Küchengarten: Apfelsorten für Allergiker
Einleitung
Januar 2018 Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, dann kennen Sie sicher jemanden, der an einer Apfelallergie leidet – so sehr hat sich dieses Phänomen mittlerweile verbreitet. Seit 2007 befassen sich die Aktiven des BUND Lemgo damit. Ziel ist, Betroffenen zu helfen und gleichzeitig alte Sorten sowie den wertvollen Lebensraum Streuobstwiese zu erhalten.
Wie seltsam: Die eine Apfelsorte ruft beim Verzehr allergische Reaktionen hervor, eine andere nicht. Und manchmal passiert das sogar mit ein- und derselben Sorte. Den Ursachen kommt man nur langsam auf die Spur.
Mit den Birkenpollen fängt es an nach oben
Allergische Reaktionen sind „übertriebene“ Antworten des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe. Im Falle der Apfelallergie reagieren Betroffene auf körperfremde Eiweiße. Jedes Einweiß hat eine ganz eigene, typische Struktur. Das Eiweiß des Birkenpollens ist einem der allergieauslösenden Stoffe im Äpfel so ähnlich, dass unsere Antikörper sie nicht auseinanderhalten können. So entstehen Kreuzallergien, und Birkenallergiker werden leicht auch Apfelallergiker. Eiweiße aus Haselpollen, Hasel- und Walnüssen, Mandeln, Sellerie, Möhren, Kirschen sowie anderen Stein- und Kernobst-Arten weisen ebenfalls die Struktur der Birkenpollen auf.
Die Gute Nachricht: Oft geht doch was! nach oben
Die Ortsgruppe Lemgo des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) engagiert sich unter anderem für die Pflege einer Streuobstwiese mit alten Sorten. Da Apfelallergiker manche alten Apfelsorten ohne Beschwerden essen können, startete die Gruppe das Projekt „Apfelallergie“. Auf einer stetig wachsenden Liste sammelt man die Erfahrungen Betroffener, auf welche Sorten sie reagieren und auf welche nicht. Die aktuellen Zahlen decken sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Mengen des Allergens in den einzelnen Sorten. Demnach sollten Betroffene ganz bestimmt die Finger von Golden Delicious, Jonagold, Braeburn, Granny Smith und weiteren Sorten lassen. Als gut bis sehr gut verträglich dagegen gelten z. B. Alkmene und Goldparmäne. Die Einteilung „Alte Sorten sind gut, Neuzüchtungen schlecht für Allergiker“ lässt sich allerdings nicht belegen. Golden Delicious, den sehr viele Menschen nicht essen können, war bereits 1890 bekannt. Und „Neue“, wie Santana, Topaz, Collina sowie Elise, bekommen Allergikern meistens gut.
Gut verträgliche Sorten
Allergien lassen sich lindern nach oben
Eine auf Anregung des BUND Lemgo durchgeführte Beobachtungsstudie der Berliner Charité zeigte, dass eine Apfelallergie gezielt abgeschwächt werden kann. Gut 60 Personen mit Birkenallergie aßen zu Beginn der Studie einen Golden Delicious, dann drei Monate lang täglich ein Exemplar einer der alten Apfelsorten Alkmene, Eifeler Rambur, Goldparmäne oder Roter Boskoop, und schließlich wieder einen Golden Delicious. Dieser löste bei vielen Teilnehmenden deutlich weniger Juckreiz im Mund und Anschwellen der Mundschleimhaut aus, als vor der „Apfelkur“. Für Apfelallergiker lohnt es sich demnach, es einmal mit den als verträglich bezeichneten Sorten zu versuchen. Es wird empfohlen, erst einen Bissen zu probieren. Wird er vertragen, probieren Sie ein Viertel, dann die Hälfte und schließlich die ganze Frucht. Sehr sensible Allergiker sollten diesen Test unbedingt nur nach Abstimmung mit ihrem Arzt starten!
Viele Fragen zur Apfelallergie sind noch offen. So hängt die Verträglichkeit einer Sorte untere anderem davon ab, ob die Frucht frisch vom Baum oder aus dem Lager kommt. Die Einnahme von Medikamenten (z. B. Schmerzmittel) und intensiv betriebener Sport beeinflussen die Empfindlichkeit gegen die Allergene ebenfalls. Es bleibt spannend!
Schlecht verträgliche Sorten
Die Apfelliste sowie weitergehende Informationen finden Sie unter: www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html
Kalender-Tipp: Attraktiver „Ableger“ aus dem Lemgo-Projekt nach oben
Eine Apfelallergikerin schlug den Aktiven des BUND Lemgo vor, Kalender auf der Basis der Meldeliste zur Verträglichkeit von Apfelsorten zusammenzustellen. Diese beiden, einer mit und einer ohne Planerfunktion, sind das Ergebnis für 2018. Die Bildtafeln stammen aus der österreichischen Illustrierten Wochenzeitung für Garten, Siedlung und Kleintierhaltung „Nach der Arbeit“ mit Kurzbeschreibungen der Sorten. Wetten, dass auch nicht allergisch reagierende Apfelliebhaber Spaß an diesen Kalendern haben werden?