Gartenschätze: Schön umzäunt
Einleitung
Oktober 2021 Ob Hecke, Zaun, Mauer oder Sichtschutzelement – für die Gestaltung der Gartengrenze gibt es viele begrünte Möglichkeiten.
Der lateinische Ausdruck „Hortus conclusus“ heißt wörtlich übersetzt „eingeschlossener Garten“. In der Bildenden Kunst spielt der Hortus conclusus bei der Mariensymbolik eine besondere Rolle. Die Jungfräulichkeit Mariens wird dabei bildhaft durch den verschlossenen Garten dargestellt, der zugleich etwas Paradiesisches hat. Im Mittelalter bezeichnete man als Hortus conclusus auch reale Zufluchtsorte, die von Zäunen, hohen Mauern oder undurchdringlichen Hecken umschlossen waren und hinter denen ein Blumen- oder Nutzgarten verborgen lag. Ein Springbrunnen oder eine Quelle im Zentrum dieser Gärten sowie akkurat angelegte Blumenbeete, häufig bepflanzt mit Pflanzen mit hohem Symbolcharakter, waren dafür typisch. Zu finden waren solche Gärten in Klöstern in ganz Europa sowie in römischen Villen, genauso wie in Konstantinopel und an nordafrikanischen Höfen. Sie gehen auf die traditionelle persische Gartenkultur zurück. In diese Gärten konnte man sich zurückziehen und Schutz suchen vor der unbekannten Welt außerhalb. Sie dienten der Kontemplation, Meditation und Kommunikation und standen mit ihrer Schönheit und klaren Ordnung für Frieden und Ruhe.
Ein- und Ausblicke im Garten nach oben
Auch unsere heutigen Gärten sollen die Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit erfüllen und werden mit der entsprechenden Gestaltung und Bepflanzung zur persönlichen Wohlfühl-Oase und zu einem Ort der Freude. Wie die Grenze zum Nachbarn oder zum öffentlichen Raum ausgestaltet wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Ist es zum Beispiel wirklich notwendig, die Grenze so hoch zu bauen, dass sie nicht überwunden werden kann? Oder reicht eine niedrigere Version? Im Vorgarten etwa können Sie durch das Anheben des gesamten Geländes oder der straßennahen Beete deutlich machen, wo das private Grundstück anfängt. Oder es genügt eine niedrige Mauer, ein Friesenwall (eine Natursteinmauer aus runden Findlingen) oder Kantensteine. Als optische Abgrenzung reicht eine Höhe von circa 50 Zentimetern schon aus. So wird eine deutliche Grenze gezogen, der Raum dahinter bleibt aber offen für Einblicke. Im Bereich eines Sitzplatzes genügt eine Höhe von circa 130 Zentimetern, um sich dahinter geschützt zu fühlen. Kindersicher wird es erst ab 100 Zentimeter Höhe. Damit ein Hund sich nicht vom Grundstück entfernt, sollte die Abgrenzung so hoch ausfallen, dass das Tier sie nicht überspringen kann. Um unerwünschten Besuch im Vorgarten abzuhalten, reicht wiederum eine niedrigere Version eines Zaunes oder einer Mauer.
Bei der Höhe gilt der Grundsatz: So hoch wie nötig, aber nicht mehr. Denn eine zu hohe oder dichte Einfriedung kann auch schnell erdrückend und beengend wirken. Bezüglich dieses Aspektes stellt sich auch die Frage, ob die Grenze völlig blickdicht und undurchdringlich sein muss. Das hängt zum einen stark von der Umgebung ab, zum anderen von der Nutzung innerhalb des Gartens. Einen Sitzplatz, der direkt an der Grenze zum Nachbarn liegt, möchte man eher blickdicht gestalten, damit man sich nicht wie auf dem Präsentierteller fühlt. Am weit vom Haus entfernten Ende eines Grundstückes reichen dagegen vielleicht locker angeordnete Sträucher. In einer ländlichen Umgebung mit schönem Ausblick möchte man gerade diesen nicht verbauen und strebt dann eher eine „unsichtbare“ Eingrenzung an, die es ermöglicht, die Landschaft in den Garten mit einzubeziehen. Während es in einem dicht besiedelten Gebiet auch darum geht, Umwelteinflüsse wie Lärm, Abgase, Staub oder Wind durch geeignete Maßnahmen abzuschwächen.
Gesetzliche Bestimmungen nach oben
Abseits der persönlichen Vorlieben und der gewünschten Gestaltung müssen Sie auch die rechtlichen Vorgaben zu Einfriedungen beachten. Diese variieren von Bundesland zu Bundesland. In einem Bebauungsplan oder einer Ortssatzung kann zum Beispiel die Höhe oder die Art der Einfriedung zur Straße hin festgelegt sein, um eine optische Einheitlichkeit zu gewähren. ‘Ortsüblich’ ist dabei ein wichtiges Stichwort. Die Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes regelt zudem, welche Bauten zum Beispiel eine Genehmigung erfordern. Erkundigen Sie sich vorab bei der zuständigen Behörde, welche Bestimmungen und Vorschriften gelten.
Was zwischen zwei Grundstücken passiert, regelt das Nachbarschaftsrecht des jeweiligen Bundeslandes. Um Streitigkeiten zu verhindern, macht es durchaus Sinn, sich mit den Nachbarn im Voraus abzusprechen. Vielleicht einigen Sie sich sogar auf eine gemeinsame Gestaltung. Das spart Zeit, Geld, Nerven und letztendlich auch Platz, falls eine Hecke zum Beispiel dadurch direkt auf der Grenze stehen kann. Eine gemeinsam errichtete und von beiden Grundstückseigentümern akzeptierte Einfriedung auf der Grenze kann im Anschluss allerdings nicht mehr ohne Zustimmung des Nachbarn verändert werden, da sie Bestandsschutz genießt. Ansonsten sind Grenzabstände für Einfriedungen wie Hecken, Zäune, Mauern oder Sichtschutzelemente ebenfalls gesetzlich geregelt.
Mauern – eine feste Größe nach oben
Mauern sind massive Bauwerke, die etwas Platz benötigen und fachgerecht ausgeführt sein müssen. Ein Hauptmerkmal für die Optik ist das Fugenbild. Ein regelmäßiges Muster ergibt sich beim Bauen mit Beton-, Klinker- oder Ziegelsteinen. Große Natursteine sind dagegen nie gleichförmig oder ganz identisch, heraus kommt dann ein unregelmäßiges, natürliches Bild. Starre Mauern benötigen ein Fundament sowie eine Drainage, damit das anfallende Wasser ablaufen kann. Ein oberer Abschluss aus überstehenden Steinplatten oder Metallabdeckungen sorgt dafür, dass die Mauer vor Nässe geschützt wird – das erhöht ihre Lebensdauer. Für trocken aufgebaute, also ohne Mörtel aufgeschichtete, Mauern aus Natursteinen genügt ein stabiler Untergrund, zum Beispiel eine verdichtete Schotterschicht. Dies gilt bis zu einer Höhe von 1,25 Metern. Eine Trockenmauer bietet übrigens Eidechsen, Insekten und Pflanzen einen Lebensraum und ist aus ökologischer Sicht sinnvoller als glatte, saubere Oberflächen.
In den letzten Jahren haben auch Gabionen als eine Art moderne Trockenmauer Einzug in die Gärten gehalten. Ursprünglich wurden diese mit Steinen gefüllten Drahtkörbe im Landschaftsbau für die Hangsicherung eingesetzt. Sie sind einfach zu verbauen und sehr stabil. Schmale Trennwände oder sogenannte Pergonen gibt es schon ab etwa 20 Zentimeter Tiefe. Die Metallgitter werden dazu an tragenden Pfosten befestigt und dann mit Steinen oder Kiesel gefüllt.
Von dicht bis luftig – Zäune nach oben
Ob Holz, Kunststoff oder Metall – für die Errichtung von Zäunen stehen Ihnen verschiedene Materialien zur Verfügung. Es gibt Modelle in allen erwünschten Stilrichtungen und Formen. Zäune sind platzsparender als Mauern. Dank ihres geringeren Gewichts und ihrer leichteren Optik eignen sie sich auch für Stellen, an denen Mauern zu wuchtig wären. Sie brauchen für die Installation immer Pfosten, zwischen denen die Einzelteile oder die Zaunfelder befestigt werden. Dimensionierung und Abstände der Pfosten richten sich nach dem Zaunmaterial. Des weiteren unterscheidet man, ob Zäune mit oder ohne Sockel gebaut werden. Beispielsweise können Sie auf eine vorhandene niedrige Mauer einen Zaun setzen, dann werden die Pfosten nur aufgeschraubt. Reichen die Pfosten bis in den Boden, benötigen Sie für große, schwere Zäune ein Punktfundament; für leichte Varianten genügen Einschlaghülsen.
Die Optik wird nicht nur durch das Material bestimmt, sondern auch durch die Lattung – ob waagerecht, senkrecht oder diagonal. Je dichter die Latten, Streben oder Bretter angebracht sind, umso „verschlossener“ ist der Eindruck. Je schmaler die Latten oder Metallstäbe sind, umso filigraner die Wirkung. Metallzäune eignen sich für alle, die Wert auf Robustheit und Pflegeleichtigkeit legen. Zäune aus dem Naturmaterial Holz haben eine wärmere Ausstrahlung und brauchen etwas Pflege, wie etwa einen neuen Anstrich alle paar Jahre. Setzen Sie in jedem Fall auf besonders witterungsbeständige europäische Hölzer wie Lärche, Kastanie, Eiche oder Robinie.
Fix und fertig – Sichtschutzelemente nach oben
Ebenfalls eine Lösung auf schmalem Fuß bieten fertige Sichtschutzelemente. Die Installation erfolgt, wie bei Zäunen auch, durch das Befestigen an entsprechenden Pfosten. Modern, schlicht und pflegearm präsentieren sich Modelle aus Aluminium oder Metall. Regelmäßige Zuwendung brauchen dagegen Elemente aus Holz, auch Modelle aus geflochtenen Weide- oder Haselnusszweigen verwittern nach einer Zeit und verlieren eventuell an Stabilität. Sichtschutzvarianten aus Bamboo-Polymere-Composite (BPC) oder aus Hochdruckschichtstoffplatten (HPL), zum Beispiel von Osmo, sind in verschiedenen Farben erhältlich, überzeugen durch Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit und eine klare Linienführung. Elegant und zeitlos wirken Sichtblenden aus Einscheiben-Sicherheitsglas, die noch eine gewisse Transparenz zulassen, je nachdem wie stark satiniert die Flächen sind. Solche Glaselemente können Sie auch gut mit Holz- oder Metallelementen kombinieren, um für mehr Abwechslung und Leichtigkeit zu sorgen.
Grüne Abgrenzungen nach oben
Je nachdem welche Pflanzen Sie verwenden und ob diese frei wachsen dürfen oder streng in Form geschnitten werden, gibt es bei Hecken ebenfalls große Unterschiede. Eine Schnitthecke verliert durch das strenge Zurückschneiden den ursprünglichen Wuchs. Das Ergebnis ist ein architektonisches Element, das regelmäßig Pflege braucht. Frei und natürlich wirkt dagegen eine Anordnung oder ein Wall aus üppig blühenden und fruchtenden (Wild-)Sträuchern. Dafür brauchen Sie allerdings etwas mehr Platz als für Schnitthecken. Sichtschutz und Intimität bieten beide, ebenso einen gewissen Windschutz. Durch die Zweige und Blätter wird der Luftstrom deutlich abgebremst. Um Wind aber komplett abzuhalten, wäre eine mehrstufige Hecke nötig.
Wählen Sie die Pflanzen passend zu Ihrem Standort und je nach gewünschter Blickdichte und Höhe. Eine immergrüne Wand erreichen Sie zum Beispiel mit Eibe, Lebensbaum oder Lorbeerkirsche. Für eine Schnitthecke wählen Sie Gehölze mit hoher Ausschlagskraft wie Buche, Hainbuche, Weißdorn, Feld-Ahorn oder Heckenkirsche (alle laubabwerfend) oder Eibe. Wildsträucher wie Felsenbirne, Zierquitte, Kornelkirsche oder Hasel sind ökologisch besonders wertvoll, brauchen etwas Platz, dafür aber kaum Pflege. Niedrige Einfassungen können Sie mit Buchs, Bloombux® (eine immergrüne Rhododendron-Sorte), Sommerspiere, Japanische Stechpalme oder Zwergliguster gestalten. Stachelige Sträucher wie Berberitzen oder Feuerdorn halten Hunde und Katzen etwas besser ab, sind aber keine Garantie für unerwünschten Besuch.
Damit Zäune oder Mauern nicht so „nackt“ aussehen oder wie ein Fremdkörper wirken, hilft eine üppige Begrünung mit Kletterpflanzen für die Einbindung in den Garten. Selbst unansehnliche Gitter und Wände werden damit perfekt kaschiert und durchlässige Zäune blickdicht. Am schnellsten hangeln sich einjährige Rankpflanzen wie Duft-Wicke oder Prunkwinde nach oben – dann muss jedoch jedes Jahr aufs Neue gepflanzt werden. Langfristig halten sich Klettergehölze wie Clematis, Akebie, Pfeifenwinde oder Geißblatt.
Hereinspaziert – Tore und Durchgänge nach oben
Wo ein Grundstück abgegrenzt wird, braucht es Ein- und Durchgänge. Üblich ist ein Tor aus dem gleichen Material wie die Umzäunung zu wählen. Sie können aber auch auf Kontraste setzen und etwa ein schmiedeeisernes Tor in einer Ziegelmauer platzieren oder ein Metalltor zwischen zwei Holzpfosten setzen. Für Fußwege reichen einflügelige, kleine Tore, für Einfahrten brauchen Sie zweiflügelige Elemente oder Schiebetore. Sehr praktisch ist eine elektrische, ferngesteuerte Variante für große Tore bei Zufahrten – das ist aufgrund des Gewichtes hilfreich und Sie müssen beim Ein- oder Ausfahren nicht aus dem Auto aussteigen, um Ihr Tor zu öffnen oder zu schließen.