, Nussbaum und Kirsche. „Dunkle Parkettböden verleihen Räumen Tiefe und Kontrast“, so Schmid abschließend. Gleichzeitig lassen sich mit ihnen viele Einrichtungsstile kombinieren.
Auch in Sachen Umweltfreundlichkeit punkten Holzböden, denn Holz ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff. Wirklich nachhaltig ist es aber erst, wenn es sich um FSC oder PEFC-zertifiziertes Holz handelt. PEFC ist die Abkürzung für „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ – eine unabhängige Organisation, die sich der Verbesserung nachhaltiger Forstwirtschaft verschrieben hat und ausschließlich Holzprodukte zertifiziert, die nachweislich aus solcher Waldwirtschaft stammen.
Bambus nach oben
Als Ressource ist Bambus ebenfalls äußerst nachhaltig, als Material zudem sehr fest, robust und strapazierfähig. Das macht das Material zu einem sehr guten Kandidaten für Parkettboden. Geschnitten werden nur die Triebe der rasch wachsenden Pflanze. Für Bambusboden teilt man die Rohre in Lamellen. Nach dem Schleifen, Kochen und Trocknen werden sie mit hohem Druck verleimt. Die meist versiegelten oder geölten Böden lassen sich lose verlegen oder verkleben.
Fliesen nach oben
Zu den besonders vielseitigen Alleskönnern, die sich praktisch für alle Wohnbereiche eignen, zählen keramische Fliesen. Der Bodenbelag besteht aus rein mineralischen Rohstoffen wie Ton, Kaolin und Feldspat. Diese Mineralien enthalten keine Schadstoffe – deshalb tragen Fliesen zu einer gesunden Raumluft bei. Auch für Kleber und Fugenmassen sind unabhängig zertifizierte Produkte auf dem Markt, die keine flüchtigen organischen Verbindungen an die Luft abgeben. Keramische Fliesen lassen sich leicht reinigen und sind resistent gegenüber Feuchtigkeit. Sie haben antibakterielle Eigenschaften und lassen sich gut mit Fußbodenheizungen kombinieren.
Fliesen gibt es mittlerweile in vielen Formaten, die zu unterschiedlichen Wohnstilen passen. Der Bundesverband Keramische Fliesen präsentiert fünf Lieblingslooks der aktuellen Bodenfliesen-Kollektionen: Fliesen in Zement- oder Betonoptik – gerne im XL- oder XXL-Format. Sie passen perfekt in urbane Wohnkonzepte. Einen authentischen „Estrich“-Charakter erzielen die Großformate, die mit schmaler Fuge verlegt und Ton-in-Ton zur Fliesenfarbe verfugt werden.
Für den Vintage- bzw. Ethno-Look bieten Hersteller aktuelle Kollektionen mit verschiedensten Interpretationen von Zementfliesen und historischen Dekoren. Dabei lassen sich zahlreiche Farb- und Dekorvarianten kombinieren. Extravagantes Flair bringen Fliesen in Hexagon-Format ins Zuhause; wer es dezent mag, wählt ein Hexagon-Dekor in neutraler Farbe; Mutige greifen zu kräftigen Tönen wie blau, grün, ockergelb oder terrakotta.
Nach dem Bad erobern Marmor-Interpretationen nun auch die Bodenflächen. Von Alabaster über grau und anthrazit bis zu schwarz reicht das Farbspektrum der aktuellen Marmorfliesen, die in matter oder anpolierter Oberflächenoptik gut mit modernem Möbeldesign harmonieren. Mit lebendigen Reliefstrukturen sowie unregelmäßigen Farbverläufen und Maserungen sehen die Fliesen den Vorbildern aus dem Steinbruch zum Verwechseln ähnlich.
Fliesen in Holzoptik sind heute in verschiedensten Holzarten und Farbtönen erhältlich. Im Unterschied zu den ersten Holzoptikfliesen vor etwa 15 Jahren sind aktuelle Holzinterpretationen mit sicht- und spürbaren Maserungen nicht nur optisch, sondern auch haptisch kaum noch von echtem Holz zu unterscheiden. Neue Riegelformate ermöglichen einen authentischen Landhausdielenlook oder die Verlegung im klassischen Fischgrätmuster. Ob quadratisch oder im angesagten Querformat: XXL-Fliesen schaffen eine hochwertige, repräsentative Raumatmosphäre. Durch den geringen Fugenanteil entfalten großformatige Fliesen eine optisch homogene Flächenwirkung.
Kork nach oben
Dem Trend zur Nachhaltigkeit werden Korkböden besonders gerecht: Kork wird aus der Rinde von Korkeichen gewonnen, ohne dass der Baum dafür gefällt werden muss. Sofern die Eiche in einem Turnus von neun bis zehn Jahren geschält wird, schadet die Korkernte dem Baum nicht. Sie hat sogar einen Vorteil: Eine beerntete Korkeiche kann mehr CO2 binden als eine ungenutzte. Da Korkböden ohne Schadstoffe und Weichmacher auskommen, eignen sie sich bestens für alle Wohn- und Schlafräume sowie für Allergiker. Auch in Küche und Bad funktioniert der fußwarme Belag, schließlich ist er wasserabweisend und leicht zu pflegen. Kork zeigt sich heute in vielen Designs. Mittels digitaler Drucktechniken gibt es die Naturböden in natürlich wirkenden Stein- oder Parkettoptiken, in jeder Wunschfarbe und mit Mustern oder Ornamenten bedruckt.
Korkböden können als Massivkork geklebt oder als fertig oberflächenbehandeltes Element schwimmend im Click-System verlegt werden. Auch hier können Sie auf zertifizierte Böden achten, die mit dem „Kork-Logo“ des Deutschen Kork-Verbandes gekennzeichnet sind. Werkseitig unbehandelter Kork kann geölt, gewachst oder mit einem Naturharzlack versiegelt werden.
Linoleum nach oben
Früher war Linoleum ein beliebter Bodenbelag vor allem in Küchen, nun erlebt es als Naturprodukt sein Comeback. Bestehend aus Leinöl, Naturharzen, Kalkstein- und Holzmehl ist Linoleum frei von Lösungsmitteln, Weichmachern und anderen bedenklichen Wohngiften. Aufgrund seiner Bestandteile gehört er zu den ökologischen und wohngesunden Bodenbelägen. In diesem Sinne sollten auch für Verklebung und Pflege unbedenkliche Produkte verwendet werden. Für das großflächige Verkleben der Linoleumbahnen sind Naturharzkleber die richtige Wahl. Die Bahnenware sollte immer ein Profi verlegen. Denn die Bahnen müssen nicht nur zugeschnitten und verklebt, sondern auch gewalzt und je nach Anforderung an den Nähten mithilfe eines Schmelzdrahts verschlossen werden. Einfacher und auch für den Heimwerker geeignet ist das Verlegen von Klicksystemen. Das Linoleum ist hierbei bereits auf eine Holzfaserträgerplatte verklebt und muss lediglich passgenau verlegt werden.
Die marmorierten Braun- oder Rottöne kennt man vielleicht noch von früher, heute bieten die Hersteller viele schöne Farbtöne und Optiken an. Ein grauer passt etwa zum aktuellen Wohntrend Industrial Style und den unverputzten Charme alter Fabrikgebäude oder Werkstätten.
Teppich nach oben
Teppich gehört zu den Bodenbelägen, die nicht aus der Mode kommen. Das ganze Wohnzimmer mit Teppich auszulegen ist allerdings nicht mehr zeitgemäß. Eher wählt man kleine, quadratische oder längliche Modelle. Was die Farbgestaltung angeht, sind aktuell Naturfarben besonders beliebt. Insgesamt geht der Trend auch bei Teppichböden zu mehr Natürlichkeit. Das betrifft nicht nur die Farbwahl, sondern auch die Materialien. So liegen natürliche Teppichfasern wie etwa Wolle oder Baumwolle im Trend. Darüber hinaus werden aber auch robustere, strapazierfähige Teppiche etwa aus Jute, Kokos oder Sisal angeboten. Auch sehr beliebt sind inzwischen Schurwollteppiche und Wollteppiche in Kombination mit Leinen, Hanf oder Bio-Baumwolle. Teppichboden schluckt Schall und Geräusche perfekt.
Die Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e. V. (GUT) möchte Teppiche für Verbraucher kenntlich machen, die umweltschonend hergestellt wurden, gesundheitsverträglich sind und am Ende der Nutzung möglichst problemlos entsorgt werden können, weitere Infos unter pro-dis.info .
Gut geprüft nach oben
Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, Produkte mit den Siegeln „Blauer Engel“, „Nature Plus“ und das Siegel des Kölner Eco-Instituts vorzuziehen. Diese Siegel verbieten oder beschränken den Einsatz vieler gesundheitsschädlicher Chemikalien und verlangen zusätzlich einen Nachweis, dass festgelegte Grenzwerte für ausgasende Stoffe eingehalten werden. Falls Sie unsicher sind, welche Materialien in Ihrem Wunschboden enthalten sind oder was ausgelobte Siegel zu bedeuten haben, fragen Sie bei Ihrem Händler oder direkt beim Hersteller nach. Lassen Sie sich nicht von Werbeaussagen wie „Unsere Produkte sind schadstoffgeprüft und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen“ blenden. „Schadstoffgeprüft“ heißt nicht „schadstofffrei“. Fordern Sie Untersuchungsberichte und Prüfzeugnisse an. Viele Firmen bieten auch eine Volldeklaration der Ware an. Besonders sensible Personen können eine Probe des ausgewählten Bodenbelags vor dem Verlegen auch selbst prüfen, indem sie ein Stück (mind. 10 × 10 cm) während des Schlafes über Nacht neben ihr Kopfkissen legen. Stellen sich hier bereits körperliche Symptome oder Abwehrreaktionen ein, sollte vom Kauf abgesehen werden.
Tipps zur Auswahl nach oben
Geruchsprobe: Machen Sie selbst zusätzlich einen Geruchstest, indem Sie eine Probe des zukünftigen Bodenbelags für einen Tag in ein verschlossenes Schraubglas geben und anschließend daran riechen. Wenn Ihnen der Geruch nicht gefällt, sollten Sie lieber ein anderes Produkt wählen.
PVC vermeiden: Bodenbeläge aus dem Kunststoff PVC (Polyvinylchlorid) enthalten neben Weichmachern häufig weitere Stoffe, die die Gesundheit schädigen können, und sollten deshalb nicht verwendet werden.
Lose verlegen: Achten Sie darauf, dass der Bodenbelag ohne Klebstoffe verlegt wird. Ist dies nicht möglich, sollten nur Werkstoffe mit dem Blauen Engel oder dem EMICODE®-Siegel EC1PLUS eingesetzt werden. Beachten Sie unbedingt die Hinweise zur Verarbeitung der Produkte.
Vorsicht Mottenschutz: Wollteppiche sind Futter für Motten oder Käfer. Zur Abwehr sind die meisten dieser Teppiche mit Mottenschutzmitteln behandelt, die nicht nur die Insekten, sondern auch die menschliche Gesundheit schädigen können. Auch das in Bezug auf Schadstoffe sonst strenge GuT-Siegel erlaubt Wollteppiche mit Permethrin auszurüsten. Wer Wollteppiche mag, sollte vorsorglich auf lose, gut zu reinigende Ware ohne Mottenschutzmittel zurückgreifen. Um sicherzugehen, dass der Teppich nicht mit Mottenschutz ausgerüstet ist, sollten Sie beim Kauf am besten eine schriftliche Bestätigung verlangen.
Vorsicht Fleckschutz: Teppiche werden teilweise mit gesundheitsschädlichen Imprägniermitteln, sogenannten Organofluorverbindungen (PFC, PFAS), vor Verschmutzungen geschützt. Viele dieser Verbindungen sind gesundheitsschädlich und können sich im Körper anreichern.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW