Küchengarten: Grün, Gelb, Rot – Paprika!
Einleitung
August 2021 Paprikafans können sich freuen. Es gibt viele neue Sorten und ab August werden die ersten Früchte reif.
Botanisch gesehen ist die gewöhnlich als Schote bezeichnete Frucht eine Beere. Mit seinem hohen Gehalt an Vitamin C steht Paprika (Capsicum annuum) an der Spitze der Gemüsesorten. Auch die sonstigen gesundheitlichen Werte können sich sehen lassen. So enthält Paprika hohe Konzentrationen von Beta-Carotin und Flavonoiden – das sind bioaktive Pflanzenstoffe, die Entzündungen entgegenwirken, Krankheitskeime abtöten und einem Herzinfarkt vorbeugen können. Die Schärfe mancher Sorten wirkt zudem desinfizierend, appetit- und verdauungsfördernd.
Aussehen und Geschmack der Schoten, die an der Pflanze entweder hängend oder nach oben strebend angesetzt sind, variieren je nach Sorte stark. Zunächst in der Form: Neben den großen, blockigen Züchtungen des mild schmeckenden Gemüsepaprikas, die man aus dem Supermarkt kennt, gibt es große und kleine, spitze, runde, tomaten- oder tropfenförmige Sorten. Außerdem in der Farbe: Neben den klassisch roten gibt es orange, gelbe, cremeweiße, violette oder sogar fast schwarze Sorten (zum Beispiel die Sorte ‘Mavras’). Übrigens: Grüne Paprika sind keine spezielle Sorte, sondern einfach unreif geerntete Früchte. Dabei sind voll ausgereifte Früchte aromatischer und höher im Nährwert als grüne Früchte. Und auch im Geschmack unterscheiden sich die Sorten stark.
Mild oder scharf? nach oben
Leider kann man den Geschmack einer Frucht nicht von außen erkennen, denn die vielen Kreuzungen haben die Eigenschaften heftig durcheinandergewirbelt. Es bleibt nur das vorsichtige Probieren. Ob scharf, würzig oder mild, dafür sollten Sie genau die Sortenbeschreibung lesen. Vor allem die scharfen Gewürzpaprikas (Chilis und Peperonis) sind beliebt. Doch Vorsicht: Wer zu viel Scharfes isst, kann gesundheitliche Probleme bekommen. Deshalb immer nur wenig und vorsichtig probieren!
Der Schärfegrad der Sorten wird in der Einheit „Scoville“ angegeben, je höher der Wert, desto schärfer. Die Schärfe kann aber auch zwischen den Früchten einer Pflanze stark variieren, denn eine Paprika, die viel Sonne abbekommt, ist schärfer als eine, die im Schatten eines Blattes hängt.
Tipp: Das für die Schärfe verantwortliche Capsaicin ist vor allem in den Samen und in den Fruchtscheidewänden konzentriert. Schneidet man diese heraus, schmeckt der Rest oft wesentlich milder.
Als schärfste Chili gilt die rote ‘Bhut Jolokia’ aus Indien, die einen Schärfegrad von über zwei Millionen Scoville hat. Bei uns erhältlich ist die ähnlich scharfe indische Chili Dorset Naga ‘Cresto®’ (von Volmary). Auch die Scotch Bonnet Chili ‘Animo® Red’ ist nur etwas für Abenteurer. Als Chiliflocken oder in kleine Ringe geschnitten und sparsam verwendet, ergeben die pilzförmigen, stark gefurchten roten Früchte vielen Gerichten aber einen tollen Schärfekick.
Snack für Kinder nach oben
Umgekehrt verzeichnen vor allem die milden, großen Gemüsepaprika, wie die rote Blockpaprika ‘Bendigo’ oder ‘California Wonder’ (als gelbe oder rote Frucht) gute Absatzerfolge. Sie bringen viel Ertrag und lassen sich ideal in der Küche verarbeiten, zum Beispiel für leckere Suppen, als Beilage, Ofengemüse und als gefüllte Schoten. Ein tolles, süßes Aroma entwickeln große, lange Spitzpaprika wie die Sorte ‘Lipar’, ‘Roter Augsburger’ oder die gelb und orange abreifende Sorte ‘Pinokkio’. Gegrillt schmecken die Früchte wunderbar!
Kinder naschen gern von den milden kleinfrüchtigen Snackpaprika, wie ‘Lubega’, ‘Tribelli Mini®Rot oder Orange’, ‘Sperli´s Fitness’ oder ‘Flynn’. Bei diesen Sorten entwickeln sich die Samen nur oben am Stielansatz, so dass man die Frucht bequem abbeißen kann. Auch milde, lange Peperoni wie die Sorte ‘Lombardo’ sind ein Hit, zum Beispiel frisch genossen oder nach italienischer Art als saures, pikantes Essiggemüse eingelegt. Wer spanische Tapas liebt, wird von der neuen Sorte ‘Padron’ (von Kiepenkerl) begeistert sein. Sie entspricht dem grünen Tapas-Paprika ‘Pimientos de Padron’. Die kleinen, mundgerechten Früchte werden im unreifen, grünen Zustand inklusive Stiel geerntet und unter großer Hitze mit etwas Olivenöl in einer Pfanne kräftig angebraten. Anschließend mit grobem Meersalz bestreuen – und fertig ist das köstliche Tapas-Gericht!
Wärmebedürftige Pflanzen nach oben
Nicht Ungarn ist die Heimat der wohlschmeckenden Paprikafamilie. Vielmehr wurde das Nachtschattengewächs schon vor 4.000 Jahren in den fruchtbaren Tälern der südamerikanischen Anden kultiviert und dann von Christoph Kolumbus nach Europa gebracht. Die wärmebedürftigen, bis zu 1 m hohen Pflanzen werden bei uns einjährig kultiviert und können im Freien im Beet oder in Töpfen auf der Terrasse oder dem Balkon an windgeschützten, sonnigen Plätzen gedeihen. Unter Folie oder im Glashaus ist die Kultur jedoch kein Problem. Geben Sie den buschigen Pflanzen einen Stab als Stütze und binden Sie die Triebe daran locker an, damit sie bei üppigem Fruchtansatz nicht umknicken. Halten Sie die Pflanzen gleichmäßig feucht und düngen Sie ab Beginn der Blüte bis Mitte August alle 14 Tage flüssig.
Tipp: Zahlreiche Früchte zur gleichen Zeit bilden sich, wenn Sie die erste, die „Königsknospe“, ausbrechen. Schon bald erscheinen die nächsten Blüten.
Ernten und verarbeiten nach oben
Etwa ab August sind die ersten Früchte voll ausgefärbt und erntereif. Noch bis in den Oktober hinein können Sie nun dem Erntespaß frönen. Mit zunehmender Reife wechselt das Grün der unreifen Früchte in Gelb, Orange, Schwarz oder Rot. Erst dann sind auch alle Geschmackskomponenten gut entwickelt. Schneiden Sie die reifen Paprika am besten mit einem scharfen Messer oder eine Gartenschere ab, um die Pflanzen nicht zu beschädigen. Im Kühlschrank halten sich die Schoten ein bis zwei Wochen frisch. Chilis und Peperoni können zur späteren Verwendung auch getrocknet, in Öl oder Essig eingelegt oder zu Chili-Saucen verarbeitet werden. Meist reichen schon ein paar kleine Stücke, um ihre teils kräftige Würze abzugeben. Beim Verarbeiten von scharfen Chilis ist das Tragen von Handschuhen ratsam, da Reste vom Pflanzensaft an den Händen verbleiben und zum Beispiel in die Augen geraten können. Das reizt das Auge und ist schmerzhaft.