Ziergarten: Aromatherapie im Grünen
Einleitung
Mai 2022 Wer lässt sich nicht gern durch die Nase verführen? Viel interessanter wird ein Garten, wenn sich zur Blätter- und Blütenpracht noch Düfte gesellen – zarte oder süße, aromatische oder herbe. Lassen Sie sich von den Düften von Rosen, Staudenphlox, Lavendel oder Katzenminze verzaubern!
Angenehme Gerüche regen die Sinne an und sind wohltuend für die Seele. Machen Sie sich diese „Aromatherapie“ doch einfach in Ihrem Garten zunutze! Viele Pflanzen entwickeln kräftige Aromen, die von Blüten, Blättern, Stängeln oder Früchten ausgehen. Oft sind solche Gerüche als Abwehrmittel gedacht, um hungrige Fresser abzuhalten. Je karger, hungriger und trockener manche Pflanzen stehen, desto ausgeprägter sind die ätherischen Öle, die sie entwickeln. Viele Blumen versuchen mit ihrem süßen Duft aber auch genau das Gegenteil – nämlich reichlich Bestäuber für ihre Blüten anzulocken. Wer seine Lieblings-Duftpflanzen entdeckt hat und sie geschickt platziert, kann sich ein wahres Aromaparadies im Garten schaffen.
Düfte in Nasenhöhe nach oben
Meist werden Sträucher, Stauden und Sommerblumen nach den üblichen Kriterien ausgesucht. Blütenfarben, -formen und Blütezeiten, Wind-, Lärm- und Sichtschutz, Fruchtschmuck, Herbstfärbung und Robustheit gehen zunächst vor. Ein Duftgarten trifft eine andere, oft zusätzliche Auswahl.
Und er sollte – wenn möglich – anders angelegt werden, nasengerecht sozusagen, die Wohlgeruch versprühenden Pflanzen in nicht allzugroßer Bückentfernung. Dabei sollten sich die Bouquets der Blumen nicht vermischen oder überlagern – das bleibt den Parfums vorbehalten. Jeder Duft soll einzeln zur Geltung kommen, nur wenige Aromen passen wirklich gut zusammen. Intensiv duftende Pflanzen sollten also in gebührender Entfernung voneinander stehen oder durch Mauern, Zäune, Sträucher oder Koniferen getrennt sein. Bei einem Rundgang durch den Garten sind Abwechslung und allmähliches Steigern ideal.
Wer über ein Hanggrundstück verfügt, ist glücklich dran. Er kann an jeder Terrasse, entlang der Treppen und schon am Eingang alle Register ziehen, Optik und Aroma durch eine passende Pflanzenauswahl zur Geltung bringen. Da sich die Düfte nach oben hin verbreiten, ist ein Weg über den Pflanzen oder an ihnen entlang optimal geeignet, um alle Feinheiten zu geniessen. Ein Trend ist die Anlage von Duftgruben. Sie sind eine kleinere Variante der muldenartigen Senkgärten und passen mit ihrem geringen Platzbedürfnis (ca. drei Meter Durchmesser) gut in kleine Gärten. Ihre Vorzüge, wie das Einfangen und Bewahren der Sonneneinstrahlung und das Präsentieren von Zwiebelblumen, Steingartenpflanzen und Schnittstauden in bequemer Höhe, kommen dem Wesen der Duftpflanzen sehr entgegen. Der gleiche Zweck kann aber auch mit Hügeln und Mulden oder durch das Einteilen des Areals mit Sichtschutzwänden, Hecken oder Mauern in geschützte kleine Räume erreicht werden.
Duftende Sträucher nach oben
Ist auch das nicht möglich, schaffen wir uns den Rahmen mit Hilfe von Sträuchern selbst. Es gibt genügend Sträucher, die zu bestimmten Jahreszeiten duftende Blüten tragen.
Im Winter locken einige von ihnen mit Düften die wenigen Insekten herbei, die nach Nahrung suchen: zum Beispiel die Zaubernuss (Hamamelis mollis) oder die Winterblüte (Chimonanthus praecox). Im Frühling duften viele Sträucher wie die Sternmagnolie (Magnolia stellata), Flieder (Syringa vulgaris) oder der Falsche Gartenjasmin (Philadelphus lemoinei). Der Sommer ist zwar weniger mit Duftsträuchern gesegnet. Doch dafür prunken sie zudem mit farbenprächtigen Blüten. Hier springen der Schmetterlingsstrauch (Buddleia davidii) und die nahe verwandte, elegante Hängebuddleie (Buddleia alternifolia) ins Auge. Der Herbstflieder (Syringa microphylla ‘Superba’) versprüht dagegen im Spätsommer und Herbst einen angenehmen Geruch.
Zwiebelblumen mit Duft nach oben
Auch unter den sommerblühenden Zwiebelblumen gibt es etliche, deren Blüten mit tollen Düften verführen. Die Bartiris (Iris germanica), Freesien und die große Familie der herrlich duftenden Trompeten-, Goldband-, Königs- und Orient-Hybriden-Lilien bestreiten den Sommer, um mit der Abessinischen Gladiole (Gladiolus murielae, syn. Acidantera bicolor) im Spätsommer einen letzten Höhepunkt zu erreichen.
Das Völkchen der Zwiebelblumen kann man in idealer Weise ergänzen durch Bodendecker. Ein herrliches Aroma versprühen beispielsweise Duftveilchen. Ideal sind auch die würzig duftenden Blütenteppiche der widerstandsfähigen Storchschnabel-Arten (zum Beispiel das im Mai rosa blühende Geranium macrorrhizum ‘Spessart’, feinherber Duft der Blätter, oder das im Sommer blutrot blühende Geranium sanguineum). Ihr frischgrüner Blätterteppich überdeckt unschön vergehendes Laub und schützt die Zwiebeln vor Verletzungen. Mit weissen Madonnenlilien und kräftigen Trompetenlilien kann man zudem selbst im Sommer noch auffällige Akzente setzen. Sie passen hervorragend zu Rosen. Dabei gilt es, die Farben an den entsprechenden Sorten auszurichten.
Duftblumen aus Samen nach oben
Besonders attraktiv sind die duftenden Frühlings- und Sommerblüher, die aus Samen immer wieder neu herangezogen werden. Von den nostalgischen Farben des Goldlacks (Blüte von April–Juni), von einfachen oder gefüllten Bartnelken (Blüte von Juni–Juli) und niedrigen oder mittelhohen Levkojen (Blüte von Juni–August) kann man im Vorgarten, am Haus und im Staudenbeet als Lückenfüller nie genug haben. Auch die Ringelblume (Calendula officinalis) verdient in diesem Zusammenhang Erwähnung, obwohl ihr herbes Aroma nicht jedem zusagt. Die Pflanzen werden im Abstand von 20 bis 25 cm in größeren Flächen ausgepflanzt. Sehr zuverlässig blüht der Duftsteinrich (Lobularia maritima) in weißen, rosa und violettroten Sorten, der sich zu wunderbar süß duftenden, niedrigen Blütenteppichen entwickelt oder auch im Balkonkasten sein Aroma auf Nasenhöhe versprüht.
Stauden mit Dufterlebnis nach oben
Unter den duftenden Stauden sind unbedingt Nelken zu erwähnen, die mit ihrer Arten- und Formenvielfalt beeindrucken. Fast alle mehrjährigen Nelken duften, die heute so populären einjährigen Chinesischen Nelken allerdings nicht. Für Einfassungen, Wegränder, Unterpflanzungen von Rosenbeeten und Rabatten sollten Sie daher die reichblühenden Pfingstnelken (Dianthus gratianopolitanus), die zierlichen Federnelken (Dianthus plumarius) und die großblütigen Edelnelken (Dianthus caryophyllus) wählen.
An sonniger, trockener Stelle verströmen weiße, rosa oder gelbe Schafgarben und blauer Salbei herbe Aromen. Bartnelken liefern kontrastreiche Partner. Dazu lassen sich gut silberblättriger Wermut (Artemisia-Arten) und gelbe Königskerzen (Verbascum) mit wolligem, silbrigem Laub kombinieren. Blauer Lavendel und üppige blau-violette Katzenminze (Nepeta faassenii) gelten als klassische Begleiter von Rosen. Ihre intensiven, herben Düfte wehren Läuse ab.
Rosenduft an Lauben und Pergolen nach oben
Duftrosen – das ist ein unerschöpfliches Thema. Aus der Vielzahl der Strauch- und Beetrosen seien daher nur einige historische und besonders bewährte Sorten herausgegriffen, die wegen ihres herrlichen Duftes die Jahrhunderte in den Gärten überdauert haben:
‘Blanche Moreau’ (R. centifolia), reinweiß, stark gefüllt, 80 cm hoch.
‘Charles de Mills’ (R. gallica), anfangs karmin-, später purpurrot mit besonders großen, schalenförmigen und stark gefüllten Blüten, wüchsig, 170 cm hoch, robust.
‘Fantin Latour’ (R. centifolia), zartrosa mit dunkler Mitte, Blüten becher-schalenförmig, 180 cm hoch.
‘Muscosa’ (R. centifolia), Knospe stark bemoost, Blüte intensiv rosa, stark gefüllt, in Büscheln, sehr blühfreudig, Uromas Gartenrose, 100 cm hoch.
‘Rose de Resht’ (R. damascena), fuchsienrot, pomponartige, dicht gefüllte Blüten, öfterblühend, 120 cm.
‘Variegata di Bologna’ (R. borboniana), rot-weiß gestreift, 120 cm hoch.
Übrigens: Ein Sitzplatz in einer richtigen „Duftgrube“ aufgestellt ist das ultimative Geruchserlebnis!