Gartenschätze: So gestalten Sie traumhaft schöne Präriegärten

Einleitung

November 2024 Viel Sonne und Trockenheit, aber auch Starkregen und Wind – die Wetterkapriolen der letzten Jahre machen unseren Gärten ganz schön zu schaffen. Ein Garten, der im Präriestil angelegt ist, trotzt all diesen Widrigkeiten und ist zudem pflegeleicht und ressourcenschonend. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich eine eigene Prärielandschaft anlegen können.

Im Spätsommer trumpfen Sonnenhut (Rudbeckia) und Ziergräser im Präriebeet auf.
Dieses Trio aus Rotem Scheinsonnenhut, Zartem Federgras und Blauraute funktioniert prima.
Der Kleine Mannstreu (Eryngium planum ‘Blauer Zwerg’) zieht Insekten an und verträgt Trockenheit.

Ein Präriegarten hat die weitläufigen, offenen Prärielandschaften Nordamerikas, die sich über rund 2,7 Millionen Quadratkilometer ausbreiten, als Vorbild. Aber keine Bange, man braucht wahrlich keinen riesengroßen Garten, um eine luftigleichte Prärie-Atmosphäre zu erschaffen. Selbst auf wenigen Quadratmetern kann mit Hilfe einer passenden Pflanzenauswahl ein Beet mit sanft im Wind wogenden Gräsern und spätsommerblühenden Stauden wie Rotem Scheinsonnenhut, Astern oder Hoher Fetthenne entstehen. Dazu verwendet man Wildstauden, die aus der nordamerikanischen Prärielandschaft stammen sowie deren züchterisch veränderte Gartensorten. Diese Pflanzen sind robuster als viele herkömmliche Gartenstauden und kommen mit Temperaturschwankungen sowie wechselnder Wasserversorgung zurecht. Mit einer naturnahen Pflanzung im Präriestil ist Ihr Garten also bestens gerüstet für die klimatischen Herausforderungen der Zukunft.

Standort und Gestaltung nach oben

Zwei Klassiker, die auch ins Präriebeet passen: die Hohe Fetthenne ’Matrona’ und das Lampenputzergras.

Ein Präriegarten beziehungsweise ein Präriebeet benötigt einen sonnigen Standort, denn auch die amerikanischen Prärien sind baumlose Landschaften. Täglich mindestens vier Stunden direkte Sonneneinstrahlung wäre perfekt. Der Boden sollte durchlässig, nährstoffreich und leicht alkalisch sein. Absolut wichtig ist ebenfalls, dass besonders im Winter keine Staunässe auftreten kann, denn nasse Füße mögen die pflanzlichen Präriebewohner überhaupt nicht.

Wer viel Platz in seinem Gartenreich zur Verfügung hat, kann eine Prärielandschaft in voller Pracht errichten. Große Beete ab 100 Quadratmeter Fläche, bestückt mit Gräsern und Blütenstauden, wirken weitläufig und naturnah. Um diese Atmosphäre zu erzielen, wird ein hoher Anteil an Ziergräsern verwendet. In diesem Gräsermeer werden Blütenstauden wie zufällig verteilt. Größere Stauden setzen Sie einzeln, kleinere Arten können in Gruppen von drei bis fünf Pflanzen angeordnet werden. Legen Sie schmale Pfade an, die sich durchs Beet schlängeln, damit ein Spaziergang mitten durch diese zauberhafte Gartenlandschaft möglich ist. Auch Sitzplätze, zum Beispiel leicht erhöhte Holzdecks oder Kiesflächen mit Natursteinblöcken als Sitzmöglichkeiten, sollten eingeplant werden.

Ist das Platzangebot im Garten jedoch eingeschränkt, wird einfach im Kleinformat geplant: Verwenden Sie kompakter wachsende Stauden und Gräser und achten Sie, im Gegensatz zu größeren Beeten, auf die Höhenstaffelung. Niedrige Gräser und Stauden rücken an den Beetrand, größere Exemplare kommen in die hintere Reihe. Sitzplätze werden am Rand der Pflanzung errichtet oder ragen nur zum Teil ins Beet hinein. Zusätzliche Blickfänge bilden geschickt platzierte knorrige Äste, größere Findlinge, Wasserspiele oder Wasserschalen aus Cortenstahl oder niedrige Wände aus Holzpfählen. Fürs Auge ist es erholsam, mitten in der überbordenden Pflanzenwelt auch ruhige, flächig wirkende Elemente zu finden – das gilt sowohl für kleinere als auch für großflächige Gartenprärien.

Pflanzenauswahl und Gestaltung nach oben

In einen Präriegarten passen die Stauden und Gräser, die auch am Naturstandort in Nordamerika vorkommen, natürlich am besten. Etliche Wildarten sprengen jedoch durch ihre Größe und ihren Ausbreitungsdrang das Platzangebot eines gängigen Hausgartens. Wenn also die Wildarten nicht in Ihren Garten passen sollten, dann greifen Sie einfach auf zahmere Sorten zurück. Lässt sich etwa der hohe Oktober-Sonnenhut (Rudbeckia triloba) nicht in Ihr Präriebeet integrieren wären zum Beispiel die Sonnenhutsorten ’Goldsturm’ oder ’Little Goldstar’ (Rudbeckia fulgida) kompakte Alternativen. Im Kasten finden Sie eine Liste mit empfehlenswerten Präriestauden, deren Wildarten und Sorten, sowie Ziergräsern.

Das Zarte Federgras (Stipa tenuissima) webt sich durch die Beete und lädt zum Streicheln ein.

Luftig wirken Präriebeete, wenn man einen relativ hohen Anteil an Ziergräsern einplant. 30 bis 50 Prozent sind durchaus möglich. Wer es aber lieber blütenreich mag, pflanzt mehr Blütenstauden wie den Roten Scheinsonnenhut, Duftnesseln, Hohe Fetthennen oder Schafgarben. Über diesen Blütenreichtum freuen sich auch Insekten, die in der bunten Hausgartenprärie Nahrung und Unterschlupf finden. Achten Sie bei der Pflanzenauswahl auch auf gestalterische Aspekte, zum Beispiel auf die Betonung von horizontalen und vertikalen Ausrichtungen, den Kontrast zwischen Klein und Groß oder das Zusammenspiel verschiedener Formen. Stauden mit flachen Blüten werden mit Stauden, die schmale, aufrechte Blüten haben, kombiniert. So kontrastieren zum Beispiel flache Schafgarbenteller eindrucksvoll mit den Blütenkerzen der Duftnesseln und zusätzlich ergibt sich ein toller farblicher Komplementärkontrast mit Gelb und Violett. Für mehr Formenvielfalt können außerdem die runden Blüten des Kugel-Lauchs (Allium sphaerocephalon) und des Kleinen Mannstreus (Eryngium planum) sorgen.

Neben den typischen Spätsommerblühern, die für Prärieflair sorgen, sollten Sie auch ein paar Frühblüher integrieren, damit das Beet auch im Frühling und Frühsommer Farbakzente bekommt. Zierlauch, Blausternbusch (Amsonia), Weinberg-Tulpe (Tulipa sylvestris), Traubenhyazinthe (Muscari-Arten) oder Moschus-Narzisse (Narcissus moschatus) können die Blühsaison eröffnen.

Die Anlage eines Präriebeetes nach oben

Ist ein sonniger Platz für ein Präriebeet gefunden und sind die zu den Bodenverhältnissen passenden Pflanzen ausgesucht, kann die praktische Umsetzung starten. Lesen Sie hier noch ein paar Tipps und Hinweise, damit Ihr Prärietraum wahr wird:

Boden: Für eine üppig wachsende Prärielandschaft mit Sonnenhut & Co. sollte der Boden nährstoffreich und durchlässig sein. Ist der Boden karg und eher nährstoffarm, kann entweder die Pflanzenauswahl angepasst oder der Boden mit Humus, Bentonit oder Kompost aufgebessert werden. Zu schwerer Boden, in dem gegebenenfalls Staunässe auftreten kann, sollte tiefgründig mit Sand aufgelockert werden. Wichtig: Vor dem Pflanzen müssen Wurzelunkräuter wie Giersch und Quecke sorgfältig entfernen werden.

Mulch: Es empfiehlt sich, den Boden mit mineralischem Mulch, zum Beispiel mit einer fünf bis sieben Zentimeter hohen Schicht Lavasplitt oder feinerem Schotter oder Kies aus Natursteinen abzudecken. Die Mulchschicht schützt vor unerwünschtem Wildkrautbewuchs und sorgt dafür, dass der Boden nicht so viel Feuchtigkeit verdunstet. Praxis-Tipp: Bepflanzen Sie zunächst einen kleineren Abschnitt des Beetes, verteilen Sie dann dort den Mulch und setzen Sie danach das Pflanzen in nächsten Beetbereich fort. Diese Vorgehensweise ist sinnvoll, denn der Mulch sollte immer erst nach dem Pflanzen ausgebracht werden und das ist recht mühsam, wenn schon das gesamte Beet mit Stauden und Gräsern bestückt ist. Zum Schutz der Jungpflanzen kann man vor dem Verteilen des Mulchs die leeren Pflanzcontainer über die Pflanzen stülpen, um sie vor dem Zuschütten mit dem mineralischen Material zu schützen. Ist der Kies oder Schotter dann verteilt, werden diese „Container-Hütchen“ einfach wieder abgenommen.

Einpflanzen: Das Pflanzen findet am besten im Zeitraum zwischen April und Juni statt. So haben die Stauden und Gräser noch ausreichend Zeit, bis zum Winter einzuwurzeln. Achten Sie auf einen ausreichenden Pflanzabstand. Dieser wird zum Beispiel in den Pflanzenbeschreibungen auf den Homepages der Staudengärtnereien oder in den Katalogen angegeben. Klein bleibende Stauden und Gräser werden in Gruppen von drei bis fünf Stück zusammengepflanzt. Hohe, ausladende Stauden und Gräser können Sie in Einzelstellung verwenden.

Ziergräser nach oben

  • Rutenhirse (Panicum virgatum in Sorten)
  • Tautropfengras (Sporobolus heterolepsis)
  • Bartgras (Andropogon-Arten)
  • Federgras-Arten (zum Beispiel Stipa tenuissima, S. gigantea, S. barbata)
  • Reitgras (Calamagrostis-Arten)
  • Plattährengras (Chasmanthium latifolium)
  • Moskitogras (Bouteloua gracilis)
  • Sand-Liebesgras (Eragrostis trichodes)
Plattährengras
Helenium ‘The Bishop’
Agastache ‘Linda’
Aster divaricatus

 

Stauden nach oben

  • Sonnenhut (Rudbeckia-Arten und Sorten, zum Beispiel Rudbeckia missouriensis, R. triloba, R. maxima)
  • Roter Scheinsonnenhut (Echinacea-Arten und Sorten)
  • Sonnenbraut (Helenium-Sorten)
  • Stauden-Sonnenblumen (Helianthus-Arten)
  • Goldruten (Solidago-Arten und -Sorten)
  • Hohe Fetthenne (Sedum telephium in Sorten)
  • Purpurdost (Eupatorium fistulosum)
  • Flammenblumen (Phlox-Arten)
  • Duftnessel (Agastache in Sorten)
  • Prachtscharte (Liatris spicata)
  • Aster-Arten und Sorten zum Beispiel Aster ericoides, A. laevis, A. divaricatus oder A. ptarmicoides)
  • Schafgarbe (Achillea-Arten und -Sorten)
  • Indianernessel (Monarda-Arten)
  • Blauraute (Perovskia atriplicifolia in Sorten)
  • Prärie-Salbei (Salvia azurea var. grandiflora)
  • Mädchenauge (Coreopsis)
  • Prachtkerze (Gaura lindheimeri)
  • Kleiner Mannstreu (Eryngium planum, auch in Sorten)

Pflege rund ums Jahr nach oben

Ein Präriebeet braucht nicht viel Pflege, aber ein paar Dinge gilt es dennoch zu beachten:

Wässern: In der Anwachsphase und in den ersten ein bis drei Standjahren sollte bei Trockenheit ausreichend gewässert werden, damit alles gut einwurzelt. Dabei gilt: Eher durchdringend und selten gießen, als oft und wenig. In den Folgejahren ist in der Regel keine Bewässerung nötig. Ein standortgerecht bepflanztes Präriebeet kann mehrere Wochen ohne Regen überstehen.

Unkrautjäten: In der Anwachsphase, so lange bis die Stauden und Gräser den Boden bedeckt haben, ist Unkrautjäten sinnvoll. Wenn Sie in dieser Zeit alle zwei bis drei Wochen das Wildkraut entfernen, werden Sie den Arbeitsaufwand minimal halten. Kleine Wildkräuter lassen sich einfacher und schneller entfernen, als bereits tief eingewurzelte Exemplare.

Düngen und begleitende Pflege: Ein Präriebeet muss nicht gedüngt werden. Ansonsten fallen im Laufe der Vegetationsperiode von Frühjahr bis zum Herbst nur begleitende Pflegemaßnahmen an, wie das Abstechen oder Entfernen von Stauden und Gräsern, die sich zu stark ausbreiten. Und über den „Pflanzenüberschuss“ freuen sich Nachbarn und Freunde, die Sie mit diesen pflanzlichen Geschenken garantiert auch zu Präriefans machen!

Rückschnitt im Spätwinter: Die vertrockneten Ziergräser und Stauden werden im Spätwinter, noch vor dem Neuaustrieb, eine Handbreit tief zurückgeschnitten. Auf keinen Fall schon im Herbst zur Schere greifen, denn die Wintersilhouette eines Präriebeets ist einfach zauberhaft und sollte keineswegs zerstört werden. Außerdem bieten die trockenen Halme, Triebe und Samenstände Lebensraum für Insekten und Futterquellen für Vögel. Auch überstehen Ziergräser die winterliche Nässe besser, wenn die Pflanzenmitte, im Gärtnerjargon das „Herz“ genannt, durch die trockenen Halme geschützt ist.

Noch ein Tipp für das Zarte Federgras (Stipa tenuissima): Die trockenen, hauchdünnen Halme nur auskämmen und nicht komplett abschneiden. Einen radikalen Rückschnitt mag dieses Gras einfach nicht.

Schaugärten als Inspirationsquellen zum Thema „Präriegarten“ nach oben

Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof e. V.
Babostraße 5
69469 Weinheim/Bergstraße
Tel.: 06201 13652
www.sichtungsgarten-hermannshof.de

Präriepflanzung des Botanischen Gartens der Universität Würzburg
Botanischer Garten
Julius-von-Sachs-Platz 4
97082 Würzburg
Tel.: 093131 86240
www.uni-wuerzburg.de/einrichtungen/bgw/der-garten/nordamerikanische-praerien/

Präriegarten der Gärtnerei Lianne’s Siergrasses
Jan Gosseswijk 31
9367 TE De Wilp
Niederlande
www.siergras.nl
(3.500 Quadratmeter großer Garten; 2008 entstanden)

Bezugsquellen für Ziergräser und Stauden nach oben

Staudengärtnerei Gaißmayer
Tel.: 07303 608960
www.gaissmayer.de

Stauden Stade
Tel.: 02861 2604
www.stauden-stade.de

  • Gartenschätze: Gartenmöbel im Winterschlaf