Ziergarten: Gründüngung gibt Kraft
Einleitung
August 2022 Nach der Ernte sind Gemüseböden ausgezehrt und brauchen neue Kraft. Ideal dafür ist die Aussaat von Gründüngung. So bezeichnet man Pflanzen, die viel Blatt- und Wurzelmasse bringen, aber keine Ernte. Viele von ihnen blühen sehr hübsch und bieten Insekten wertvolle Nahrung.
Eine Gründüngung verbessert den Boden fast zum Nulltarif ganz auf natürliche Weise. Die Samen werden im Frühjahr oder im Spätsommer auf die erschöpften Böden gesät. Rasch entwickeln sich blattreiche Pflanzen, deren Wurzeln die Erde durchdringen und sie dabei lockern und belüften. Bei Blühbeginn oder spätestens nach den Frösten wird die Blattmasse abgemäht und in den Boden eingearbeitet. Die Pflanzenteile dienen den zahlreichen Bodenlebewesen als Nahrung und werden von ihnen in wertvollen Nährhumus umgewandelt. Für die Struktur, den Wasserhaushalt und die natürliche Fruchtbarkeit ist das von großer Bedeutung. Eine Gründüngung bietet aber noch weitere Vorteile. Die Pflanzen beschatten den Boden und bewahren ihn somit vor Austrocknung. Einige der verwendeten Pflanzen (zum Beispiel Bienenfreund, Phacelia) blühen schön und bieten zahlreichen Insekten Pollen und Nektar als Nahrung. Andere wie zum Beispiel Studentenblumen (Tagetes) „säubern“ den Boden von schädlichen Fadenwürmern (Nematoden) oder bekämpfen im Boden enthaltene Krankheitserreger.
Leguminosen speichern Stickstoff nach oben
Als besonders nützlich erweist sich eine Fähigkeit der Pflanzenfamilie Leguminosen (das sind Schmetterlingsblütler wie zum Beispiel Erbsen, Lupinen, Luzerne, Perserklee oder Winterwicken). Sie filtern natürlichen Stickstoff aus der Luft und speichern ihn mithilfe von speziellen Bakterien als Vorrat für das nächste Jahr in kleinen Wurzelknöllchen. Später wird dieser im Boden frei und liefert nachfolgenden Kulturen Gratis-Stickstoff – ein wichtiger Grundnährstoff für gesundes Wachstum und hohen Ertrag. Besonders gut gedeihen danach Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Rettiche, Kohl- und Blattgemüse.
Als Gründünger eignen sich vor allem einjährige Sorten von Lupinen. Wer sie im Frühjahr aussät, kann sich zudem an ihren prachtvollen Blütenkerzen erfreuen. Gelb und blau blühende Sorten sind ideal für leichte, weißblütige für lehmige Böden.
Besonders prächtig blüht Inkarnatklee (Trifolium incarnatum), der sich von Mai bis August mit auffällig purpurroten Ähren schmückt und von zahlreichen Pollen und Nektar sammelnden Insekten besucht wird. Eher unscheinbar sieht der bis zu 40 cm hohe Perserklee (Trifolium resupinatum) mit seinen feinen Blättchen und zartrosa Blüten aus. Er bildet einen etwa 40 cm hohen dichten Pflanzenteppich, der sicher abfriert. Lassen Sie die Blattmasse über Winter liegen, so kommt durch die flache aber dichte Schicht kein Unkraut auf.
Blumen für gesunde Gemüse nach oben
Mit herrlich gelb oder orange blühenden Studentenblumen (Tagetes patula nana, wie etwa die Sorte ‘Single Gold’) oder Mischungen daraus, wie ‘Nematodenjäger’ oder ‘Bodentherapie’ lassen sich schädliche Fadenwürmer (Nematoden) im Boden bekämpfen. Nematoden schaden vor allem den Wurzeln von Rosen, Erdbeeren und Beerenobst, aber auch vielen Gemüsen und Zierpflanzen. Die Folge: Die Pflanzen wachsen nur kümmerlich und geben geringe Erträge ab. Nematoden befallen zwar auch die Wurzeln der Tagetes, doch diese enthalten einen Stoff, der die Fortpflanzung der kleinen Würmer verhindert und den Boden so von ihnen befreit. Wichtig: Die Kultur braucht mindestens 100 Tage, um wirksam zu sein. Die Aussaat sollte also bis spätestens Anfang August erfolgen.
Auch neuere Sorten des Gelbsenfs (Sinapis alba) können gegen Nematoden eingesetzt werden. Auf schweren Böden entwickelt er sehr viel Grünmasse, die das Beet rasch bedeckt.
Futter für Insekten nach oben
Viele Gründüngungspflanzen sind gleichzeitig für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Schwebfliegen und weitere Insekten von größtem Nutzen, denn ihr Vorrat an Nektar scheint unerschöpflich. Dies ist in den Herbstmonaten wichtig, wenn andere Blüten immer weniger zur Verfügung stehen. Ein Meer von kleinen, zartblauen Blüten bringt der Bienenfreund (Phacelia) hervor. Sie sind ein Leckerbissen für Bienen, während die Blattmasse als Dünger für den Boden dient. Blauer Lein (Linum usitatissimum) ist eine traditionsreiche Kulturpflanze und ein Eldorado für Falter und Bienen. Die zahlreichen Blüten in kräftigem Blau sind eine wahre Freude fürs Auge. Zugleich sorgen die Wurzeln für eine gute Lockerung des Bodens.
Aussaat im Spätsommer und Herbst nach oben
Gründüngung kann von April bis September gesät werden. Doch von Ende Juli bis August bietet sich auf abgeernteten Beeten die beste Gelegenheit. Säen Sie den Samen breitwürfig oder in Reihen von 20 cm Abstand aus und harken Sie alles flach ein. Anschließend gut angießen und weiterhin feucht halten.
Für das Einarbeiten der Blattmasse noch im Herbst empfehlen sich schnellwüchsige, nicht frostbeständige Arten wie Bienenfreund, Gelbsenf (wächst besonders schnell und kann deshalb bis in den September gesät werden), Ölrettich (wurzelt tief und entwickelt viel Blattmasse). Gründünger-Mischungen wie ‘Tempo Grün’, ‘Sperli´s Bodenkur: Schnellgrüner’ oder ‘TerraLife®Stickstoff-Fixx’ vereinen die günstigen Wirkungen von mehreren Pflanzenarten.
So geht´s: Sie können die Blattmasse im späten Herbst klein häckseln und in den Boden einarbeiten oder das Beet samt Pflanzenresten komplett umgraben. Alternativ lassen Sie die Pflanzen den Winter über auf dem Beet liegen und arbeiten sie im Frühjahr ein.
Rechtzeitig zur neuen Gartensaison ist der Boden dann wunderbar mürbe. Das Durchziehen mit dem im Bioanbau beliebten Sauzahn genügt fast immer, um ein durchlässiges Saat- und Pflanzbeet zu bereiten.
Für die Überwinterung im Beet eignen sich Winterraps (bildet ein dichtes Blätterdach mit viel Blatt- und Wurzelmasse) und Gräser wie Deutsches Weidelgras. Sie durchwurzeln und lockern den Boden intensiv. Winterroggen können Sie sogar noch in letzter Minute bis November säen.
Wichtig: Raps, Ölrettich und Senf sind Kreuzblütler. Sie dürfen nicht auf Beete gesät werden, auf denen Sie später andere Kreuzblütler wie zum Beispiel Kohl anbauen. Sonst wird die gefürchtete Kohlhernie übertragen.