Küchengarten: Harte Schale, feiner Kern
Einleitung
Oktober 2017 Bei dem Begriff Obst denkt man eher nicht zuerst an Nüsse. Vielleicht ändert sich das jetzt: Es gibt spannende Entwicklungen im Sortiment. Ein Überblick über die Möglichkeiten.
Die meisten Gärten sind heute nicht die Größten. Mit der Pflanzung von Bäumen ist man daher zurückhaltend. Trotzdem: Einen Hausbaum braucht man immer. Warum sollte der keine Früchte tragen? Ist der Platz bereits besetzt, kommt die Haselnuss in Frage.
Für den Garten gezähmt: Haselnuss nach oben
Haselnusssträucher Bild 1 Bild 2 sind in Feldhecken und an Waldrändern schier allgegenwärtig: Sie sind sehr anspruchslos und kommen fast überall gut zurecht. Ein Argument dafür, das Gehölz im Garten anzubauen! Für die Nussernte greifen Sie besser auf eine Züchtung zurück: Deren Früchte sind größer und teils sogar hübscher als die der Wildart. Die bei uns erhältlichen Sorten stammen von zwei Arten ab: der Gewöhnlichen Hasel, deren Abkömmlinge „Zellernuss“ genannt werden, sowie der Großen Hasel, die man als „Lambertsnüsse“ handelt.
Zellernüsse haben rundliche Früchte, die in einer kurzen Fruchthülle stecken und sich beim Reifen von selbst herauslösen. Lambertsnüsse bilden längliche Früchte in einer Hülle, die länger ist als die Nüsse selber. Lambertsnüsse stehen im Ruf, schmackhafter zu sein, dafür ist das Herauspulen aus der Hülle mühsam. Zwischen den beiden Formen gibt es Kreuzungen, deren Eigenschaften dazwischen liegen.
Zu den bewährten Zeller-Sorten zählen 'Cosford' (mittel bis starkwüchsig, breit aufrechter Strauch; große, süße Kerne) und 'Hallesche Riesen' (stark und breit wachsend, große bis sehr große Nüsse, intensiver Geschmack). Züchtungen aus der Lambertsgruppe sind 'Webb's Preisnuss' (mittel bis stark wachsend, aufrecht; große bis sehr große, wohlschmeckende Nüsse) sowie 'Rote Lambert' (dekorativ rotblättrig, schwach bis mittelstark wachsend; mittelgroße Nüsse mit gutem Geschmack).
Je nach Sorte werden die Sträucher 3–7 m hoch und 3–6 m im Durchmesser. Daraus ergibt sich ein Pflanzabstand von 2,5–3 m. Um den Fruchtansatz zu verbessern, ist ein weiterer Strauch für die Bestäubung empfohlen. Die Frage ist, ob Sie es nicht darauf ankommen lassen: Auch wilde Haseln übernehmen diese Aufgabe, und die wachsen, wie gesagt, fast überall.
Haselnüsse wandern gerne mit Ausläufern weiter. Die reißen Sie im Sommer heraus. Die Pflege beschränkt sich ansonsten auf Mulchgaben und eine beherzte Auslichtung des Strauchs im Spätwinter. Dabei nehmen Sie alte Triebe an ihrer Basis heraus. Sechs bis acht Haupttriebe sind völlig ausreichend. Radikale Rückschnitte steckt der Strauch übrigens locker weg.
Praktische Helfer für Nussgärtner nach oben
Bei Walnüssen muss man warten, bis sie von selbst auf die Erde fallen. Das Auflesen erledigen Sie ohne sich zu bücken mit dem Rollsammler aus dem Gardena-combisystem.
Wer richtig viele Nüsse zu knacken hat, tut sich mit einem Gerät wie dem Wal Man Small leichter. Es wird von Hand über eine Kurbel betrieben. Laut Hersteller lassen sich damit pro Stunde bis zu 15 Kilo Nüsse knacken. Eignet sich für Wal-, Hasel- und Pekannüsse sowie für Eicheln und Kastanien. Feucht Obsttechnik, ca. 225 Euro.
Hausbaum gegen Plagegeister: Walnuss nach oben
Pflegearm, anspruchslos – aber sehr, sehr stattlich: Walnussbäume Bild 3 sprengen mit 15 bis 20 m Höhe und einem Durchmesser von 10 bis 15 m das Hausgartenformat um ein Vielfaches. Bevor Sie gleich weglesen: Mit Veredlungen auf schwachwüchsige Wurzelunterlagen gelingt es, sie darauf zu schrumpfen. 4–6 m Höhe und Breite erfordern dann einen Pflanzabstand von immerhin nur noch 9 × 9 m. Sogar die mangelnde Frosthärte einiger Sorten wird durch die Unterlage verbessert. Außerdem ist es von Vorteil, wenn die Züchtung in der Lage ist, ohne Bestäubung Früchte hervorzubringen. Das können manche besser als andere.
Bewährt haben sich die Sorten 'Nr. 139' und 'Nr. 26'. Erstere zeichnet sich durch mittelgroße, recht glattschalige Früchte aus, die sich gut aus der Schale lösen und wohlschmeckend sind. 'Nr. 26' bleibt relativ kleinkronig, treibt spät aus – ein Vorteil in Regionen mit häufigen Spätfrösten – und bringt glattschalige, gut schmeckende Nüsse hervor. Auch 'Esterhazy II' lohnt den Anbau wegen der ausgezeichneten Fruchtqualität.
Wählen Sie für die Walnuss einen sonnigen und geschützten Standort auf nicht zu schweren Böden. Vielleicht hilft Ihnen noch dieser Hinweis bei der Entscheidung für einen Walnussbaum: In seinem „Dunstkreis“ halten sich weder Stechmücken noch Fliegen gerne auf.
Der Traum vom Süden: Mandel nach oben
Man kennt die Mandelblüte auf Mallorca. Und die aus der Pfalz. Logisch: Mandelbäume Bild 4 blühen spektakulär im März/April, und sie lieben die Wärme. Die Sorten 'Amanda' und 'Robijn' kommen allerdings mit immerhin –20 °C zurecht. Auch die Blüte ist vergleichsweise unempfindlich gegen Kälte. An einem sonnigen, warmen und geschützten Standort stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Ernte durchaus gut. Die maximale Baumhöhe beträgt 4 m, ein Pflanzabstand von 4 × 4 m ist völlig ausreichend. Nach der Blüte sollten Sie die Krone auslichten, indem Sie die Langtriebe aus dem Vorjahr auf ein Drittel zurückschneiden.
Römisches Mitbringsel: Esskastanie nach oben
Esskastanien Bild 5 zeichnen sich ebenfalls durch eine gewisse Wärmebedürftigkeit aus. Wer Wert auf die regelmäßige Ernte legt, pflanzt sie deshalb an sonnige und vor Spätfrösten geschützte Lagen. Damit die Blüten auch sicher befruchtet werden, braucht es freilich eine andere Sorte in der Nähe. Der Pflanzabstand gleicht dem der veredelten Walnüsse, die maximale Höhe der Bäume beträgt um die 9 m.
Aus USA eingereist: Pekannuss) nach oben
Aus den Südstaaten der USA stammt die Pekannuss Bild 6 Bild 7, die bis –20 °C verträgt. Inzwischen ist sie im mitteleuropäischen Sortiment angekommen und soll an sonnigen, sommer- und frühherbstwarmen Standorten gut gedeihen. Bislang eignet die Pekannuss sich nur für große Gärten: Sie wird bis zu 30 m hoch. Dafür gibt sie einen attraktiven Schattenbaum ab, dessen Laub sich im Herbst gelborange verfärbt.