Gartenschätze: Mein schöner Vorgarten
Einleitung
März 2022 Grün tut gut. Deshalb plädieren wir für mehr Pflanzen im Vorgarten, denn diese machen ihn lebendig und abwechslungsreich. So wird der tägliche Gang durch den Vorgarten zur Wohltat.
Vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen. Die Gestaltung der Gärten vor der Haustür hat sich in den letzten Jahren gewandelt – in den meisten Fällen leider nicht zum Besseren. Mittlerweile herrschen vielerorts sogenannte Steingärten vor. Der Begriff „Schotterwüste“ trifft es besser, denn mit einem Steingarten im üblichen Sinn hat das nichts zu tun. In einem Steingarten wird eine alpine Hochlandschaft nachgebildet und Pflanzen werden integriert, die sich an eine steinige, karge Umgebung gewöhnt haben. Diese Gärten blühen, grünen und leben: Die Pflanzen locken Tiere an, in den Steinzwischenräumen finden Insekten wichtige Rückzugsorte und im Boden wimmelt es von lebendigen Mikroorganismen. Die erwähnten Schottergärten sind das genaue Gegenteil: Steine in allen möglichen Formen und Körnungen spielen die Hauptrolle, die Flächen sind weitestgehend versiegelt, dazwischen findet man vielleicht einzelne verwaiste Immergrüne oder Gräser, die einen Blickpunkt setzen sollen, aber leider nicht zum künstlich geschaffenen Standort passen. Da sie sich an dem unwirtlichen Platz nicht wohlfühlen, schließlich heizen sich Kies und Schotter tagsüber ordentlich auf und strahlen auch nachts Hitze ab, ergibt sich eher ein trostloses Bild. Das geht besser!
Die Vorteile einer Bepflanzung nach oben
Blüten, Farben, Formen und Düfte von Pflanzen erfreuen nicht nur das Auge des Menschen, sondern wirken sich auch positiv auf unser persönliches Wohlbefinden aus. Das ergab eine Studie von Forschern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung, der Universität Leipzig und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Datenanalystin Dr. Diana Bowler erklärt: „Unsere Studie zeigt […], dass die alltägliche Natur in der Nähe des Hauses – die Artenvielfalt, die man beim Blick aus dem Fenster sieht oder wenn man zu Fuß oder mit dem Auto zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen geht – […] wichtig für die psychische Gesundheit ist“. Mit einem schön bepflanzten Vorgarten können Sie zudem die Jahreszeiten erleben. Das reicht von den ersten Farbtupfern der Frühlingsblüher über die intensiven Düfte der Rosen bis hin zur feurigen Herbstfärbung von Bäumen oder Immergrüne, die im Winter hübsche Schneehauben tragen.
Weitere Vorteile, die Ihnen Pflanzen bringen: Sie schlucken Schall und verringern die Lautstärkebelastung. Sie kühlen die Luft durch ihre Verdunstung und speichern Wasser. Somit verringert sich bei Starkregenfällen die Überlastung der Kanalisation und damit einher gehende Überschwemmungen. Pflanzen bieten Tieren wie Vögeln oder Insekten wie Bienen und Hummeln Nahrung und einen Lebensraum. Somit bilden Vorgärten einen wichtigen Trittstein für die Vernetzung von Ökosystemen. Und zu guter Letzt sind Pflanzflächen bei richtiger Planung und standortgerechter Verwendung pflegeleichter als die „toten“ und tagein tagaus gleich aussehenden Steinflächen.
Abwechslung erwünscht mit Gehölzen und Stauden nach oben
Das Grundgerüst der Bepflanzung bilden Gehölze. Früher war es selbstverständlich, dass man beim Neubau eines Hauses auf dem Grundstück auch einen Platz für einen Hausbaum reservierte. Er war zum einen als Schattenspender und geselliger Treffpunkt wichtig, zum anderen hatte er als Schutzpatron für Haus und Garten eine Symbolkraft. Ist genug Platz vorhanden, passt er somit gut in den Vorgarten. Während früher häufig Kastanien, Linden, Eichen oder Walnussbäume gewählt wurden, finden solche mächtigen Exemplare auf den kleiner gewordenen Grundstücken kaum mehr Verwendung. Zum Glück gibt es inzwischen aber viele Sorten, die wenig Raum einnehmen und trotzdem etwas hermachen. Beliebt sind Kugelbäume, bei denen eine langsam wachsende Krone auf einen geraden Stamm veredelt wird. Die Krone wird über die Jahre größer, der Stamm wächst aber nicht weiter in die Höhe, sondern wird nur dicker. Beispiele sind der Kugel-Ahorn (Acer platanoides ‘Globosum’), die Kugel-Robinie (Robinia pseudoacacia ‘Umbraculifera’) oder der Kugel-Trompetenbaum (Catalpa bignonioides ‘Nana’). Mehr dazu finden Sie unter Ein Hausbaum für’s Kleinklima von unserem Bundesgartenberater Martin Breidbach und auf unserer Website www.gartenberatung.de.
Sowohl Bäume wie auch Sträucher bleiben Ihnen jahrelang erhalten. Der Standort sollte deshalb gut überlegt sein, die Endgröße berücksichtigt werden und die gewählte Art zu den Standortbedingungen passen. Weitere optische Auswahlkriterien sind schöner Fruchtschmuck (z. B. Zierapfel-Sorten), auffälliges Laub (z. B. Amberbaum, Sorte ‘Gum Ball’) oder schöne Blüten (etwa Zierkirschen). Oder Sie wählen Arten, die mehrere tolle Aspekte in einem vereinen und ganzjährig attraktiv sind, also Sträucher wie die Kupfer-Felsenbirne, der Gewöhnliche Schneeball oder der Tartarische Hartriegel.
Unter den Gehölzen finden Sie auch passende Arten und Sorten für eine grüne Grenze, die Sie etwas platzsparender in Form einer geschnittenen Hecke (z. B. mit Hainbuche, Liguster, Eibe) gestalten können oder als frei wachsende Blütenhecke, wenn genug Raum vorhanden ist.
Bodendecker sind eine gute Wahl, wenn die Pflanzung besonders pflegeleicht sein soll. Sie breiten sich mit der Zeit flächig aus und bilden eine dichte Pflanzendecke, in der wilde Gewächse kaum eine Chance haben sich anzusiedeln oder auszubreiten. Bodenbedeckende Pflanzen finden Sie bei Gehölzen und Stauden. Das Angebot ist vielfältig und bietet für jeden Standort und persönlichen Geschmack das Richtige. Je nach Art eignen sie sich für Sonne oder Schatten, überzeugen durch schmückende Blätter, zeigen hübsche Blüten oder auffallende Früchte. Sehr bekannt sind zum Beispiel Gehölze wie Efeu, Zwergmispel oder das Kleine Immergrün. Bei den Stauden bieten sich Storchschnabel-Arten, Kaukasusvergissmeinnicht, Elfenblume oder Waldmeister an. Auch mit niedrig wachsenden Gräsern können Sie dichte, attraktive Pflanzendecken anlegen, am besten mit immergrünen Arten, die nur einmal im Jahr geschnitten werden und danach schnell wieder austreiben. Für schattige Gärten eignen sich beispielsweise Seggen oder das Japanwaldgras, sonnenliebende Gräser sind das Liebesgras oder das Federgras. Setzen Sie höhere Pflanzen – einzeln oder in Gruppen, Gehölze oder Stauden – die aus den flächigen Bodendeckern herauswachsen, das sorgt für Abwechslung und Spannung. Noch mehr zum Thema Bodendecker finden Sie unter Robuste Bodendecker von unserer Autorin Dagmar Stein.
Vergessen Sie beim Planen und Pflanzen von Beeten auf keinen Fall die Gruppe der Zwiebel- und Knollenpflanzen: Frühlingsblüher wie Schneeglöckchen, Krokusse oder Winterlinge sind die ersten, die im Frühjahr ihre Blüten zeigen – manche sogar, wenn noch Schnee oder Eis den Boden bedeckt. Sie erwachen früher und treiben schneller durch als andere Stauden. Das liegt daran, dass sie in ihren unterirdischen Speicherorganen alles eingelagert haben, was sie dazu brauchen. Später haben dann Zierlauch, Lilien und Steppenkerzen ihren großen Auftritt, und auch für den Herbst finden sich unter den Geophyten späte Blüher wie Herbstzeitlose, Herbst-Krokus oder das Herbst-Alpenveilchen.
Rettet den Vorgarten nach oben
Aufgrund der Entwicklung der zunehmenden Schottergärten rief der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau 2017 die Initiative „Rettet den Vorgarten“ ins Leben. Der Verband setzt sich verstärkt dafür ein mit dem Mythos des arbeitsarmen, pflegeleichten Schottergartens aufzuräumen und die vielfachen Vorteile grüner Gestaltungen hervorzuheben. Mittlerweile hat die Initiative eine breite Basis. Auch die ersten Städte ziehen Konsequenzen und nehmen aktiv Einfluss auf das, was in Vorgärten darf und was nicht. Wer sich informieren möchte: Anregungen und gute Beispiele für Vorgärten finden Sie unter www.rettet-den-vorgarten.de. Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner des Verbandes sind zudem professionelle Ansprech- und Geschäftspartner für eine durchdachte Planung, Pflanzenauswahl und Anlage eines Vorgartens, die die unterschiedlichen Anforderungen auf der Fläche vor dem Haus berücksichtigen (www.galabau.de).
Begrünung von Kopf bis Fuß nach oben
Eine Hausbegrünung mit Kletterpflanzen ist eine weitere Möglichkeit, um noch mehr Grün in den Vorgarten zu integrieren. Fassadengrün kann dem Gebäude eine ganz besondere Ausstrahlung verleihen und punktet im urbanen Raum mit zahlreichen positiven Effekten: Es trägt zum Artenreichtum bei, schluckt Lärm, die Pflanzen binden Feinstaub, produzieren Sauerstoff und sorgen durch Beschattung und Verdunstung von Wasser für ein angenehmes Klima in der direkten Umgebung. Auch für das Wohnhaus an sich bringt es Vorteile, denn eine Fassadenbegrünungen dämmt thermisch und kann so dazu beitragen, Kosten für Heizung und Klimaanlage zu senken. Bedenken bezüglich Schädigungen von Putz oder Mauerwerk durch „einwurzelnde“ Kletterpflanzen sind unbegründet. Vorsicht ist nur geboten, wenn das Mauerwerk brüchig und verwittert ist oder der Putz bröckelt.
Die Kletterpflanzen, die sich für eine Wandbegrünung eignen, haben unterschiedliche Techniken. Selbstklimmer, wie Wilder Wein, Efeu oder Kletterhortensie, halten sich mit Saugnäpfen, Haftscheiben, Klimmhaaren oder Haftwurzeln an der Fassade fest. Eine Kletterhilfe ist nicht notwendig. Wählen Sie Selbstklimmer aber nur, wenn sie dauerhaft bleiben können, denn das Entfernen ist aufwändig und sollte von Fachleuten durchgeführt werden. In der Regel ist danach ein neuer Anstrich nötig. Schlingpflanzen, wie Geißblatt, Blauregen oder Pfeifenwinde, brauchen senkrechte Hilfen und winden sich beispielsweise um Edelstahlseile oder Stäbe. Rankpflanzen wie Clematis halten sich dagegen gern an Gittern fest und Spreizklimmer wie Kletterrosen eignen sich für waagerechte Systeme. Alle Klettersysteme sollten Sie stets mit einigem Abstand zur Wand befestigen. Sie müssen je nach Kletterpflanze und deren Wüchsigkeit und Gewicht ausreichend stabil sein. Spalierbäume sind übrigens eine weitere schöne Möglichkeit, um Wände aufzuwerten.