Ziergarten: Der essbare Ziergarten
Einleitung
Mai 2019 Würden Sie mit Appetit in Ihre Glockenblume beißen? Nein? Können Sie aber. Es ist erstaunlich, wie viele unserer Gartenpflanzen essbar sind! Und nicht nur die Blüte. Versuchen Sie's mal mit den hier vorgeschlagenen Arten.
Rose und Ringelblume, Veilchen und Kapuzinerkresse – dass die Blüten vieler Pflanzen essbar sind, hat sich herumgesprochen. Manche verwenden vielleicht sogar die Blätter der Kapuzinerkresse in der Küche. Mehr trauen sich die meisten nicht. Fangen Sie ruhig mit der Glockenblume Bild 1 an! Alle in Mitteleuropa heimischen Arten (wie Campanula glomerata, C. latifolia, C. persicifolia, C. rotundifolia) haben auf dem Teller ihre Qualitäten. Es fängt mit jungen Sprossen im April/Mai an, deren Geschmack an süße Erbsen erinnert. Sie ergeben ein feines Gemüse und passen in Salate. Ebenso die zarten Blätter, die Suppen ein neues Aroma verleihen. Im Herbst wäre diese Zubereitung sogar mit der Wurzel möglich. Wenn man es übers Herz brächte, sie auszugraben. Hier warten Sie wohl lieber, bis Ihre Glockenblume sowieso mal verkleinert oder geteilt werden muss. Ach ja – die Blüten sind natürlich ebenfalls genießbar. Bitte nur im Garten ernten: Die genannten Arten sind in der Natur geschützt!
Bei Steppen-Salbei (Salvia nemorosa Bild 2a, lila Blüten) könnte man darauf kommen, dass seine Blüten und seine würzigen Blätter zum Essen taugen: Er gehört zur gleichen Gattung wie der Gewürz-Salbei (Salvia officinalis). Und so ähnlich wird er verwendet. Wie gut, dass er an sonnigen Stellen von Juni bis zum Herbst ein dankbarer und pflegeleichter Dauerblüher ist! Ähnlich verhält es sich mit der Blauen Katzenminze (Nepeta × faassenii, blaue Blüten) Bild 2a. Sie bevorzugt den gleichen Standort wie Steppen-Salbei und zieht genauso Insekten an. Die Blüten schmücken sie von Mai bis Juli und, nach dem Rückschnitt der verwelkten Stängel, ein zweites Mal im September. Ihre würzig-minzigen Blätter Bild 2b und Blüten aromatisieren Tees, Erbsen und alles, wozu Minze passt.
Wenn man es sich überlegt, sehen Funkienblätter (Hosta sieboldiana 'Grünschnabel') Bild 3 schon ziemlich appetitlich aus. Das trügt nicht, und Japaner wissen es schon lange: Frisch getriebene Sprosse und junge Blätter ergeben ein spargel- bzw. spinatartiges Gemüse mit salatartigem, leicht bitterem Geschmack. Wie alle Funkien fühlt sich auch diese Art und Sorte im Halbschatten wohl. Ihre Blüten im Juli/Juli duften und sind ein zusätzlicher Leckerbissen.
Grün- und Schwarztee stammen von einer Verwandten der Kamelie. Da verwundert es kaum, dass es unter den Hortensien ein ähnliches Talent gibt: die Tee-Hortensie 'Heilende Süße' (Hydrangea serrata) Bild 4. Süß werden ihre im Juni/Juli geernteten Blätter allerdings erst, wenn sie nach Teetradition fermentiert werden: 24 Stunden anwelken lassen, durchkneten, etwas anfeuchten, fest in ein Tuch binden und mindestens drei Tage bei 30 Grad – zum Beispiel mit Wärmflasche in der isolierten Kühlbox – gären lassen.
Außerdem einen Versuch wert sind die Sprosse und jungen, weichen Blätter der Purpur-Fetthenne (Sedum telephium) Bild 5. Der Geschmack des sonnenhungrigen Dickblattgewächses erinnert an eine Mischung zwischen Erbsen und grüner Paprika. Die knackig-saftigen Pflanzenteile können Sie unter Salate mischen, oder für Spinat und Eintöpfe nutzen. Sollte sich Ihre Purpur-Fetthenne zu weit ausgebreitet haben, stechen Sie in einer milden Winterphase ein Stück ab: Auch die verdickten Wurzelknollen sind essbar.
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