Bauen: Wohntraum unterm Dach
Einleitung
September 2021 Ob Gäste-, Kinderzimmer oder Wellness-Oase – auf dem Dachboden lässt sich fast jede Wohnidee verwirklichen. Der Vorteil: Der Raum ist bereits vorhanden und muss nur noch ausgebaut werden.
Ganz oben wohnt man besonders schön – unter einer behaglichen Schräge und mit einem reizvollen Ausblick. Steht das Nutzungskonzept, kann die detaillierte Planung beginnen. Dabei geht es um den gewünschten Lichteinfall, einen guten Wärmeschutz und die perfekte Raumaufteilung.
Vor der Planung zum Bauamt nach oben
Der erste Weg noch vor der Planung führt zum Bauamt: Die Anbringung einer Untersparrendämmung und der Einbau von Dachfenstern beispielsweise sind in der Regel genehmigungsfrei, größere Umbauten – vor allem, wenn sie die Optik des Hauses verändern – bedürfen häufig bauamtlicher Zustimmung. Eine formlose Anfrage beim zuständigen Amt klärt, was vorgegeben ist und wo Genehmigungen einzuholen sind.
Außerdem gibt es Vorgaben für Dachneigung, Firsthöhe und Raumhöhe und ob eventuell ein zweiter Rettungsweg nötig ist. Tipp: Einige Städte und Gemeinden fördern den Dachausbau, um zusätzlichen Wohnraum ohne Aufwendungen für die Infrastruktur zu erhalten. Also, nicht vergessen, neben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auch die zuständige örtliche Behörde nach Fördermöglichkeiten zu fragen. Möchten Sie die Statik oder das äußere Erscheinungsbild durch den Einbau einer Gaube oder den Anbau einer Außentreppe verändern, sollten Sie einen Architekten oder eine Architektin hinzuziehen, die einen Bauantrag bei der Behörde einreichen. Viele Gemeinden haben dazu eigene Beratungsstellen eingerichtet und stellen Bebauungspläne online zur Einsicht.
Statik prüfen nach oben
Außerdem sollte ein Architekt oder Bauingenieur die Statik des bestehenden Hauses überprüfen und klären, ob sich die Tragfähigkeit der Geschossdecke und der Dachbalken überhaupt für einen Dachausbau eignen. Am besten lassen sich Sattel- und Mansardendächer mit einem Neigungswinkel größer als 35 Grad ausbauen. Die Raumhöhe sollte mindestens 2,30 m betragen, besser sind 2,50 m, um den Platz als Wohnraum nutzen zu können.
Wichtig: Die Dämmung nach oben
Die Wärmedämmung spielt beim Dachausbau eine bedeutende Rolle. Sie schützt den Innenraum vor Nässe, Hitze oder Kälte und macht dadurch ein angenehmes Wohlfühlklima überhaupt erst möglich. Gleichzeitig schützt eine gute und ausreichende Dämmung vor Wärmeverlusten.
Muss das Dach neu eingedeckt werden, lässt sich eine Aufsparrendämmung umsetzen. Dabei wird das Dämmmaterial von außen über den Sparren verlegt, während der Innenraum unberührt bleibt. Der Dämmstoff umhüllt das Dach fast wie eine Decke, die Dachbalken bleiben von innen sichtbar. Diese Arbeit sollte ein Profi verrichten. Ist das Dach noch intakt, bieten sich Unter-, beziehungsweise Zwischensparrendämmungen an. Hierbei schneidet man die Dämmstoffplatten passgenau zu und klemmt sie in die Zwischenräume der Sparren. Sind die Zwischenräume nicht tief genug, um die gewünschte Dämmdicke zu erzielen, lässt sich der Wärmeschutz durch eine zusätzliche Dämmschicht unter den Sparren optimieren. Nachteil: Bei der Zwischensparrendämmung ist an den Übergängen zu den Sparren die Gefahr von Kältebrücken groß. Außerdem kostet es wertvollen Platz, die Untersparrendämmung auf der Raumseite anzubringen. Und: Die Sparren sind dann nicht mehr sichtbar – so geht das rustikale Flair des Dachbodens verloren. Die dritte Möglichkeit besteht darin, beide Varianten miteinander zu kombinieren.
In Sachen Dämmung kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Ohne ausreichende Trittschalldämmung ist jeder Schritt im Dachgeschoss auch darunter zu hören. Planen Sie zwischen dem neuen Geschoss und den darunter liegenden Wohnräumen unbedingt eine weitere Dämmschicht ein.
Was ist eine Dampfbremse? nach oben
Eine Dampfbremse verhindert, dass die ausfallende Luftfeuchtigkeit sich in der Dämmung niederschlägt. Sie hält die Dämmschicht im Dachgeschoss langfristig trocken. Rund um die Fensteröffnungen sollte die Dampfbremse sorgfältig verlegt werden. Neuartige Klimamembranen ersetzen immer häufiger die einfachen PE-Dampfbremsfolien. Durch ihre Atmungsaktivität ermöglichen sie, dass in der Konstruktion befindliche Feuchtigkeit ausdiffundieren kann und Feuchteschäden sowie spätere kostenintensive Sanierungsmaßnahmen vermieden werden. Systemlösungen für die Luftdichtheit sind sehr empfehlenswert, da deren Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind und so die dauerhafte Funktionsfähigkeit gewährleistet ist.
Gauben schaffen Platz nach oben
Ein Dachboden muss keinesfalls dunkel und stickig sein. Vom einfachen Dachfenster über Schwingfenster bis zu Lichtbändern oder Gauben gibt es viele Möglichkeiten, die Sonne unter die Schräge zu holen. Wer auf Dachgauben setzt, gewinnt in erster Linie mehr Platz und Stehhöhe im Raum. Das ist von Vorteil, wenn die Dachschrägen bereits knapp über dem Fußboden beginnen, es sich also um ein niedriges Kniestück handelt. Dachgauben gibt es in unterschiedlichen Formen: von Schlepp- und Flachgauben sowie Spitz- bzw. Dreieckgauben bis hin zu weit ausschwingenden Fledermausgauben. Die meisten Gauben sind im Gegensatz zu Dachfenstern genehmigungspflichtig.
Dachfenster holen die Sonne herein nach oben
Welche Lösung Sie wählen, hängt auch davon ab, ob Sie sich maximale Lichtausbeute wünschen. Dachfenster sollten in ihrer Gesamtbreite mehr als die Hälfte der Breite des Wohnraumes einnehmen. Dabei können die Fenster übereinander und nebeneinander als großzügige Kassetten angeordnet werden. Um einen guten Blick aus der Dachwohnung zu erhalten, sollte die Fensterunterkante möglichst knapp über dem Fußboden liegen. Je höher die Fenster liegen, desto heller wird der Raum. Sogenannte Überfirstverglasungen ermöglichen zudem einen grenzenlosen Blick in den Himmel.
Sonnenschutz nicht vergessen nach oben
Gerade im Sommer ist ein ausreichender Hitzeschutz für ein angenehmes Klima im Dachgeschoss wichtig. Wichtig ist, dass dieser außen vor dem Fenster liegt und so die energiereichen Strahlen der Sonne vor dem Auftreffen auf die Scheibe stoppt. Dafür eigenen sich spezielle Markisen oder Rollläden. Zum guten Klima tragen auch Dachfenster mit ihren verschiedenen Lüftungsmöglichkeiten bei. Und das noch bedarfsgerechter als herkömmliche Fenster in der Fassade: Schwingfenster ermöglichen eine sehr feine Regulierung der Frischluftzufuhr. Je nach Öffnung strömt unten Kaltluft durch den unteren Lüftungsspalt ein und Warmluft oben aus. Und: Selbst bei Regen bleibt der Dachraum trocken.
Trockenbau: Wohnraum nach Wunsch nach oben
Der Innenausbau des Dachgeschosses lässt sich am leichtesten in Trockenbauweise durchführen. Beliebt sind Gipsfaserplatten, die eine individuelle Raumgestaltung mit variabler Grundrissaufteilung möglich machen. Denn im Unterschied zum massiven Mauerwerk lässt sich eine Trockenbauwand auch nachträglich schnell und unkompliziert umsetzen. Auch für die Dachschrägen eignen sich Gipsfaser-Platten. Vor allem die sogenannte „1-Mann-Platte“ lässt sich leicht verarbeiten.
Sie wird einfach auf die Unterkonstruktion im Steildach geschraubt.
Stufe für Stufe nach oben
Eine neue Treppe zum Dachgeschoss sollte angenehm begehbar sein, Leitern oder Ausziehtreppen sind aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. In Häusern ab zwei Vollgeschossen muss die Dachbodentreppe in einem Zug bis ins Dachgeschoss laufen, man darf die Treppe also nicht ins erste Stockwerk am entgegengesetzten Flurende weiterführen in den zweiten Stock.
Experten-Tipp
Tauschen oder reparieren? nach oben
Wer nicht das Budget hat, um gleich das gesamte Dach zu erneuern, inklusive einer neuen Lichtlösung, kann seine bestehenden Dachfenster erst einmal warten oder reparieren lassen. „Was viele nicht wissen: Man muss nicht immer gleich ein neues Dachfenster einbauen“, erklärt Dr. Fritz, Geschäftsführer von TLS-Dachfenster. „Das ist sicherlich sinnvoll, wenn die Fenster sehr alt sind und keinen annehmbaren Hitze- und Kälteschutz mehr bieten. Aber oftmals reicht es aus, defekte Teile wie Scheiben oder Beschläge auszutauschen. Das ist natürlich die wesentlich günstigere Variante.“ Das Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg betreibt 30 Niederlassungen im gesamten Bundesgebiet.