Einrichten & Wohnen: Barrierefreies Wohnen: So gestalten Sie Ihr Zuhause sicher und komfortabel

Einleitung

Oktober 2024 Barrierefreies Wohnen bedeutet Selbstständigkeit im Zuhause – und das nicht nur im Alter. Auch junge Baufamilien sind gut beraten, vorausschauend zu planen. Wir zeigen Ideen für den altersgerechten Umbau.

Barrierefreier Hauseingang nach oben

Dieser Hauseingang kann über die Stufen oder über die Rampe erreicht werden.

Oft erreicht man den Hauseingang nur über eine Treppe. Wer mit Kinderwagen oder Buggy unterwegs ist, oder wem das Laufen schwerfällt und wer auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist, für den erweisen sich schon wenige Stufen als unüberwindbare Hürde. Je nach Höhe der Treppe kann sich hier der Einbau einer Rampe lohnen. Damit Rampen nicht zum Hindernis werden, sollten sie eine maximale Neigung von sechs Prozent haben und mindestens einen Meter breit sein. Auch mit einem Hublift lässt sich der Höhenunterschied samt Rollstuhl überwinden. Davon profitieren auch Eltern mit Kinderwagen. Ein Geländer mit Haltegriffen erhöht zusätzlich die Sicherheit und erleichtert das Betreten der eigenen vier Wände. Die Durchgangsbreite der Eingangstür (und aller Innentüren) sollte mindestens 90 cm betragen, besser 100 cm. Damit man nicht über Rost oder Fußmatte stolpert, kann man diese bündig im Boden einlassen. Platz im Vorraum hinter der Eingangstür erleichtert das Ankommen. Dort sollten mindestens 60 cm Raum sein und neben der Tür mindestens 25 bis 30 cm, besser aber 50 cm.

Rutschfeste Böden im Haus nach oben

Eebenerdige Dusche, rutschfreie Böden und Fliesen

Aber es gibt natürlich noch etliche weitere Möglichkeiten, ein Zuhause schon heute barrierefrei oder wenigstens barrierearm zu gestalten (siehe hierzu auch die Begriffsklärung im Kasten). Durchgehende Bodenbeläge im Haus, ohne Türschwellen und Teppichkanten, verringern das Stolperrisiko und schaffen zusätzlich eine harmonische Optik. Für den Fußboden bietet sich beispielsweise ein rutschfester und fußwarmer Belag aus Kork oder Linoleum an. Lose Teppiche sollten am besten vermieden, zumindest aber sicher fixiert werden. Kabelkanäle verhindern zusätzliche Stolperfallen.

Sicher auf und ab: Treppen nach oben

Einfach und bequem vom Erdgeschoss in die oberen Etagen: Ein Treppenlift erhält die Selbstständigkeit.

Treppenstufen müssen eben und rutschsicher sein. Rutschhemmend wirken Antirutschstreifen (z. B. www.antinatapes.de), Treppenfliesen (für Holzstufen, auch Teppichstufenmatten genannt) oder Gummistreifen (für Steinstufen). Es empfiehlt sich, Stufenmatten und Treppenläufer von Fachkräften anbringen zu lassen, um abstehende Kanten oder das Verrutschen der Auflagen zu vermeiden. Lassen Sie sich im Fachhandel individuell beraten. Auch wenn die Treppe nur wenige Stufen hat: Bringen Sie einen Handlauf an. Ein zweiter Handlauf schafft zusätzlichen Halt. Sind die Stufen auch noch beleuchtet (beispielsweise durch eine Lichtleiste im nach unten geöffneten Handlauf), ist – unabhängig von anderen Lichtquellen – sowohl der Auf- als auch der Abstieg deutlich sicherer. Auch hier profitieren alle, besonders aber kleinere Kinder.

Ebenso bietet sich bei innenliegenden Treppen die Installation eines Treppenlifts an. So gelangen Bewohner sicher, komfortabel und ohne fremde Hilfe von einem Geschoss ins andere. Technisch lassen sich in fast jedes Wohngebäude maßgefertigte Treppenlifte installieren, selbst bei Wendeltreppen. Treppenlifte gibt es für den Innen- und Außenbereich. Wer den nötigen Platz (und natürlich auch die finanziellen Ressourcen) hat, könnte auch über die Installation eines Fahrstuhls, einen sogenannten Homelift, nachdenken. Dabei befördert eine kleine Kabine mit einem schlanken Antriebssystem, das keinen eigenen Schacht oder Motorraum benötigt, ein bis drei Personen. Die flexiblen Einbaumöglichkeiten reichen laut der Hersteller vom Wohnraum übers das Treppenauge, die Garage, Durchgangstüren und den Abstellraum bis hin zu Dachschrägen. Mit Blick auf die Planung könnte sich dieser Faktor als entscheidend herausstellen, um bei mehrgeschossigen Häusern auch im hohen Alter beide Geschosse nutzen zu können.

Duschspaß ohne Hindernisse nach oben

In der Dusche sorgen Haltegriffe und ein Duschsitz für mehr Komfort und Sicherheit.

Im Bad erhöhen geflieste, nasse Oberflächen, stumpfe Kanten und ein hoher Einstieg in Dusche und Badewanne das Unfallrisiko – unabhängig vom Alter der Bewohner. Eine ebenerdige Dusche, rutschfreie Böden mit Fliesen der Rutschfestigkeitsklasse R10. Sitzmöglichkeiten in der Dusche oder vor dem Waschbecken sorgen für Sicherheit. Für maximalen Duschkomfort gibt es bodenebene und begehbare Duschbereiche. Statt der 90 × 90 cm großen Duschtasse bieten mindestens 120 × 120 cm mehr Bewegungsfreiheit. Haltegriffe und Duschsitze sorgen für Komfort für alle Generationen. Um nicht ständig anzuecken, sollte das Bad ausreichend Platz bieten. Nach DIN benötigt eine Person im Rollstuhl eine Bewegungsfläche von 150 × 150 cm, wobei sich diese Fläche mit anderen Flächen überlagern darf, etwa dem notwendigen Platz neben dem WC.

Eine großzügige Anordnung von WC, Dusche und Waschplatz lässt sich mit modernen Vorwand-Trockenbausystemen auch im Altbau realisieren. Wenn dabei vorausschauend Verstärkungen in der Wand eingebaut werden, lassen sich später problemlos Stütz- und Haltegriffe befestigen. Reicht der Platz für all diese Wünsche nicht aus, können Sie vielleicht zwei Räume zusammenlegen, um so ein neues Bad auf großzügigem Grundriss zu realisieren. Steuert man die Beleuchtung noch über einen Bewegungsmelder, werden auch nächtliche Badbesuche sicherer. Bad und WC-Türen sollten, wenn möglich, auf 90 cm verbreitert werden. Bestenfalls sollte sich die Badtür nach außen öffnen, damit im Falle eines Unfalls die Tür nicht von innen blockiert ist. Ist nur wenig Platz zum Öffnen vorhanden, hilft eine Raumspar- oder Schiebetür.

Kleine Maßnahmen selbst umsetzen nach oben

Manchmal reichen schon kleine Veränderungen aus, um Ihren Wohnraum bedarfsgerechter zu gestalten. Hierzu zählen folgende Maßnahmen, die Sie meist ohne größeren finanziellen Aufwand selbst umsetzen können:

  • Möbel umstellen oder die Räume neu aufteilen
  • sich von überflüssigen Einrichtungsgegenständen trennen
  • Möbel auf Standsicherheit prüfen
  • spezielle Holzklötze unter dem Sofa, Sessel oder Bett montieren, um die Sitzfläche zu erhöhen und damit das Aufstehen und Hinsetzen zu erleichtern
  • Toilettensitzerhöhung im Bad montieren
  • Haltegriffe im Bad montieren, um das Aufstehen von der Toilette, aus der Wanne oder die Bewegung innerhalb der Dusche zu erleichtern
  • beidseitige Handläufe im Treppenhaus anbringen
  • für rutschfeste Bodenbeläge sorgen
  • Hocker in der Dusche positionieren
  • lose Läufer befestigen
  • Kabel fachgerecht verlegen
  • für eine gute Ausleuchtung der Räume sorgen

Rückenschonende Küche nach oben

Apothekerschränke lassen sich leicht öffnen und bieten einen guten Überblick.

Sind Kühlschrank, Spüle und Herd im sogenannten Arbeitsdreieck angeordnet, ist ein guter Arbeitsfluss von einer Tätigkeit zur nächsten möglich. Je nach Mobilität lassen sich Arbeitsflächen so umbauen, dass man im Sitzen an ihnen arbeiten bzw. diese mit dem Rollstuhl unterfahren kann. Auszüge und Apothekerschränke erleichtern den Zugang zu Vorräten und erhöhen den Stauraum. Ein Hochbackofen oder eine höher eingebaute Spülmaschine sind nicht nur optisch ansprechend, sondern schonen auch den Rücken. Oberschränke, die per Knopfdruck nach unten gefahren werden können, helfen Menschen im Rollstuhl und kleineren Personen, alles sicher zu erreichen. Innerhalb der Küche sollte die Bewegungsfläche mindestens 120 × 120 cm betragen. Rollstuhlfahrende benötigen einen größeren Manövrierraum von 150 × 150 cm Mindestfläche zwischen und vor Möbeln, Türen oder Fenstern, um die Küche bequem befahren zu können. Zusätzliche Sicherheit bieten Rauchmelder sowie Elektrogeräte, die sich automatisch nach längerer Zeit alleine abschalten.

Licht an! nach oben

Automatisierte Beleuchtung sorgt für Sicherheit.

Egal ob im Außenbereich im Flur, an der Treppe oder auch auf dem nächtlichen Weg ins Badezimmer – sind Räume und Wege schlecht ausgeleuchtet, steigt das Risiko zu stolpern oder zu stürzen. An diesen Stellen sorgt eine automatisierte Beleuchtung mit Bewegungsmeldern für Sicherheit. Kleine Steckdosenleuchten oder andere Lichtorientierungssysteme für den Weg vom Schlafzimmer zum WC sind ebenfalls sinnvoll.

Optimal vernetzt: Smart Home nach oben

Auch Smart-Home-Systeme helfen dabei, so lange wie möglich selbstständig und unabhängig zu Hause zu leben. Damit lassen sich viele Abläufe im Haus, die bisher manuell verrichtet werden mussten, automatisch steuern. Rollläden beispielsweise lassen sich heute nicht nur per Knopfdruck öffnen oder schließen, sondern auf Zuruf. Noch bequemer geht es, wenn der Sonnenschutz in ein Smart-Home-System eingebunden ist. Aber auch das Licht oder die Heizung lassen sich per Smartphone steuern. Ist allerdings das Sehvermögen eingeschränkt, lässt sich diese Technik umso schwerer bedienen – immerhin braucht man üblicherweise spezielle Smartphone-Apps und die sind nicht immer optisch barrierefrei. Hier besteht die Möglichkeit, bestimmte Funktionen per Sprachbefehl zu steuern. Wer sein Haus in Zukunft barrierefrei nutzen möchte, kann darüber nachdenken, es für eine Automation vorzubereiten und es beispielsweise mit speziellen Kabeln zu versehen oder in ein Bus-System zu investieren.

Dank Anbau Platz für zwei Generationen nach oben

Angehörige betreuen, ohne dabei auf Privatsphäre verzichten zu müssen: Ein freistehendes Modulhaus gleich neben dem Bestand macht’s möglich!

Die Kinder werden größer, die Eltern oder Großeltern brauchen Hilfe im Alltag: Durch Änderungen der familiären Gegebenheiten wird es plötzlich eng im Haus. Vielleicht haben Sie Platz auf Ihrem Grundstück und ein Anbau käme in Frage? Gut eignen sich für einen nachträglichen Anbau am Haus beispielsweise autarke und flexible Wohnmodule. Diese werden auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten und bei Bedarf barrierefrei geplant – was eine Möglichkeit des Generationenwohnens schafft. Kommt ein Anbau am Haus für Ihre Wohnraumerweiterung aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, gibt es auch verschiedene Möglichkeiten einer Aufstockung (Anbieter beispielsweise: schwoererhaus.de, smart-house.com).

Für diejenigen, die sich im Alter räumlich verkleinern, aber nicht auf die gewohnten Freiheiten eines Eigenheims verzichten möchten, ist ein Minihaus die perfekte Lösung. Sofern das Grundstück groß genug ist, lässt sich das Minihaus beispielsweise gleich neben dem Familiendomizil bauen, in dem jetzt die jüngere Generation wohnt. So hat jede Generation ihren individuellen Rückzugsbereich und bleibt eigenständig. Kleine Häuser für Senioren ermöglichen beispielsweise das angenehme Wohnen auf einer Etage. Dazu bieten sich kompakt gebaute, eher kleine Bungalows als optimale Baulösungen an. Viele Fertighausanbieter haben seniorengerechte Gebäude in ihrem Portfolio.

Die Finanzierung nach oben

All diese Umbauvorhaben sowie Maßnahmen zum Einbruchschutz fördert die KfW-Bank mit dem „Altersgerecht Umbauen-Kredit (159)”, einem altersunabhängigen, zinsverbilligten Darlehen bis zu 50.000 Euro je Wohneinheit (www.kfw.de/159). Zusätzlich zur Kreditvariante (159) bietet die KfW im Programm „Altersgerecht Umbauen“ eine Zuschussvariante an. Danach werden Einzelmaßnahmen mit zehn Prozent der förderfähigen Investitionskosten bis maximal 5.000 Euro pro Wohneinheit gefördert, für den Standard „Altersgerechtes Haus“ gibt es 12,5 Prozent (bis maximal 6.250 Euro).

Der Zuschuss aus dem KfW-Progamm 455-B ist für 2025 noch nicht gesichert. Wer altersgerecht sanieren möchte, sollte prüfen, ob weitere Maßnahmen, z. B. zur Steigerung der Energieeffizienz des Gebäudes zeitgleich angegangen werden können.

Liegt ein Pflegegrad vor, bezuschusst die Pflegeversicherung jede „wohnumfeldverbessernde Maßnahme“ mit bis zu 4.000 Euro – vorausgesetzt, dass so die Pflege zu Hause ermöglicht oder erleichtert wird. So kann beispielsweise auch der Einbau eines Homelifts gefördert werden. Eine Kombination der Förderung von Pflegekasse und der KfW ist nicht möglich. Auch mit einem Bausparvertrag lassen sich entsprechende Modernisierungsmaßnahmen finanzieren. Wer die Umbaumaßnahmen selbst finanziert, kann die Investitionskosten von der Steuer absetzen. Handwerkskosten können mit bis zu 1.200 Euro (20 Prozent von maximal 6.000 Euro) geltend gemacht werden.

Rat und Hilfe nach oben

Einheitliche Lösungen für alle gibt es nicht. Vor Ort sollte geprüft werden, welche Maßnahmen in der persönlichen Situation sinnvoll, notwendig und möglich sind. Ihr Landesverband im Verband Wohneigentum berät zum Thema „Wohnen im Alter“ und gibt hilfreiche Tipps. Was in Ihrem persönlichen Fall erforderlich ist, können Ihnen die Wohnberatungsstellen Ihrer Gemeinde (Sozial- und Wohnungsamt) oder kirchliche und freie Wohlfahrtsverbände sagen. Auch Handwerkskammern, Krankenkassen, Pflegedienste oder Sozialstationen helfen weiter. Einen Überblick sowie Adressen, Informationen und Checklisten bietet die Seite der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung (www.wohnungsanpassung-bag.de). Einzelne Länderarchitektenkammern, etwa in Niedersachsen und Bayern, haben zusätzliche Beratungsstellen zum barrierefreien Bauen eingerichtet (www.bak.de/bauherr). Weitere Anlaufstellen können Seniorenberatungsstellen oder die örtlichen Verbraucherzentralen sein (www.verbraucherzentrale.de).

Barrierefreiheit nach oben

Verschiedene Begriffe: Oft werden die Begriffe „seniorengerecht“, „altengerecht“ oder „barrierearm“ verwendet. Diese legen nahe, dass die Wohnung für die Bedürfnisse von älteren Menschen ausgerichtet ist. Die Begriffe sind jedoch offiziell nicht definiert und werden unterschiedlich interpretiert. Gesetzlich definiert sind hingegen die Bezeichnungen „barrierefrei“ und „rollstuhlgerecht“.

Barrierefrei planen & bauen: Die Kriterien für ein barrierefreies Haus sind gemäß der DIN-Norm 18040-2 geregelt: Dazu gehören unter anderem ausreichend große Bewegungsflächen in den Räumen, im Korridor oder auf der Terrasse. Die Maße dieser Flächen müssten mindestens 120 × 120 cm betragen, damit sich ein Rollstuhlfahrer frei bewegen kann. Bodenbeläge müssen fest verlegt und alle Fenster und Türen leicht zu öffnen und zu schließen sein.

Rollstuhlgerecht: Soll der Wohnraum rollstuhlgerecht sein, gehen die Anforderungen über die einer barrierefreien Wohnung hinaus: So müssen beispielsweise die Bewegungsflächen in Fluren, Räumen sowie auf Balkonen und Terrassen mindestens 1,50 × 1,50 m betragen. Türen müssen mindestens 90 cm breit und 2,05 m hoch sein. Ein Türspion muss in 1,20 m Höhe platziert sein. Im Badezimmer muss beispielsweise der Waschplatz unterfahrbar sein; die unterfahrbare Fläche muss mindestens 55 cm tief und 90 cm breit sein. Im Duschbereich müssen ein Dusch-Klappsitz sowie Stützgriffe (nachrüstbar) sein. Zudem muss bei der Badewanne die Möglichkeit bestehen, dass ein Lift eingesetzt wird.

Barrierearm bauen: Dafür gibt es keine rechtsverbindliche Definition (wie bei barrierefrei), es können hier ersatzweise auch die Begriffe „schwellenarm“ oder „barrierereduziert“ verwendet werden. Als barrierearm gelten stufenlose Zugänge oder bodengleiche Duschen.

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