Renovierung & Sanierung: Was ist ein Sanierungsfahrplan?

Einleitung

Februar 2023 Einfach drauflos zu sanieren kann auf Dauer teuer werden: Ohne schlüssiges Gesamtkonzept können einzelne Sanierungsmaßnahmen den Weg zu einer optimalen Lösung im wahrsten Sinne des Wortes verbauen. Wer ein älteres Haus umfassend sanieren will, hat die Möglichkeit einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellen zu lassen.

Einfamilienhaus sanieren und renovieren

„Zunächst sollte man sich zusammen mit einem Energieberater einen Überblick verschaffen und die Grundlagen erfassen: Was ist individuell sinnvoll?“ sagt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Undichte Fenster? Eine veraltete Heizanlage? Schlechte Wärmedämmung? Um die Energiefresser aufzuspüren, vereinbaren Sie bei sich einen Vor-Ort-Termin mit der Energieberatung. Hier wird in einer Bestandsaufnahme ermittelt, wo es Optimierungsmöglichkeiten gibt, was sie kosten und was sie bringen. Gemeinsam legen Sie dann den Fahrplan für Ihre energetische Sanierung fest. Benötigen Sie eine neue Heizung? Können Sie erneuerbare Energien nutzen? Was muss am dringendsten getan werden? Was kann noch warten? Wichtig zu wissen: Die Energieexperten haben selbst keine Verkaufsabsicht und empfehlen nur die Arbeiten, die sich bei einer energetischen Sanierung wirklich lohnen.

Sanieren mit System nach oben

Sanierungsstau sollte vermieden werden

Komplettsanierungen in größerem Umfang sind eher die Ausnahme. In der Regel modernisiert man etappenweise und in einer bestimmten Reihenfolge. Dabei kann ein individueller Sanierungsfahrplan (kurz: iSFP) die Planung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen deutlich erleichtern. Der iSFP ist das Ergebnis der oben genannten Energieberatung. Eigentümer*innen können einen Energieberater bitten, ihnen die Maßnahmen zur energetischen Sanierung ihres Hauses in Form eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) darzustellen. Dieser besondere Plan unterstützt Sie, die Sanierung Ihres Hauses Schritt für Schritt zu planen. Er gibt Ihnen einen langfristigen und detaillierten Überblick über mögliche Sanierungsmaßnahmen und deren Einsparpotenzial. „Sinnvoll ist ein solcher Fahrplan außerdem, weil Hausbesitzende oft nicht wissen, welche Chancen eine gezielte Kombination der richtigen Maßnahmen bietet“, so Martin Brandis. Der iSFP ist eine gute Grundlage, um eine Sanierung systematisch anzugehen und bringt die Maßnahmen zudem in eine zeitlich sinnvolle Reihenfolge. Damit klärt sich die Frage „Wo anfangen?“ Die Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen werden durch den Plan ökonomisch und energetisch optimiert.

Warum das so wichtig ist nach oben

Die Sanierung einer bewohnten Immobilie ist eine große logistische Herausforderung. Tatsächlich ist die Reihenfolge der Maßnahmen enorm wichtig. Wenn es im Winter in der Wohnung zieht und die Kälte spürbar durch die Fenster kriecht, tauschen Sie am besten die alten Fenster aus. Häufig ist aber die Wärmedämmung der Wände als erste Maßnahme sinnvoller, denn die neuen dichteren Fenster verringern den Luftaustausch, und noch ungedämmte Wände sind innen an der Oberfläche kalt. Feuchtigkeit kann hier kondensieren, und womöglich bildet sich Schimmel.

Mit einer Fachplanung kann darüber hinaus dafür gesorgt werden, dass bei jeder Maßnahme schon an folgende Projekte gedacht wird. So entstehen keine Anschlussprobleme und Wärmebrücken lassen sich vermeiden. Durchdachte Lösungen sind oft auch günstiger: Wer etwa sein Dach neu deckt, kann mit einer modernen Photovoltaik-Anlage einen Teil der Deckung ersetzen.

Altes Haus mach neu – Haussanierung gut geplant nach oben

Das Faltblatt können Sie auf der Homepage des Verbandes Wohneigentum (www.verband-wohneigentum.de/bv/on57999) herunterladen.

Der Fahrplan erleichtert die Sanierung nach oben

Wie bei jeder Energieberatung nehmen die Experten beim individuellen Sanierungsfahrplan das gesamte Haus ins Visier, vom Keller bis zum Dach und von der Gebäudehülle bis zur Anlagentechnik. Der wesentliche Unterschied ist, dass der iSFP ein schrittweises Vorgehen aufzeigt, die Ergebnisse sind zudem anschaulich aufbereitet.

Doch Vorsicht: Der Begriff „individueller Sanierungsfahrplan” ist nicht geschützt. Wenden Sie sich unbedingt an seriöse Fachleute. Wer eine staatliche Förderung vom BAFA erhalten will, muss zwingend einen sogenannten Energie-Effizienzexperten aus der Energie-Effizienz-Expertenliste (EEE-Liste) beauftragen. Diesen finden Sie unter Eingabe Ihrer Postleitzahl im Internet unter www.energie-effizienz-experten.de. Ein Sanierungsfahrplan wird manchmal von Handwerkern miterstellt, wenn sie Baumaßnahmen anbieten. Für den Förderbonus reicht das aber nicht: Damit der Sanierungsfahrplan den Vorgaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entspricht, muss er von unabhängigen Energieeffizienz-Experten kommen, die nicht von der Ausführung der Sanierung profitieren.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) und das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) haben einen standardisierten iSFP als Instrument in der Energieberatung entwickelt. Die Standards beinhalten Vorgaben für die Beratung, aber auch für die Präsentation der Ergebnisse. „Hausbesitzer erhalten einen ausführlichen Bericht, in dem Maßnahmenvorschläge übersichtlich dargestellt und anhand eines Zeitstrahls so angeordnet sind, dass sie folgerichtig aufeinander aufbauen“, erläutert Brandis. Kennwerte und eine Farbskala zeigen anschaulich, wie sich mögliche Sanierungen auswirken werden. Wie ein iSFP aufgebaut ist, zeigt ein Muster-Sanierungsfahrplan auf der Internetseite des BMWK (bmwk.de; sanierungsfahrplan-muster in Suchmaske eingeben).

Der Fahrplan zeigt Ihnen, welche Maßnahmen am sinnvollsten sind und welche Kombinationen davon das größtmögliche Einsparpotenzial haben. Der iSFP ist außerdem auf Ihr individuelles Nutzungsverhalten abgestimmt; dieses beeinflusst dort ebenfalls vorgeschlagene Nutzungsempfehlungen.

Da die besten Maßnahmen ganz vorne stehen und mögliche spätere Sanierungsschritte bereits berücksichtigen, wird die Gefahr eines schlechten Kosten/Nutzen-Verhältnisses vermieden. Ein Beispiel dazu: Es könnte sein, dass Sie zuerst eine neue Heizung einbauen, aber erst später Ihre Gebäudehülle dämmen möchten. Die Heizung würde zunächst für die noch schlechte Gebäudehülle ausgelegt, wäre nach einer späteren Dämmung aber überdimensioniert, weil das sanierte Gebäude nicht mehr so viel Wärmeenergie benötigt.

So läuft eine Energieberatung imiSFP ab: nach oben

Beratung beim individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP)
  1. Erstes Beratungsgespräch vor Ort und Datenaufnahme
  2. Energetische Bilanzierung des Ist-Zustandes; Bewertung des Gesamtgebäudes (primärenergetisch); Bewertung der einzelnen Gebäudekomponenten; Darstellung in Farbklassen
  3. Entwicklung von Sanierungsvorschlägen
  4. Abstimmung zum individuellen Sanierungsfahrplan mit dem Eigentümer
  5. Ausarbeitung des individuellen Sanierungsfahrplans
  6. Übergabe des individuellen Sanierungsfahrplans
  7. Erläuterung des individuellen Sanierungsfahrplans

Doch nicht nur die energetisch sinnvolle Reihenfolge der Maßnahmen wird bedacht. Auch ohnehin anstehende Instandhaltungs- oder Reparaturarbeiten werden bei der empfohlenen Reihenfolge der Sanierungsschritte berücksichtigt. So vermeiden Sie Mehrfachkosten.

So gehen Sie vor nach oben

Sanierungsfahrplan: Zuschuss beantragen

Um einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) und die dazu gehörigen Fördermittel zu bekommen, sollten Sie sich laut Verbraucherzentrale an diesen Ablauf halten:

  • Sie beauftragen einen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zugelassenen Energieberater oder eine Energieberaterin damit, für Ihr Haus eine Energieberatung durchzuführen und empfehlenswerte Sanierungsmaßnahmen abschließend in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) darzustellen.

  • Die Beraterin oder der Berater stellt beim BAFA einen Zuschussantrag für Ihr Gebäude und bekommt einen Förderbescheid.

  • Gemeinsam erstellen Sie den iSFP in mehreren Schritten – innerhalb einer Frist von höchstens neun Monaten.

  • Der iSFP ist offiziell abgeschlossen, nachdem Sie den Plan in Form der beiden Dokumente und eine letzte Erläuterung von der energieberatenden Person erhalten haben. Nun unterzeichnen Sie noch gemeinsam die „Verwendungsnachweiserklärung“. Der Förderzuschuss für den iSFP wird vom Berater beantragt und an den Berater ausgezahlt.

Kosten und Förderung nach oben

Übliche Kosten für einen Sanierungsfahrplan belaufen sich auf rund 1.600 bis 2.100 Euro für ein Einfamilienhaus. Sie sind unter anderem abhängig von der Größe des Gebäudes und den baulichen Gegebenheiten. Zum Redaktionsschluss sind die neuen Förderrichtlinien des Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des BEG (Bundesenergiegesetz) noch nicht ganz klar. Die Website des Verband Wohneigentum www.verband-wohneigentum.de wird Sie hier aktuell auf dem Laufenden halten. Voraussetzung für einen BAFA-Zuschuss ist, dass Sie, wie erwähnt, für den iSFP zwingend einen Energieberater der Energie-Effizienz-Expertenliste (EEE-Liste) beauftragen.

Zuschuss erhalten nach oben

Das Beantragen der Zuschüsse übernimmt Ihr Berater bzw. Ihre Beraterin. Sie müssen die BAFA-Förderung also nicht selbst beantragen. Beim Abrechnen der Beratungskosten muss der Zuschuss für den Auftraggeber sichtbar und nachprüfbar ausgewiesen sein. Das heißt: Sie bekommen eine Rechnung, bei der die Förderung bereits abgezogen ist. Denn das BAFA zahlt sie direkt an den Energieberater aus. Informationen zu den Förderprogrammen des Bundes, der Länder und der EU in allen Themenbereichen erhalten Sie in der Förderdatenbank (foerderdatenbank.de) des Bundes.

Zu beachten ist auch, den Antrag zu stellen, bevor die Maßnahmen beginnen. Tipp: Ein qualifizierter Energieberater oder eine Beraterin kann Ihnen nicht nur einen förderfähigen Sanierungsfahrplan erstellen, sondern darin auch direkt Maßnahmenpakete schnüren, die vom BAFA bezuschusst werden. Bei Bedarf kümmern sich die Experten im Falle einer geplanten Umsetzung dann auch um die Antragstellung beim Bundesamt, sofern Sie dies vertraglich vereinbaren.

Was genau ist eine energetische Sanierung? nach oben

Unter energetischer Sanierung eines Gebäudes verstehen Fachleute bauliche Änderungen, um den Energieverbrauch zu senken. Dazu gehören alle Dämmmaßnahmen der Außenwände, Dachflächen, Geschossdecken und des unteren Gebäudeabschlusses, zum Beispiel der Kellerdecke. Im Zuge dessen sollte auch ein Fenster- und Türentausch überprüft werden. Optimale Ergebnisse werden durch die Kombination von mehreren Maßnahmen erreicht. So werden beispielsweise durch die gleichzeitige Bearbeitung benachbarter Bauteile Wärmebrücken (punktuelle Schwachstellen in der Gebäudehülle) minimiert.

Die Optimierung bzw. Modernisierung des Heizungssystems und der Warmwasseraufbereitung ist eine weitere Maßnahme der energetischen Sanierung. In vielen Fällen kann schon durch die richtige Einstellung des Heizungssystems viel Energie gespart werden. Weitere Möglichkeiten der energetischen Sanierung sind der Einbau einer Lüftungsanlage.

Energieberatung der Verbraucherzentralen nach oben

Noch mehr Informationen und Tipps gibt es bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale − online, telefonisch oder im persönlichen Gespräch. Hier können Sie auch kostenlose Online-Vorträge rund um das Thema Energie buchen: www.verbraucherzentrale-energieberatung.de oder kostenfrei unter 0800 − 809 802 400.

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