Gartenberatung: Rettet den Vorgarten!

Einleitung

Juli 2017 In Deutschlands Gärten macht sich der Kies breit. Ob man das nun schön findet oder nicht, spielt keine Rolle. Tatsache ist: Diese Entwicklung ist eine ökologische Katastrophe. Gartenberater Philippe Dahlmann berichtet von einer neuen ­Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Natur in unsere Vorgärten zurückzubringen.

Zurzeit gestalten immer mehr Gartenbesitzer ihre Vorgärten (zum Teil auch Gartenbeete) mit Kies- und Schotterschüttungen. Damit "entwerten" sie diesen Raum, denn bisherige Erfahrungen zeigen, dass die monotonen Kiesflächen zu einer Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt beitragen. Außerdem wirken sie sich negativ auf das Kleinklima im Wohnumfeld aus. Deshalb startete der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) im Januar 2017 die Initiative "Rettet den Vorgarten". Oberstes Ziel ist, die Beweggründe der Gartenbesitzer zu verstehen, Lösungsansätze zu finden und der derzeitigen Entwicklung entgegenzuwirken. Daher trifft die BGL-Initiative auf die volle Unterstützung der Gartenberater im Verband Wohneigentum.

Planung ist alles nach oben

Lebensbereiche Felssteppe, trockener Boden
Einige Beispielpflanzen: Woll-Ziest, Alpen-Aster, Katzenminze

Im Artikel "Pflegeleichte Steinbeete?" berichteten wir bereits über den technischen Aufbau und die Nachteile sogenannter pflegeleichter Steinbeete. Doch wie könnte der Weg zu einem bepflanzten, "funktionsfähigen" und pflegeleichten (Vor-)Garten aussehen? Für eine dauerhaft funktionierende Pflanzung müssen wichtige Grundlagen beachtet werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die winterharten Blütenstauden. Berücksichtigen Sie unbedingt die natürlichen Standorte der Pflanzen. Nur so werden Sie ihren jeweiligen Anforderungen gerecht.

Wenn Sie einen Vorgarten mit Stauden planen, sind die Darstellungen und Beschreibungen von Professor Dr. Josef Sieber ein zuverlässiges Werkzeug. Hier ein Beispiel: Ein Lebensbereich (LB), der in Vorgärten häufig anzutreffen ist, ist der sonnige Gehölzrand (GR). Er steht für sonnige, warme Südlagen. Stauden, die diesem LB zugeordnet sind, benötigen humusreiche und in den meisten Fällen nährstoffreiche Böden. Das bedeutet auch, dass Herbstlaub nicht entfernt wird. Der Boden unterteilt sich je nach Bodenart in trockene (GR1), frische (GR2) und feuchte (GR3) Böden.

Lebensbereiche Gehölz und Gehölzrand, frischer Boden. Einige Beispielpflanzen: Elfenblume (vorne), Funkie und Farn.

In diesem Beispiel würden die hinter oder unter von Bäumen und/oder Sträuchern wachsenden Stauden teilweise bis stark beschattet. Hier würden Stauden aus dem Bereich Gehölz (G) oder Gehölzrand (GR) absonnig und kühl zum Einsatz kommen.

Für die verschiedenen Lebensbereiche gibt es entsprechende Staudensortimente im Fachhandel. Viele Stauden sind auch "angrenzenden" LB zugeordnet. Bereichert werden diese Flächen mit Zwiebel- und Knollenpflanzen. Vor der Pflanzung sollten Sie, wenn nötig, die Bodenbedingungen anpassen und sogenannte Unkräuter entfernen. Zur Beurteilung des Bodens ist eine Bodenanalyse sinnvoll. Bestellen können Sie ein Bodenanalyse-Set unter:

www.verband-wohneigentum.nrw/mitglieder-bestellungen/garten-bodenanalyse/

Pflegearbeiten nach oben

Durch den Einsatz von flächendeckenden Stauden werden "unerwünschte" Pflanzen unterdrückt. Das reduziert das Jäten oder macht es sogar überflüssig. Nicht bedeckte Stellen werden gemulcht.

Rosen werden im Herbst nicht zurückgeschnitten, lediglich kranke Pflanzenteile müssen Sie entfernen. Der Rückschnitt erfolgt, wie bei Stauden und Gräsern, erst im Frühjahr.

Sträucher, die am ein- und mehrjährigen Holz blühen, lichten Sie einmal im Jahr aus.

Lebendiger Vorgarten nach oben

Ein, unter Berücksichtigung der Lebensbereiche bepflanzter, möglichst artenreicher Vorgarten, bietet viele Vorteile:

  • Luftverbesserung durch Bildung von Sauerstoff
  • Bindung von Feinstaub
  • Erhöhung der Artenvielfalt
  • Beschattung von Asphalt- und Pflasterflächen − dadurch geringere Wohnumfelderwärmung
  • Kinder können Tiere und Pflanzen beobachten
  • Richtig angelegt − pflegeleichter als Schotterbeete
  • Reduzierung extremer Kleinklimabildung
  • Böden können mehr Wasser aufnehmen

Artenvielfalt nach oben

Bedenken Sie bei der Gestaltung, dass auf die meisten Gärten individuell eingegangen werden muss. Es gibt zwar viele Siedlungsgebiete, in denen gleiche Lebensbereiche anzutreffen sind. Aus ökologischer Sicht sollten aber nicht in jedem Garten die gleichen Pflanzen stehen. Nur durch eine abwechslungsreiche Gestaltung der einzelnen (Vor-)Gärten erreichen Sie eine möglichst hohe Artenvielfalt.

Soweit die Vorteile eines lebendigen Vorgartens gegenüber einer ökologisch sinnlosen "Steinwüste". Wie die Vorgartengestaltung an einem konkreten Beispiel aussehen kann, zeigen wir Ihnen in der August-Ausgabe.

Infos zu Stauden und Staudenbeispielen zu den Lebensbereichen unter: www.gartenberatung.de/stauden

In der Praxis: Stauden im Garten nach oben

Unter dem Motto "Rettet den Vorgarten" fand, in Kooperation mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW e. V., eine Tagesveranstaltung für die Absolventen der Gartenlehrgänge aus NRW statt. 60 Teilnehmer informierten sich über Gartengestaltung und den sinnvollen Einsatz von Blütenstauden. Eine Führung über die Landesgartenschau in Bad Lippspringe vertiefte das Wissen.

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