Renovierung & Sanierung: Regenwasser im Haus nutzen / Teil 2
Einleitung
August 2024 In unserer letzten Ausgabe haben wir beschrieben, wie und wo Sie Regenwasser im Haus nutzen können. Hier gehen wir nun darauf ein, welche technischen Komponenten wichtig sind. Klingt sperrig? Ist es auch – aber wichtig, um sich in Grundzügen damit auseinanderzusetzen. Für das Detailwissen und die Umsetzung sollten Sie einen Installationsbetrieb hinzuziehen.
Seit Regenwasseranlagen Bestandteil der Haustechnik geworden sind, ist das Angebot an Einzelkomponenten reichhaltig geworden, oft aber mit Vorsicht zu genießen. Denn nur abgestimmte Komplettsysteme bieten dauerhafte Betriebssicherheit. Die Anlagentechnik selbst hat sich in dieser Zeit von Bausätzen hin zu kompakten Systemkomponenten entwickelt. Dennoch werden nach wie vor Bausätze für die Regenwassernutzung angeboten, die einen sehr hohen Installationsaufwand mit sich bringen. Durch die Vielzahl der zu verrichtenden Arbeiten ergibt sich hier in der Regel eine hohe Fehlerquote. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, entwickelten sich aus den Bausätzen modulare Baugruppen, die die Installation der Regenwassernutzung vereinfacht haben. So ist mittlerweile die Fehlerhäufigkeit etwa durch Fehlanschlüsse der Trinkwasserleitung erheblich zurückgegangen.
Da alle technischen Funktionen wie Pumpe, Steuerung und Nachspeisung in einem kompakten Management- bzw. Hybridsystem zusammengefasst sind, treten keine Schnittstellen- bzw. Kompatibilitätsproblematiken auf. Das erhöht nachhaltig auch die Betriebssicherheit der gesamten Regenwassernutzungsanlage. Allerdings werden noch immer alle drei Anlagenkonzepte (Bausätze, Module, Kompaktsysteme) im Markt angeboten.
In der Regel werden Bausätze im Direktvertrieb an den Anlagenbetreiber zur eigenen Montage angeboten. Die modularen kompakten Bausysteme hingegen werden über das Fachhandwerk angeboten und installiert.
Wir möchten exemplarisch ein Beispiel herausgreifen: Die „Wilo-Rain3“ ist eine Regenwasser-Nutzungsanlage. Ihre Kompaktheit und vielfältigen hydraulischen Anschlussmöglichkeiten ermöglichen das einfache und schnelle Installieren oder Austauschen. Die Anlage besitzt eine intuitive Benutzeroberfläche mit Touch-LCDs in Verbindung mit zahlreichen intelligenten Funktionen.
Übrigens: Für die Experten in Sachen Regenwasser steht heute die Regenrückhaltung im Vordergrund. Weil immer mehr Flächen zugebaut, also versiegelt werden, wird das Regenwasser nicht mehr direkt dem Grundwasser zugeführt, sondern ergießt sich in immer größeren Schwallmengen über Kanalisation und Kläranlagen in Bäche und Flüsse. Das Ergebnis können wir alljährlich bei den Überschwemmungen sehen. Darum wird für viele Gemeinden und Städte immer häufiger die Regenwasserbewirtschaftung zur Grundvoraussetzung für eine Baugenehmigung. Spezielle Regenrückhaltezisternen geben nach einem Einstau mit Regenwasser nur eine definierte geringe Wassermenge an die Kanalisation ab. Diese Definition der zu erwartenden Abwassermenge ermöglicht es zudem, Versickerungsanlagen kleiner auszulegen oder bei schwierigen Bodenverhältnissen erstmals zu ermöglichen. Langjährige Untersuchungen haben gezeigt, dass bei einer Kombination von Regenwassernutzungsanlagen mit Versickerungssystemen die Versickerungsanlagen bis zu 30 % kleiner dimensioniert werden können.
Aus diesen Komponenten besteht eine Regenwasseranlage nach oben
Der Regenspeicher
Die Betonzisterne hat den Vorteil, dass sie bis zu schwerlastbefahrbar ausgeführt werden kann. Der Nachteil ergibt sich beim Transport. Wenn eine monolithische Betonzisterne zum Einsatz kommt, sollte es möglich sein, dass das anliefernde Kranfahrzeug bis zu fünf Meter an die vorbereitete Grube heranfährt. Dann kann die Zisterne unmittelbar eingebracht werden.
Ein Kunststofftank hat ein Gewicht von 130 bis 200 kg und kann leichter transportiert werden. Der Preis einer Betonzisterne liegt etwa 20 % unter dem eines Kunststofftanks gleicher Größe. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Frachtkosten für eine Betonzisterne höher sind, als die für einen Kunststoff-Erdtank.
Drinnen oder draußen lagern?
Für ein Einfamilienhaus kann der Standort der Lagerung des Regenwassers einen erheblichen Einfluss auf die Wasserqualität haben. Die größten Feinde für das gelagerte Regenwasser sind Licht und Wärme. Befindet sich der Lagerort im Erdreich, ist das Wasser davor geschützt. Wenn der Tank im Keller aufgestellt werden soll, sollte er dunkel stehen. Moderne Regenwassertanks für den Keller sind aus lichtdichtem Kunststoff. Die Temperatur im Aufstellungsraum sollte nicht für längere Zeit über 22 °C liegen, um die Wasserqualität zu erhalten.
Der Bau einer Regenwassernutzungsanlage mit innenliegendem Speicher wird bevorzugt bei Altbauten eingesetzt. Bei Neubauten, die ohnehin Erdarbeiten erforderlich machen, wird man kaum teuren Kellerraum mit Wasserspeichern füllen und baut aus diesem Grund in der Regel Erdspeicheranlagen ein.
So funktioniert das Verfahren
Bei einer Hybridanlage wird das Dachablaufwasser in selbstreinigenden Filtern von der mitgeführten Schmutzfracht getrennt. Das sauerstoffreiche, gefilterte Regenwasser wird nun durch einen beruhigten Zulauf so in den Erdbehälter eingeleitet, dass die Sedimente auf dem Zisternenboden nicht aufgewirbelt werden.
Die Zisterne schützt das gespeicherte Regenwasser vor den Einwirkungen von Licht, Schmutz und Wärme. Die Entwässerung der Zisterne ist durch einen Überlaufsiphon gewährleistet. Insekten und Tiere werden durch den Tierschutz im Siphon aus der Zisterne ferngehalten. Schwimmdecken, die sich durch Blütenstaub bilden können, werden durch eine spezielle Konstruktion des Überlaufs entsorgt.
Das Regenwasser aus der Zisterne wird durch eine Tauchpumpe in den Hybridsystemtank gepumpt und von dort mit der Druckerhöhungsanlage zu den Entnahmestellen gefördert. Die Trinkwassernachspeisung erfolgt gemäß DIN 1988 „Trinkwasser-Leitungsanlagen“ über den freien Auslauf in den Systemtank.
Die Systemsteuerung ist die zentrale Intelligenz der Hybridanlage. Ihre Steuereinheit kontrolliert und steuert die gesamte Anlage und gewährleistet die ständige Betriebssicherheit.
Der Hybridsystemtank hält die Betriebsbereitschaft bei Regenwassermangel oder bei Kanalrückstau durch die Möglichkeit der Abkoppelung von der Zisterne aufrecht.
Die Systemsteuerung überwacht die Füllstände in der Zisterne und dem Systemtank. Bei Regenwassermangel, manueller Umschaltung oder bei Kanalrückstau, in Verbindung mit einem Rückstauwächter, wird auf Trinkwasserbetrieb umgeschaltet.
Die Betriebswasserleitungen sollten gemäß DIN 1988 „Trinkwasser-Leitungsanlagen“ verlegt werden, damit es auch langfristig nicht zu Problemen kommen kann.
Aus diesen oben genannten Komponenten lassen sich unterschiedlichste Systeme jeweils auf die baulichen Gegebenheiten abstimmen. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme gehen eng mit den Einbausituationen der Pumpen einher.
Die Auffangfläche
Als Auffangfläche sind nahezu alle Dacheindeckungen geeignet. Problematisch sind Faserzement- und Bitumendächer anzusehen, weil hier dauerhaft Auslösungen stattfinden, die sich dann später entweder in den Filtersystemen oder im Betriebswasser wiederfinden.
Der beruhigte Zulauf
Der beruhigte Zulauf beeinflusst die Wasserqualität im Regenwasserspeicher positiv. Bei jedem Regenereignis wird durch den beruhigten Zulauf Sauerstoff im unteren Behälterbereich eingebracht, ohne die Sedimentationsschicht auf dem Boden wieder aufzuwirbeln. Diese ständige Anreicherung mit frischem Sauerstoff sorgt für sehr gute Lagerbedingungen des gespeicherten Wassers. Falls in Regenwassernutzungsanlagen Probleme mit Wasserqualitäten auftreten, ist in der Regel kein beruhigter Zulauf installiert.
Der Filter
Bei den Filtersystemen haben sich vorrangig Filtersysteme durchgesetzt, die den Schmutz nicht zurückhalten, sondern das Wasser vom Schmutz getrennt in den Regenspeicher einleiten und gleichzeitig den Schmutz in Richtung Kanalisation bzw. Versickerung entsorgen.
Filtersysteme, die den Schmutz zurückhalten, können früher oder später zu Verkeimungsproblemen führen. Der Filter sollte so installiert werden, dass er für Wartungszwecke leicht zugänglich ist. Filter, die im Erdreich vergraben sind, sollten unbedingt in frostfreier Tiefe eingesetzt werden.
Die Füllstanderfassung
Die Füllstandanzeige ist die Schnittstelle zwischen Anlagenbetreiber und Anlage. Zeigt die Skala ständig einen geringen Füllstand an, weist dies auf die Notwendigkeit der Reinigung des Filters hin.
Der Geruchverschluss
Ein Geruchverschluss in Form eines Siphons sollte in jeder Regenwassernutzungsanlage installiert sein. Zum einen werden durch die Sperrschicht im Siphon Kanalgase aus der Regenwasserzisterne ferngehalten, zum anderen können bei Kanal- bzw. Versickerungsanschluss auf diesem Wege Kleinsttiere und Insekten aus der Zisterne abgehalten werden. Am besten wird dies mit einer Klappe gelöst, die den einseitigen Durchstrom von Wasser ermöglicht, und zum Kanal hin abwehrende Zähne installiert hat.
Die Pumpe
Bei der Pumpe sollte unbedingt ein Markenfabrikat ausgewählt werden. Die Pumpe ist das einzige Bauteil, an dem sich ständig sich bewegende Teile befinden. Die meisten Reklamationen innerhalb einer Regenwassernutzungsanlage sind auf zu laute Pumpen aufgrund falscher Technologien zurückzuführen. Mehrstufige Kreiselpumpen haben ausreichend Laufruhe, um zu keiner Geräuschbelästigung zu werden.
Gesetzgeber und Regenwassernutzung nach oben
Für Regenwassernutzungsanlagen gibt es bisher keine spezifischen Gesetzgebungen. Wenn Regenwassernutzungsanlagen in der Haustechnik eingesetzt werden, sagt der Gesetzgeber, handelt es sich hierbei um Eigenversorgungsanlagen. Diese sind nicht genehmigungs- sondern lediglich anzeigepflichtig. Wird Regenwasser für Toilette, Waschmaschine und zur Gartenbewässerung eingesetzt, so geschieht dies auf der Grundlage der gültigen Trinkwasserverordnung (TVO). Hier ordnet es der Gesetzgeber unter dem Oberbegriff „Betriebswasser“ ein. In den Anwendungsbereichen Duschen und Baden, Geschirrspülen sowie Trinken und Kochen muss unbedingt Trinkwasser eingesetzt werden (TVO).
Die kommunalen Wasser- bzw. Abwassersatzungen berücksichtigen immer mehr den Einbau von Regenwassernutzungsanlagen. Hieraus kann sich beispielsweise ergeben, dass auf Abwasser aus Regenwassernutzungsanlagen Gebühren bezahlt werden müssen. Da Regenwassernutzungsanlagen einen Betrag zur Regenrückhaltung darstellen, werden sie in Bebauungsplänen häufiger vorgeschrieben.