Ziergarten: Stauden für kleine Gärten
Einleitung
März 2019 Mehrjährige Pflanzen, die über den Winter einziehen und Frühling für Frühling wieder austreiben, sind pflegeleichter als eine Rasenfläche. Wenn das Grundstück nicht das Größte ist, kommt es auf eine geschickte Artenwahl an.
Wöchentlich mähen, Rasenschnitt entsorgen, wässern, mehrmals jährlich düngen, Lücken reparieren – der Rasen hat oft seine Berechtigung, doch er macht richtig Arbeit. Abgesehen davon ermöglicht er gerade auf wenig Raum den kompletten Überblick. Das lässt kleine Gärten noch kleiner erscheinen. Wenn der Rasen nicht unbedingt gebraucht wird, lohnt es sich also, einmal über Alternativen nachzudenken. Zum Beispiel geradlinige oder geschwungene, von Staudenbeeten begleitete Wege, die mit Ecken und Kurven über das Grundstück führen. Wer hier entlang läuft, hat einiges zu entdecken. Und so, wie die Zeit länger erscheint, wenn man viel erlebt, so fühlt sich auch der Garten umso größer an, je mehr es zu entdecken gibt.
Zurückhaltende Typen bevorzugt nach oben
Für solche Aufgaben wählen die Profis unter den Gartengestaltern Stauden mit besonderen Eigenschaften.
Bevorzugen Sie Stauden mit langer Blütezeit. Oder solche, die nach bzw. vor der Blüte mit Blattschmuck punkten. Dazu zählen gelbgrün blühende Wolfsmilch-Arten ebenso wie Bergenien Bild 1, die mit ihren ledrigen Blättern sogar über den Winter eine gute Figur machen. Schön im Duett: Woll-Ziest mit silbergrauem, weich beflauschtem Laub und Frauenmantel – frischgrün mit gelbgrüner Blüte. Bild 2
Ein weiterer Vertreter mit derartigen Vorzügen ist das zauberhafte, im Frühling himmelblau blühende Kaukasus-Vergissmeinnicht Bild 3. Es trägt herzförmige bis runde, große, ganzjährig attraktive Blätter. Nicht zuletzt erweist sich die Schaumblüte Bild 5 als wertvoller Schatz für kleine Gärten. Sie erhebt im Mai/Juni duftige, weiße Blütenstände über ihr immergrünes Laub. Woll-Ziest, Kaukasus-Vergissmeinnicht und Schaumblüte wachsen zu Blätterteppichen zusammen, die anderen eine Bühne bieten.
Eine geschickte Wahl sind zudem Arten, die nach der Blüte einziehen und somit Platz für nachfolgende Pflanzen machen, wie das Tränende Herz (Bild siehe Seitenanfang) oder die Akelei Bild 6: Sie sorgen für Abwechslung.
„Ellenbogen-“Pflanzen, die ihre Nachbarn durch Ausläufer in Bedrängnis bringen, halten Sie besser aus Ihrem Garten heraus. Beispiele für wuchernde Arten sind Gold-Felberich, Goldnessel und Frühlings-Gedenkemein. Frauenmantel und Kaukasus-Vergissmeinnicht vermehren sich zwar massig über Samen, doch dagegen hilft, die Samenstände zeitig abzuschneiden.
Ideale Beet-Besetzungen sind kompakte Sorten und Arten. So hat der üblicherweise gepflanzte Weiche Frauenmantel gleich mehrere Mini-Geschwister: Zierlicher, Kleiner und Zwerg-Frauenmantel.
Naturnahe und robuste Stauden verlangen weniger Pflege als Prachtstauden. In der Regel brauchen Sie sie lediglich im Frühling vor dem Austrieb von abgestorbenen Pflanzenteilen zu befreien. Bei der Gelegenheit arbeiten Sie in wenig nährstoffreiche und/oder humusarme Böden etwa zwei Liter Reifkompost pro Quadratmeter oberflächlich in die Erde ein. Nur frisch angelegte Beete, die zwischen den Stauden viel freie Fläche aufweisen, müssen Sie etwas mehr im Auge behalten. Die ersten zwei, drei Jahre heißt es Unkraut rupfen und bei Trockenheit ausreichend gießen.
Nutzen Sie schmale Streifen am Wegesrand, breitere Pflasterfugen und Ähnliches als Raum für Durst- und Hungerkünstler. In sonnigen Bereichen fühlen sich Steingartenstauden wohl wie Felsenkraut und Blaukissen Bild 4. Wo es etwas schattiger ist, wachsen „Bonsaiausgaben“ von Hornveilchen, Frauenmantel und Polster-Glockenblumen sowie Sternmoos.
Lieber in der Gruppe nach oben
Dass weniger mehr ist, trifft bei der Bepflanzung von kleineren Beeten ganz besonders zu: Stehen lauter verschiedene Gewächse nebeneinander, ergibt sich ein wuseliges, unruhiges Bild. Füllen Sie Beete rund um Hauptdarsteller, wie dem Tränenden Herz (Bild am Seitenanfang), Taglilie, Türken-Mohn oder Sonnenbraut, lieber mit Gruppen niedriger und zurückhaltender Stauden wie Polster-Storchschnabel, niedrige Gräser oder, wie hier, einer Taubnessel-Art.
Wer sich daran hält, beschränkt automatisch die Anzahl verschiedener Farben auf dem Beet. Ob Sie zarte Ton-in-Ton-Kombinationen oder starke Kontraste mögen spielt dabei weniger eine Rolle. Es sein denn, Sie möchten die Raumwirkung der Blütenfarben nutzen. Zu diesem Thema lesen Sie mehr dazu: Gartengestaltung: 10 Tricks.
Die Verwendung weniger unterschiedlicher Pflanzen wirkt sich außerdem auf die Blütezeit aus. Der Wunsch vieler Gartenbesitzer, immer etwas Blühendes zu haben, ließe sich vielleicht erfüllen. Doch läuft es dann wieder auf ein Wuselbild heraus. Legen Sie sich lieber auf einen Blühschwerpunkt fest. Vielleicht reicht der Platz für zwei oder drei kleine Beete. Eines, das sich im Frühling von seiner schönsten Seite zeigt, legen Sie an einer Stelle an, die Sie von einem Fenster aus sehen können. So haben Sie es im Blick, wenn Sie zum Beispiel in der Küche zu tun haben oder auf Ihrem Sofa sitzen. Sommerbeete säumen einen Sitzplatz oder den täglichen Weg zum Gartentor. Herbstblüher und Winterschönheiten passen wieder besser an Plätze, die man eher von drinnen aus genießen möchte.
Nicht nur klein und puschelig! nach oben
Auch wenn die Staudenauswahl auf diesen Seiten hauptsächlich kleine und kompakte Arten zeigt: Wo nur niedrige Pölsterchen wachsen, bekommt der Garten schnell einen Puppenstuben-Charakter. Das Grundstück wirkt dann kleiner als es eigentlich ist. Setzen Sie an ausgewählten Stellen ruhig eine größere Pflanze. Denken Sie auch an Gehölze – besonders, wenn sie eine wichtige Rolle für jene Stauden spielen, die sich an den Halbschatten laubabwerfender Sträucher angepasst haben. Lesen Sie dazu den Beitrag 10 Kleinbleibende Gehölze für Kleine Gärten: Die besten Bäume und Sträucher.