Gartenschätze: Beete mit Aussicht
Einleitung
November 2021 Sie haben in den letzten Jahren einen echten Boom erlebt und sind heute gar nicht mehr wegzudenken aus der Gartenlandschaft. Die Rede ist von Hochbeeten – praktisch und schön!
Als Hochbeete bezeichnet man Gartenbeete, die nicht ebenerdig sind, sondern sich über das übliche Beetniveau hinaus erheben. Von einem Hochbeet spricht man also schon, wenn es nur um einen geringen Höhenunterschied, etwa von 20 bis 30 Zentimeter, geht. Gerade Hanglagen können mit Hilfe von kleinen Mauern und daraus entstehenden Hochbeeten terrassiert und nutzbar gemacht werden. Aber auch auf ebenen Flächen werden Hochbeete für die Gestaltung genutzt. Sie können als Raumteiler, Sichtschutz oder als reine optische Abgrenzung fungieren und für Abwechslung sorgen. Zudem ermöglicht das Bauen in die Höhe an manchen Plätzen überhaupt erst das Gärtnern und Pflanzen – und zwar an Stellen, wo entweder gar kein oder nicht genug natürlicher Boden zur Verfügung steht (zum Beispiel auf dem Balkon oder auf befestigten Flächen wie einem Innenhof) oder wo die Bodenqualität nicht ausreicht bzw. die natürlichen Bedingungen nicht zu den gewünschten Pflanzen passen, zum Beispiel wenn Erde mit saurem Milieu gebraucht wird, um Heidelbeeren anzubauen oder Rhododendren zu pflanzen. Dann wird der erhöhte Bereich einfach mit dem notwendigen speziellem Substrat befüllt. Je nach Situation kann sich auch das Kleinklima durch ein anderes Höhenniveau verändern und Pflanzen mehr in die Sonne gerückt werden. Die Einsatzmöglichkeiten im Garten sind also groß.
Außer den gestalterischen Aspekten bietet ein Hochbeet weitere praktische Vorteile. Je nach Höhe wird das Arbeiten im und am Beet erleichtert. Liegt das Beetniveau zum Beispiel um 80 Zentimeter höher, muss man sich zum Pflanzen, Pflegen und Ernten nicht bücken oder in die Knie gehen – das ist schonend für unseren Rücken und für die Gelenke. Je nach Füllung und Schichtung (siehe hier) entsteht durch die Abbauprozesse im Beet Wärme, die sich positiv auf die Kulturen im Beet auswirkt. Pflanzen entwickeln sich früher, schneller und sind weniger gefährdet bei Spätfrösten. Zudem werden durch die Verrottung im Inneren viele Nährstoffe freigesetzt, die den Pflanzen als natürlicher Dünger zur Verfügung stehen und ebenfalls das Wachstum fördern. Und wer ein Hochbeet im Spätsommer oder Herbst anlegt, kann darin gleich seine Pflanzenreste oder das Schnittgut „entsorgen“. Sie werden staunen, wie viel so ein Beet „schlucken“ und verwerten kann.
Unser Buch-Tipp: nach oben
Die erfahrene Hochbeet-Expertin Dorothea Baumjohann vereint in diesem Buch beide Aspekte der Trendthemen Hochbeet und Winteranbau von Gemüse. Sie zeigt, wie einfach eine ganzjährige und reichhaltige Ernte im Hochbeet funktioniert. Neben hilfreichem Grundwissen zum Thema Hochbeet gibt es auch praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Hochbeet-Bau und die besten Hochbeet-Pflanzen im Porträt.
Anhand von sechs Themenhochbeeten für unterschiedlichste Vorlieben werden die Bepflanzung sowie die Hochbeet-Praxis für jede phänologische Jahreszeit beschrieben und mit zahlreichen anschaulichen Anbauplänen illustriert.
Dorothea Baumjohann
365 Tage Hochbeet. Ernteglück das ganze Jahr
176 Seiten, Hardcover
GU Verlag, 19,99 Euro
ISBN 978-3-8338-8030-8
Materialien und Maße nach oben
Ein Hochbeet können Sie aus allen möglichen Materialien erstellen. Die Auswahl sollte sich danach richten, was Ihnen gefällt und welche Bauart am besten zu Ihrem Gartenstil sowie zu den anderen verwendeten Materialien passt. Entweder gestalten Sie eine ganz individuelle Lösung oder Sie greifen auf fertige Beete bzw. Bausets aus dem Gartenfachhandel zurück. Dort finden Sie zahlreiche Größen, Typen und Materialien.
Eine Steinumrandung können Sie mauern oder trocken aufschichten und dafür – je nach Stil – Beton-, Naturstein oder Klinker verwenden. Stein ist langlebig und speichert gut die Sonnenwärme, was sich positiv auf das Bodenklima im Beet auswirkt. Ob Sie ein Fundament benötigen, hängt von der gewünschten Höhe und Bauart ab: Für Trockenmauern reicht ein gut verdichteter Boden oder eine Schotterschicht. Eine Steinmauer benötigt dagegen ein Streifenfundament. Für so ein Beet muss der Platz also gut ausgewählt sein, denn es handelt sich hierbei um ein langlebiges Element, dass nicht mehr so schnell abgebaut werden kann. Eine Anleitung zu einem Hochbeet aus gebrauchten Backsteinen finden Sie übrigens auf unserer Homepage unter dem Stichwort „Gemauertes Hochbeet“.
Wer ein Hochbeet aus Holz möchte, wählt idealerweise langlebige, witterungsbeständige Hölzer. Geeignet sind Douglasie, Eiche oder Lärche – letzteres bekommt mit der Zeit einen edlen, silbernen Farbton. Holzbeete haben eine warme, natürliche Ausstrahlung. Damit das Holz nicht direkt mit der Erde in Kontakt kommt, kleiden Sie das Beet innen mit einer Folie aus (nicht den Boden). Das schützt die Wände vor Feuchtigkeit und erhöht die Haltbarkeit. Bewährt haben sich Teichfolien oder Noppenfolien. Ideal ist es auch, wenn Sie den Holzrahmen auf eine Reihe Klinkersteine oder eine Schotterschicht stellen, damit es von unten keinen Bodenkontakt hat. Die Oberfläche können Sie mit Öl oder biologischen Mitteln behandeln, um sie zusätzlich vor der Witterung zu schützen.
Ein Hochbeet aus Metall hat den Vorteil, dass es durch die dünne Wandstärke eine hohe nutzbare Fläche aufweist. Zudem sind diese Hochbeete extrem witterungsbeständig. Im Inneren ist keine Folie notwendig und für Schnecken sind Metallwände nicht so leicht zu überwinden. Der Nachteil ist, dass sich ein Metallhochbeet im Sommer ganz schön aufheizen kann und es den Wurzeln eventuell mal zu heiß wird. Außerdem dauert es im Frühjahr länger, bis sich der Boden im Inneren erwärmt, denn solange der Kern kühl ist, isoliert das Beet die Wärme von außen ab. Wer eine Rostoptik mag, findet Modelle aus Cortenstahl, aber auch Edelstahl, Aluminium, verzinkter Stahl oder Zincalume® (ein mit Zink und Aluminium beschichtetes Stahlblech) sind beliebte Materialien.
Es gibt auch viele Modelle aus Kunststoff. Für dieses Material spricht das geringe Gewicht, ein niedrigerer Preis und dass der Aufbau meist leicht von der Hand geht. Aber egal, für welche Oberflächenstruktur oder Farbe Sie sich entscheiden – ein Hochbeet aus Kunststoff behält eine künstliche Optik und wirkt eher fremd im Garten als eins aus natürlichen Materialien. Achten Sie beim Kauf auf eine gute Qualität, bei günstigen Varianten können manchmal Statikprobleme auftauchen.
Auf dem Balkon oder der Terrasse sorgen Tischbeete für eine reiche Ernte auf kleinstem Raum. Sie sind nicht nur platzsparend, sondern auch sehr leicht, da nur der obere Teil befüllt wird. Es gibt Modelle aus Holz, Metall oder Kunststoff. Spezielle rollstuhlgerechte Modelle ermöglichen durch einen schrägen Boden auch das Unterfahren. Hochbeete aus Kokos- oder Bambusmatten sind weitere schöne Leichtgewichte für den Balkon, sie sind aber nicht so langlebig und verrotten nach ein paar Jahren.
In der Regel sind Hochbeete 70 bis 90 Zentimeter hoch. Bauen Sie das Hochbeet selbst, können Sie die Höhe an Ihrer Körpergröße ausrichten – hüfthoch ist ideal für eine bequeme Arbeitshaltung. Ein niedrigeres Beet mit 45 Zentimeter entspricht der üblichen Sitzhöhe. Gestalten Sie in dem Fall einen etwas breiteren Abschluss mit einem Brett, können Sie für die Gartenarbeit sitzen. Für die Breite eines Hochbeetes rechnet man die doppelte Armlänge als Maximum, üblicherweise sind das 120 Zentimeter. So kann man die Beetmitte von beiden Seiten gut erreichen. Die Länge können Sie flexibel gestalten.
Ein Hochbeet für Gemüse und Kräuter nach oben
Die meisten Nutzpflanzen sind Sonnenanbeter. Deshalb sollte ein Beet für Gemüse & Co an einem Platz stehen, der im Idealfall zwischen 10 Uhr vormittags bis 16 Uhr nachmittags längere Zeit besonnt wird. Ein Beet für Nutzpflanzen wird nicht einfach nur mit Erde gefüllt, sondern, ähnlich wie bei einem Hügelbeet, mit unterschiedlichen Materialien geschichtet – von unten nach oben geht’s von grob nach fein. Als erstes legen Sie ein Wühlmausgitter ein (siehe rechts). Die unterste Schicht bilden Sie aus grobem Holz und Schnittgut, wie dicke Äste, Zweige oder Strauchstubben. Es sollte dicht und ohne allzu viele Hohlräume ins Beet gepackt werden. Darauf folgt eine Schicht aus feinerem Pflanzenmaterial wie Staudenschnitt und dünnere Zweige. Auch Rasenschnitt oder abgestochene Rasensoden (mit Grasnarbe nach unten legen) können eingebracht werden. Treten Sie das eingefüllte Material immer wieder fest, dann sackt es im Nachhinein nicht so stark zusammen. Zum Schluss geben Sie eine Schicht halbreifen Kompost und zuoberst eine Mischung aus feinem Kompost und Gartenerde ins Beet. Füllen Sie wirklich bis zum Rand auf, denn durch die Zersetzung senkt sich die Füllung nach und nach ab. Haben Sie nicht genug Material zur Verfügung, finden Sie im Gartenfachhandel fertige Hochbeetfüllsubstrate und spezielle Erden. Oder Sie erkundigen sich bei städtischen Kompostierungsanlagen nach Kompost, der aus Grüngut hergestellt wurde, denn der ist für den Gemüseanbau am besten geeignet.
Reiche Ernte das ganz Jahr nach oben
Wird das Hochbeet wie oben beschrieben gefüllt, dann ist im ersten Jahr die Nährstoffversorgung so gut, dass Sie nur Starkzehrer wie Kohl, Lauch, Tomaten, Kürbis oder Gurken anbauen sollten. Erst später sollten Mittel- und Schwachzehrer wie Wurzelgemüse und Salate folgen. Bei richtiger Pflanzplanung, können Sie ein Hochbeet übrigens das ganze Jahr nutzen (siehe Buch-Tipp).
Die Bodentemperaturen liegen im Hochbeet etwa fünf bis acht Grad höher als im herkömmlichen Beet. Das liegt unter anderem daran, dass die Sonnenstrahlen, nicht nur auf die Oberfläche, sondern auch seitlich auf die Wände treffen. Dadurch erwärmt sich im Frühjahr das Substrat eher als im Flachbeet. Die Verrottungsprozesse im Inneren des Beetes (siehe Schichtung) verstärken den Effekt. Mikroorganismen zersetzen das Material und produzieren bei ihrem Stoffwechsel Energie in Form von Wärme. Das führt dazu, dass Sie in einem Hochbeet früher mit dem Pflanzen beginnen können. Ein Frühbeetaufsatz oder der Einsatz von Folien ermöglichen zudem eine Verlängerung der Erntesaison.
Bitte draußen bleiben nach oben
Es gibt einen weiteren Vorteil beim Gärtnern „auf Augenhöhe“: Tierische Mitesser sind in der Regel weniger lästig. Für Schnecken ist es mühsam die hohen Wände zu erklimmen. Schaffen sie es trotzdem, hilft ein am Rand angebrachtes Kupferband zur Abschreckung. Gemüsefliegen, die Möhren, Zwiebeln, Lauch oder Kohl attackieren, sind in Höhen bis 50 Zentimeter über dem Boden unterwegs und setzen in höheren Lagen gar nicht erst zum Landeanflug an. Wo Insekten dennoch lästig werden, legen Sie ein Vlies über die Pflanzen, das bei Bedarf vor Schädlingen – und auch vor Frostschäden – schützt. Damit von unten kein Eindringling wie die Wühlmaus eine Chance hat, ist es unbedingt notwendig, ein engmaschiges Drahtgitter am Boden einzubauen. Sie sollten das Gitter auch an den Seitenwänden ein Stück hochziehen und dort befestigen, damit kein Schlupfloch für die gefräßigen Nager bleibt.