Ziergarten: Schere? Nein danke! Gehölze die (fast) ohne Schnitt auskommen
Einleitung
Januar 2016 Es gibt Ziergehölze und mehrjährige Kletterpflanzen, die man besser nicht bzw. nur selten schneiden sollte. Einmal setzen − und viele Jahre genießen. Noch ist Pflanzzeit!
Was passiert, wenn ein Sommerflieder ungeschnitten bleibt? Die Blütenstände werden immer kleiner. Das Holz altert und setzt dementsprechend weniger Knospen an. Also kommt alljährlich vor dem Austrieb die Astschere zum Einsatz. Kompliziert ist das nicht: Der Strauch wird um zwei Drittel gekürzt. Das Schneiden an sich macht ja vielleicht sogar Spaß. Die Äste zu entsorgen sicher weniger, besonders, wenn man keinen Häcksler besitzt.
Ähnliches gilt für viele Zier- und Klettergehölze. Was im Frühling blüht, wird im Herbst geschnitten. Sommerblüher sind im Frühling dran. Es gibt aber auch Arten, die lieber in Ruhe wachsen möchten. In Sachen Attraktivität stehen sie den schnittbedürftigeren Gehölzen in nichts nach. Was sie betrifft kann sich der Gärtner zu den üblichen Kürzungsterminen, jedoch zurücklehnen.
Auf keinen Fall! nach oben
Ein üppiges Beispiel für diese pflegeleichte Gruppe ist der Goldregen Bild 1. Während Blauregen ohne fachgerechten Schnitt bald nur noch tröpfelt, macht sich der Klettermax nichts aus Scheren. Im Gegenteil: Selbst wenn sie im Sommer nach der Blüte zum Einsatz kommen, reagiert er ziemlich zickig. Goldregen verschließt Wunden grundsätzlich schlecht. Statt dessen trocknen sie ein − ein Fest für Pilze! Starke Rückschnitte haben zudem besenartige Austriebe zur Folge. Um das wieder in Form zu bringen, hat man einiges zu tun.
Von Natur aus bereits perfekt nach oben
Die Zaubernuss Bild 2 ist ein richtiges Herbst- und Winterschätzchen mit leuchtend rotorangem Laub und gelben bis roten Pinselblütchen, die sich in milderen Perioden schon ab Januar zeigen. Sie wachsen sehr langsam, brauchen also schon von daher keinen Schnitt. Hinzu kommt, dass sie Wunden schlecht verschließen und aus altem Holz nur äußerst unwillig wieder austreiben.
Bei Kornelkirsche Bild 3 und Pfaffenhütchen Bild 4 versteht es sich fast von selbst, dass sie auf Schnittwerkzeuge verzichten können. Die einheimischen Wildgehölze sind es schließlich gewöhnt, ohne Gärtner zurechtzukommen. Mit Riesenblüten warten sie zwar nicht auf. Dafür öffnet die Kornelkirsche oft schon ab Ende Februar ihre Knospen und trägt im Herbst rote, verwertbare Früchte und buntes Laub. Das Gehölz ist zwar schnittverträglich, bildet aber eigentlich von sich aus einen ansehnlichen Wuchs und bleibt an einem sonnigwarmem Standort blühwillig. Für die Blüten des Pfaffenhütchen begeistern sich zwar eher nützliche Insekten, dafür schmückt sich das Gehölz im Herbst mit schrill pinkorangen "Pfaffenmützen". Wer die Schere zu kräftig ansetzt, muss ein Jahr lang darauf verzichten: Der Strauch treibt zwar wieder aus, blüht aber erst am zweijährigen Holz.
Wenn die Form bereits vollendet ist nach oben
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint, ist der Blumen-Hartriegel (Cornus kousa), Bild 5 ein Verwandter der Kornelkirsche. Hier rät man vom Schnitt ab, weil ansonsten der malerische Wuchs des meist mehrtriebigen, oft trichterförmigen Strauchs dahin wäre. Eine Empfehlung für kalkfreie Böden: Die weißen, späten rosa überhauchten Hochblätter, die im Frühsommer auf die unscheinbare Blüte aufmerksam machen soll, und die flammende Herbstfärbung sind eine Wucht!
Zierkirschen Bild 6 sind genau das, was ihr Name aussagt: Sie wurden zur Zierde gezüchtet, und das mit unterschiedlichen Wuchsformen. Einige bilden Trichter, andere Kugeln oder Säulen und wieder andere lassen ihre Triebe bogig überhängen. Es wäre schade, hier mit der Schere allzu stark einzugreifen. Nur abgestorbene oder kranke Zweige sollten Sie im Juni entfernen. Achten Sie lieber im Vorfeld darauf, dass Sie eine Sorte pflanzen, die von Größe und Charakter her zu Ihrem Garten passt. Sollten Sie eine Zierkirsche vom Vorbesitzer des Grundstücks "erben", die einen stärkeren Rückschnitt erfordert, erledigen Sie das im Oktober oder im zeitigen Frühling.
Ganz ähnlich steht es um Fächer-Ahorne Bild 7. Sie bilden ganz von sich aus sortentypische Wuchsformen. Selbst viele Profigärtner schrecken davor zurück, hier Schere oder gar Säge anzusetzen. Einerseits, weil man damit den Charakter verändert. Andererseits aber auch, weil Fächer- Ahorn im Ruf steht, Schnitte nicht zu vertragen. Dagegen sprechen die vielen als Bonsai gestalteten Exemplare. Tatsache ist: Diese Art gibt sich, was das anbelangt, recht eigen. Aus altem Holz mag sie kaum wieder austreiben. Es ist also ratsam, nur diesjährig gewachsene Zweige etwas einzukürzen, und das im Juni. So kann die Wunde noch bis zum Frost bestens ausheilen. Hinzu kommt, dass der kleine Baum gerne vom Schnitt an ins Holz zurücktrocknet, um Pilzkrankheitserregern das Leben möglichst schwer zu machen. Weil das aber die darunter liegende Knospe, welche den Trieb eigentlich fortführen soll, leicht in Mitleidenschaft zieht, setzen Kenner die Schere einige Zentimeter oberhalb der für die Zukunft gedachten Knospe an. Dieser Kniff erfordert allerdings, dass man später noch einmal antreten muss, um die eingetrockneten Stummel auszuputzen. Es also günstiger, sich vor der Pflanzung Gedanken über die richtige Sorte zu machen.